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IB-Social-Media-Strategien Ärger im Internet für „identitären“ Rapper und IB-Medienmacher

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Erst war die EP des rechtsextremen IB-HipHoppers Chris Ares bei Apple gelöscht, jetzt ist sie wieder online. So sah das "Drama" auf Ares' Instagram-Account aus. (Quelle: Screenshot)

Dabei war der rechtsextreme, der IB nahe stehende bayerische HipHopper Chris Ares (vgl. allgaeu-rechtsaussen.de) zunächst sehr zufrieden. Zwar hat er immer noch nicht geschafft, ein Debütalbum zu produzieren (angekündigt seit 2016), aber zumindest eine EP mit Songs von „2014-2018“ hat er digital veröffentlicht, und die rechte Internetszene reagierte prompt, angefeuert auf Ares‘ eigenem Telegram-Kanal und befreundeten „rechtsalternativen“ Medien. Die Mobilisierung funktionierte und so wurde die EP vor einer Woche Platz 1 der I-Tunes-Charts und wurde auch bei den Amazon-Bestsellern gelistet.

Chris Ares freut sich auf seinem Instagram-Kanal über I-Tunes…
… und Amazon-Platzierung.

Dies ist nicht so verwunderlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag: Ares hatte seine Mobilisierungsfähigkeiten im Internet bereits 2018 unter Beweis gestellt, als er zu den rassistischen Demonstrationen in Chemnitz ein Wutrede-Video auf einem Acker drehte und allein auf YouTube am ersten Tag 500.000 Aufrufe erzielte (Video wurde inzwischen gelöscht, vgl. BTN).

Der Absturz der Gefühle folgte allerdings wenige Tage später. Wiederum auf seinem Instagram-Kanal verkündete Ares:

Freude vorbei: Rechte Musik gelöscht.

Im Text heißt es, die EP sei „völlig grundlos“ gelöscht worden, so wie ständig seine Social Media Konten gesperrt würden, „weil ich es wage, zu sagen, dass ich meine Heimat liebe.“ Das klingt ja in der Tat unfair, entspricht aber auch nicht der Realität. Ein anderer Grund als „Heimatliebe“ wäre ja beispielsweise, dass Ares, der seit 2018 vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ nicht nur so nahe steht, dass er auf Veranstaltungen der Rechtsextremen auftrifft (vgl. sein Auftritt beim IB-Fest in Dresden 2018), sondern in seinen Songs auch deren Ideen vertont und somit für ein jugendliches Publikum aufbereitet – darunter Rassismus verkleidet als „Ethnopluralismus“ (Song „Defend Europe“, Erzählungen von „Medien in Deutschland / als antideutsche Heuchler“ (weil sie nicht seine Meinung schreiben) (Song „Niklas (P.)“) oder Hass schüren auf Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus und Diskriminerung engagieren „Diese Menschen, die dich Nazi nennen, handeln wie die Stasi“ (Song „Narrativ“).  Es bleibt aber auch nicht bei rechtsextremen Ideologie-Fragmenten, die in Deutschland einen „Bürgerkrieg“ heraufbeschwören wollen und dabei Täter-Opfer-Umkehr betreiten – auch Gewaltaufrufe lassen sich in den Texten finden.

„Jetzt ist Abriss /Wir haben eure Lügen satt / Und die Scheisse, die hier geschieht / Es ist Krieg / Ihr habt ihn gebracht“. (Song „Widerstand“)

„Eure vollvermummten Punkvisagen werden mittels Panzerwagen durch das ganze Land gejagt“ (Song „Defend Europe“) –„Punk“ ist bei Ares übrigens jeder nicht-rechte Mensch, nicht „nur“ Punks.

„Schämt euch, ihr Lügner / Sagt, glaubt ihr denn selbst /Dass man euch bei der Wahrheit als Nazis entstellt / Der Tag 0 wird kommen und nicht nur die richten / Die selber Schuld tragen, sondern falsch berichten“ (Song „Niklas“, auch „Niklas P.“)

Musik, die rechtsextreme Ideologie und Gewalt verbreitet, ist durchaus eine Löschung wert auf reichweitenstarken Plattformen.

Chris Ares beschwert sich in einem YouTube-Video über die Löschung: „Wir werden von Plattformen entfernt, aber dass jetzt sogar die Freiheit der Kunst insofern beeinträchtigt wird, als dass die einfach gelöscht wird, ist schon noch mal eine neue Hausnummer. (…).

Ich würde jetzt bitten: Menschen, die dieses Video sehen, teilt es, verbreitet es und dann schreibt Apple oder I-Tunes an, und fragt, was mit meiner Musik ist. Sagt, dass ihr die Musik gekauft habt (…), und dass ihr wissen möchtet, wo die Musik ist. Ob ihr es getan habt oder nicht, spielt keine Rolle. Macht Druck! Für die, die es tatsächlich gekauft haben: Da besteht mit Sicherheit auch die Möglichkeit, zu schreiben, dass man gegebenenfalls einen Anwalt einschalten möchte. Es ist einfach wichtig, dass die sehen, dass wir uns das nicht gefallen lassen.“

Das Video wurde 16.523 mal angesehen (Stand 06.08.2019).

