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September 2017 Homo- und Transfeindlichkeit, Sexismus, Gender

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Das "große Finale" der Bustour von "Demo für Alle"-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde in Berlin (Quelle: AAS)

Ein 31-jähriger Mann wurde von zwei Unbekannten im Berliner Tiergarten an einen Baum gefesselt, geschlagen und homophob beleidigt. Gegen 23.30 Uhr wurde das Opfer unter dem Vorwand eines Treffens mit Cousins in den Bereich des Großen Tiergartens gelockt. Wie der Mann später bei der Polizei angab, hätten ihn zwei Männern geknebelt und anschließend an einen Baum gefesselt. Die Täter hätten ihn dann schwulenfeindlich beleidigt, gegen die Schulter geschlagen und getreten. Anschließend soll das Duo ihn an dem Baum gefesselt zurückgelassen und in Richtung Straße des 17. Juni geflüchtet sein. (BildWelt)

Ein Mann wird in Tempelhof vor einem Club abgewiesen, homophob beleidigt und geschlagen. In Schöneberg spucken zwei Männer einem schwulen Touristen vor die Füße. In Moabit schreit ein Mann schwulenfeindliche und antisemitische Parolen. (Berliner Morgenpost)

Drei Unbekannte haben in Berlin-Kreuzberg einen Radfahrer homophob beleidigt, zu Boden geschlagen und auf seinen Kopf eingetreten. Rettungskräfte brachten den 42-Jährigen mit Verletzungen an Kopf und Arm in ein Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. (Bildrbb)

Die queerpolitischen Sprecher der Berliner Regierungsfraktionen im Abgeordnetenhaus haben angekündigt, entschieden Homo-Hass entgegenzutreten. „Der brutale Übergriff auf einen schwulen Mann am Freitagnachmittag in der Nähe des Oranienplatzes in Kreuzberg wirft in den Communitys bange Fragen auf. In letzter Zeit häufen sich die Berichte über Gewaltvorfälle gegen homo- und transsexuelle Personen“, erklärten Sebastian Walter und Anja Kofbinger (Grüne), Melanie Kühnemann (SPD) sowie Carsten Schatz (Linke) in einer gemeinsamen Erklärung. (queer.de)

Musiker Jim Reeves war 47 Jahre alt, als er in einem Hostel in Berlin-Charlottenburg qualvoll starb. Jetzt beginnt gegen seine mutmaßlichen Mörder. In der Nacht zum 1. Februar 2016 wurde Jim Reeves attackiert – „von seinen Mitbewohnern im Sechs-Bett-Zimmer im Hostel“, verliest die Staatsanwältin. Die Angeklagten hätten beschlossen, „das Opfer zu töten und dabei zu quälen“. Weil das Opfer ihnen „sexuelle Handlungen angetragen hatte“. Sie hätten Reeves mit der Faust und einem Holzstuhl ins Gesicht geschlagen, sie hätten ihn dann mit einem länglichen Gegenstand vergewaltigt. Er starb an seinen inneren Verletzungen. (MoPo)

 

Gegen Gleichberechtigung und Schwangerschaftsabbrüche: Die „Demo für Alle“ auf nicht ganz erfolgreicher Deutschland Tour und der „Marsch für das Leben“ in Berlin

Seit Anfang September tourt die homo- und transfeindliche „Demo für Alle“ durch Deutschland. Anlässlich der Bundestagswahl fährt ein sogenannter „Bus der Meinungsfreiheit“ durch die Republik. Insgesamt gab es Kundgebungen in zehn Städten, alle wurden von lautstarken Gegenprotesten begleitet. Am Freitag (15.09.2017), einen Tag vor dem fundamentalistischen “Marsch für das Leben”, bei dem Abtreibungsgegner durch Berlin ziehen, war der letzte Stopp des Busses in Berlin. (BTN)

Noch während der Tour hatte einer der  Organisatorin die Proteste gegen den von Gegnern sogenannten „Bus der Schande“  mit der Reichspogromnacht verglichen. (Queer.de)

Sie zogen durch neun Städte, um den Menschen zu erklären, warum die Ehe für alle abzuschaffen gehört. Es ist ihnen nicht gelungen. Hedwig von Beverfoerde sollte sich Hobbys suchen. Ein Kommentar. (Frankfurter Rundschau)

