Weiter zum Inhalt

Halle-Prozess-Ende Schlusswort von İsmet Tekin

„Warum habe ich seit über einem Jahr Alpträume davon, dass er mich töten wollte und alles so schmerzhaft ist?“

 

Schlusswort von İsmet Tekin zum Halle-Prozess

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Bundesanwaltschaft, Damen und Herren … außer einer Person!

Ich bedanke mich heute sehr herzlich bei der Vorsitzenden. Das ist der erste Prozess in meinem Leben und für mich sehr wichtig.

Bei allem Respekt, ich akzeptiere nicht, was die Bundesanwaltschaft gegen mich gesagt hat. Ich frage die Bundesanwaltschaft: Wenn der Feigling mich nicht töten wollte, dann wäre ich sicherlich zu ihm gegangen und hätte ihn gestoppt. Ich hätte dafür gesorgt, dass er nicht hätte weitermachen und auch noch andere Menschen verletzten konnte.

Warum habe ich seit über einem Jahr Alpträume davon, dass er mich töten wollte und alles so schmerzhaft ist? Außerdem war es ein Polizeibeamter, der gesagt hat, er sei seit 1988 Polizeibeamter und dass er über sieben Monate lang schwer dadurch psychisch verletzt war und noch nicht gesund ist.

Wenn ein gelernter Profi vorbereitet zu einem Einsatz kommt – mit kugelsicherer Weste, mit Waffen – und dann so traumatisiert wird: Was können wir als Nebenkläger dann noch sagen? Dann brauchen wir kein Wort zu sagen!

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit, außer einer Person.

Englischer Text: https://www.belltower.news/halle-trial-ismet-tekins-closing-statement-108847/

Unser Interview mit İsmet Tekin:


Hört auf die Opfer, nehmt ihre Sicht wahr – nicht nur die Ideologie des Täters! Dies ist eine Aktion des Verbandes der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. (VBRG), in Kooperation mit OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung, belltower.news, NSU Watch, democ.de und RIAS. Wir dokumentieren die Abschluss-Statements einiger der Menschen, die angegriffen und attackiert worden sind. Danke an die Opferberatungsstellen, die diese Menschen im Prozess begleitet haben.


Unsere Berichterstattung zum Halle-Prozess:

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für ein breites Publikum zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sollen immer frei verfügbar sein und nie hinter einer Paywall verschwinden.
Dafür brauchen wir aber auch Ihre Hilfe.
Bitte unterstützen Sie unseren Journalismus, Sie helfen damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

anettamut

Kommentar Deutsche Gesellschaft ist Expertin im Verdrängen

Für die Aufklärung der NSU-Mordserie wurden Untersuchungsausschüsse eingerichtet. Über den alltäglichen Rassismus wird weiterhin jedoch nicht gesprochen. Bitte fragen Sie…

Von
2019-12-16-herf-tit

Rezension und Veranstaltungsankündigung Jeffrey Herf über „Holocaust Inversion“ in der deutschen Außen- und Innenpolitik

Für Wissenschaftler wie historisch interessierte Zeitgenossen ist das neue Buch des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf, „Unerklärte Kriege gegen Israel“, ein…

Von
P1010934

Nach antisemitischem Übergriff in Bonn Solidarität und Respekt für alle

In Bonn demonstrierten hunderte Bürger mit Kippa – darunter auch Muslime – für Solidarität mit Juden und Jüdinnen in Deutschland.

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.