I-Tunes blieb nicht bei seiner Meinung und bietet die EP nun wieder an – ob nach Protesten von Ares-Fans, ist zu vermuten, aber noch unklar. Ein Statement des Unternehmens haben wir angefragt, aber noch keine Antwort erhalten. Amazon hat die EP weiter im Angebot, featured sie aber nicht mehr auf den ersten „Bestseller“-Seiten. Es ist Musik-Streaming-Diensten dringend zu raten, ihre Richtlinien zu überarbeiten, um rechtsextreme Musik vom Angebot ausschließen zu können, wenn dies gewollt ist. Dann können sie auch Beschwerde-Tiraden problemlos ignorieren, die, wie hier zu vermuten, durch eine Empörungsmaschinerie im Internet getragen werden, die mit Kund*innen nichts zu tun hat.

Und das „Arcadi“-Magazin

Würden die großen Streaming-Dienste Ares‘ Werke nicht mehr anbieten, wären sie übrigens immer noch verfügbar und damit die hier angerufene „Freiheit der Kunst“ nicht beschädigt. Ares bietet seine Musik – wie weiteres Merchandising – über die Website des neurechten „Arcadi-Magazins“ und den dazugehörigen „Arcadi-Verlag“ an. Das 2017 gegründete „Arcadi-Magazin“ ist ein neurechtes Jugendmagazin (Print und Online), das ebenfalls passenderweise der „Identitären Bewegung“ nahesteht. Es nennt sich „das neue Kultur- und Lifestyle-Magazin“ und hat laut dem rechten Blog „Journalistenwatch“ eine Auflage von 1.000 Stück (2018). Leitender Redakteur ist Yannick Noé aus Leverkusen, der außerdem Funktionär und Sprecher der Leverkusener AfD ist. Herausgegeben wird das Magazin laut Impressum 2019 von Max Schmitz aus Fulda, der offenbar zu einem „Impressums- und Pseudonym-Service“-Anbieter gehört.

Das „Arcadi-Magazin“ hat derweil auch Ärger, wie eine andere rechtsradikale, der IB, der AfD und der „Neuen Rechten“ nahe stehende Gruppierung, „Ein Prozent“, auf ihrer Website berichtet: „Wie heute bekannt wurde, sperrte der Werbedienst „Google AdSense“ das „Arcadi Magazin“. Damit können über „AdSense“ künftig keine Werbeanzeigen mehr auf der Seites des Magazins geschaltet werden. Chefredakteur Yannick Noé zu dem Vorfall: „Heute hat Google ‚Arcadi‘ demonetarisiert. Natürlich geschieht dies aus politischen Gründen, um uns die Finanzmittel zu streichen und ‚Arcadi‘ mundtot zu machen.“ Nun, da muss sich „Arcadi“ nun wohl selbst um das Einwerben von Mitteln kümmern. Google hat klare Richtlinien zu Hassinhalten, die nicht durch Monetarisierung unterstützt werden sollen.

Und noch ein IB-Akteur hat Ärger mit Löschungen: IB-Medienmacher Alex „Malenki“ Kleine, u.a. szene-bekannt durch das Videoformat „Laut gedacht“ auf YouTube, das er mit Philipp Thaler dreht, war zuletzt vor allem auf Instagram sehr aktiv, wenn es darum ging, neue Menschen für die „Identitäre Bewegung“ anzusprechen – durch einen Mix aus scheinbar unpolitisch-privaten Inhalten im Bild-Stream und rechtsradikalen Kommentierungen des Weltgeschehens in den Insta-Stories. Nun wurden sowohl sein persönlicher Account als auch der von „Laut gedacht“ von der Plattform gelöscht. Nicht die erste Sperre, auch seinen PayPal-Account hat der IB-Aktivist nach eigenen Angaben verloren, und im YouTube-Video zu aktuellen Sperrung fasst er zusammen: „Die Einschläge kommen näher.  (…) Megaviel ging da flöten bei Social Media: Eine „Laut gedacht“-Folge [bei YouTube] einfach gelöscht. Twitter 12 Stunden Sperre wegen Hate Speech. Bei Instagram das Profil mit über 6.000 Followern gelöscht – wegen Hate Speech. Das ist natürlich übel, weil bei Instagram eine ganze Menge Arbeit drinsteckt. Über 400 Beiträge. Über 3 Jahre Arbeit.“ Kein Grund allerdings für Kleine, über die Hasserfülltheit seiner Inhalte nachzudenken. Stattdessen macht es einen ideologisch geschulten Aktivisten aus, sich Schlupflöcher zu suchen und mit den Social Media-Unternehmen Katz und Maus zu spielen: Die gesperrte YouTube-Folge (Kanal mit 45.000 Follower) lud er stattdessen auf der Videoplattform Bitchute hoch (dort nur 45 Follower) – teilte das Video dann aber auf dem „Laut gedacht“-Facebook-Kanal (5.000 Follower). Dort ist die zynische Folge über den Tod eines Kindes am Frankfurter Bahnhof bisher online.

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