Jedes Jahr im September wiederholt sich in Berlin ein groteskes Schauspiel: Mehrere tausend Menschen ziehen schweigend in einem langen Prozessionszug durch den Stadtteil Mitte. Die Männer und Frauen, von denen sich viele als strenggläubige Christen verstehen, tragen weiße Holzkreuze in den Händen. Manche der sich selbst „Lebensschützer_innen“ Nennenden bewegt die Lippen zum stillen Gebet. (BTN)

 

AfD: Ehe-Öffnung für Schwule und Lesben ist Vorbote der „Kinder-Ehe“

Im neuen NRW-Landtag zeigt die AfD sofort ihr wahres Gesicht: In der ersten Debatte zu Homo-Rechten wirft ein Politiker der Rechtspopulisten den Befürwortern der Ehe für alle vor, damit nur den sexuellen Kindesmissbrauch hoffähig machen zu wollen. (Queer.de)

 

Homo- und Transfeindlichkeit an der Uni

Der Evolutionsbiologe Professor Ulrich Kutschera aus Kassel beharrt in einem Interview mit einer polnischen Zeitschrift auf seinen homophoben Thesen. Und schimpft über die „links/grün/rot-indoktrinierte Gender-Homo-Lobby“.

Der Kasseler Universitätsprofessor Ulrich Kutschera will nichts zurücknehmen: Homosexuelle Paare würden wegen ihrer sexuellen Orientierung eher Kinder missbrauchen, außerdem führe die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben zu einer „Abwertung potenziell fruchtbarer Ehen“. Diese Thesen unterstrich der Evolutionsbiologe in einem kürzlich mit der polnischen Zeitschrift „Sieci“ erschienenen Interview, das in deutscher Sprache im katholischen Portal kath.net veröffentlicht wurde. In dem Interview verbreitet Kutschera die Verschwörungstheorie, dass eine „politisch einflussreiche links/grün/rot-indoktrinierte Gender-Homo-Lobby“ die „‚christlichen‘ Parteien fest im Würgegriff“ habe. (Queer.de)

Das Präsidium der Technischen Universität (TU) Darmstadt hat einem Lehrbeauftragen für Biologiedidaktik vorläufig die Lehrerlaubnis entzogen. Dies teilte der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) am Montag mit. Der Dozent soll sich seit Jahren in seinen Seminaren homophob, sexistisch und rassistisch geäußert haben. Der AStA hatte die Ausfälle des namentlich nicht genannten Lehrbeauftragten in den vergangenen Monaten dokumentiert und dann die Uni-Leitung eingeschaltet. So soll er Lesben und Schwule wiederholt als „krank“ und „behindert“ bezeichnet haben. Nach Angaben der Studierendenvertretung habe er doziert, dass Homosexuelle „keine gleichwertigen Menschen seien und denen nicht die gleichen Rechte zugestanden werden sollten wie Heterosexuellen“. (Queer.de)

 

Kritik an Lehrer-Studie zu sexueller Orientierung und die Reaktion darauf

Eine Befragung, die derzeit an Berliner Schulen durchgeführt wird, provoziert Aufregung. Lehrkräfte werden dabei unter anderem nach ihrer sexuellen Orientierung und nach ihren Einstellungen zu sexueller Vielfalt gefragt. Es handelt sich um eine Studie, die von der Sigmund-Freud-Privatuniversität und der Humboldt-Universität Berlin im Auftrag der Senatsbildungsverwaltung an 60 stichprobenartig ausgewählten Schulen durchgeführt wird. (Tagesspiegel)

Unter dem Vorwand des Schutzes der Privatsphäre wird suggeriert, dass gerade die Information, ob eine Person lesbisch, schwul oder bi ist, eine ganz besonders sensible ist und am besten verheimlicht werden sollte. Fazit: Lesbische, schwule und bisexuelle Lehrer*innen bleibt im Schrank, euer Arbeitgeber darf das nicht wissen. Keine gute Botschaft in Zeiten der „Ehe für alle“! (Siegessäule)

 

Schwule auf dem Oktoberfest? Wenn dann höchstens „zurückhaltend“.

Schwule Besucher sollten sich bei der Wiesn lieber „zurückhalten“. Eine Ratgeberseite fürs Oktoberfest löst im Netz Diskussionen aus. (Der Westen)

 

Kampf gegen diskriminierende Werbung in Berlin Kreuzberg

Friedrichshain-Kreuzberg hat als erster Bezirk einen Handlungsleitfaden zum Umgang mit sexistischer Werbung veröffentlicht. Der Leitfaden soll auch als Vorbild für andere Bezirke und Gemeinden in Deutschland dienen, sich mit dem Thema kritisch zu beschäftigen, schreibt Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) im Grußwort. Bereits 2014 hatten sich eine Arbeitsgruppe zur Kampagne und eine Jury zur Intervention bei Verstößen gegen die Richtlinien gegründet. Seit 2015 gilt für den Bezirk ein Beschluss, der diskriminierende Werbung auf bezirklichen Werbeflächen verbietet. (TagesspiegelSpiegel)

 

Sexismus im Beruf

Vor einem Jahr gründeten Penelope Gazin und Kate Dwyer ihr eigenes Start-up. Doch vor allem von männlichen Kunden und Dienstleistern wurden sie nicht ernst genommen – bis sie einen männlichen Kollegen erfanden. (Welt)

39 Prozent der Frauen haben schon beispielsweise zweideutige Kommentare und Witze mit sexuellem Bezug im Job gehört – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2015. 22 Prozent der Frauen mussten sich am Arbeitsplatz sexuell aufgeladene Fragen zu ihrem Privatleben oder ihrem Aussehen gefallen lassen. Auch 19 Prozent der Männern haben Letzteres erlebt. In diesen Zahlen noch nicht enthalten: herabsetzende Kommentare und Bemerkungen, die Kompetenz aufgrund des Geschlechts absprechen. „Zeit Online Arbeit“ hat die Sprüche gesammelt, die sich Frauen täglich anhören müssen (Zeit)

 

Homofeindlichkeit und Sexismus im Fußball

Beim FC Bayern München läuft es derzeit nicht rund und nun zeigte sich auch noch Lewandowski-Berater Maik Barthel bei Twitter von einer eher unrühmlichen Seite. Nach dem 0:3 gegen Paris Saint-Germain attackierte er die SZ-Autorin Saskia Aleythe sexistisch. (Goal)

Männlich dominierte Sportarten bereiten bereits in ihrer Struktur den Nährboden für Homophobie, sagt Nikola Staritz vom Verein Fairplay. Gemeinsame Trainings und Ansprechstellen könnten helfen. (Standard)

Fußball ist eine der letzten Bastionen der Hetero-Normativität: Sich outen ist für Profis fast unmöglich, „schwul“ gilt noch als Schimpfwort. (taz)

Frauen werden in der Fussball-Fanszene meist als „Freundin von…“ wahrgenommen. Weibliche Fans müssen sich von den Männern einiges gefallen lassen – auch sexualisierte Gewalt. Doch die weiblichen Fussballfans fangen an, sich gegen den Sexismus zu wehren. (Deutschlandfunk Kultur)

Mit einer neuen Plakatkampagne setzen dänische Profi-Fußballer in Kopenhagen ein buntes Statement gegen Lesben- und Schwulenfeindlichkeit. (Queer.de)

 

Homo- und Transfeindlichkeit in Ägypten

Auf einem Rockkonzert in Ägypten werden Regenbogenfahnen geschwenkt. Das Zeichen der Toleranz entfesselt den Schwulenhass. Musikfans werden festgenommen – und eine international bekannte Band möglicherweise verbannt. (Handelsblatt)

In Kairo hat ein nicht öffentlicher Prozess gegen 17 Männer begonnen, denen Homosexualität vorgeworfen wird. Die Staatsanwaltschaft erklärte laut der Nachrichtenagentur AFP, die Angeklagten seien in einer Privatwohnung beim Sex erwischt worden. Menschenrechtsgruppen warfen den Behörden dagegen vor, Polizeibeamte hätten die 17 Männer in der vergangenen Woche völlig willkürlich in Straßen und Restaurants festgenommen. Die Verhaftungen seien Teil einer gegen Homosexuelle gerichteten Regierungskampagne. Das Urteil wird voraussichtlich Ende Oktober verkündet. (Queer.de)

 

 

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