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dehate-report „QAnon in Deutschland“ Wie sich QAnon-Anhänger*innen und „Reichsbürger*innen“ vermischen

Foto von der Demonstration am 19.11.2020 in Berlin.

Neben offenen Bekundungen zu QAnon konnte man bei den gegen die COVID-19-Auflagen der Bundesregierung gerichteten Demonstrationen am 1. und 29. August 2020 besonders häufig ein Symbol beobachten: die Reichsflagge, in diesem Kontext verwendet von Anhänger*innen der „Reichsbürger“-Verschwörungsideologie und von Souveränist*innen. „Reichsbürger*innen“ glauben an den Fortbestand eines „Deutschen Reichs“ und schlussfolgern, dass die Bundesrepublik Deutschland kein rechtmäßiger Staat sei. Stattdessen befinde sich Deutschland noch immer im Kriegszustand mit den Alliierten – diesen fiktiven Zustand wollen „Reichsbürger*innen“ ändern. Das Hauptanliegen von Souveränist*innen ist es, die ihrer Ansicht nach fehlende Souveränität Deutschlands herzustellen.

Auf den ersten Blick lässt sich dies nur schwer mit dem Glauben an Donald Trump als Erlöserfigur vereinbaren. Doch schon im Frühjahr 2020 bezogen sich „Reichsbürger*innen“ und andere Souveränist*innen positiv auf QAnon. Anlass war das NATO-Manöver „Defender-Europe 20“, bei dem im ersten Halbjahr 2020 unter anderem die größte US-amerikanische Truppenverschiebung seit 25 Jahren vorgesehen war. Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Europa verhinderte dessen Durchführung. Davon ließen sich souveränistische Anhänger*innen von QAnon auf Telegram jedoch nicht beirren. In ihren Channels und Gruppen mit teils mehreren tausend Mitgliedern zeigt sich seit Februar/März 2020 eine Vermi-schung beider Verschwörungsideologien. Mittlerweile häufen sich die Beispiele von Prominenten, die sowohl die Erzählungen um Q als auch „Reichsbürger“-Narrative verbreiten, darunter auch der verschwörungsideologisch aktive Promi-Koch Attila Hildmann. Welche Gemeinsamkeiten einen die Anhänger*innen der beiden Verschwörungsideologien?

Antisemitismus:
QAnon-Anhänger*innen glauben häufig an antisemitische Stereotype und den Mythos der „jüdischen Weltverschwörung“. Dasselbe gilt für „Reichsbürger*innen“.

Regierungskritik:
Der Staat und die Regierung dienen beiden Verschwörungsideologien als Feindbilder. Dies wird besonders in der COVID-19-Krise klar: Hierin sehen die Anhänger*innen beider Ideologien eine geheime, von der Regierung gesteuerte Verschwörung gegen „das Volk“. Der Staat wird in ihrer Verschwörungsideologie von einer fremden Macht kontrolliert.

Heilsversprechen:
Im Gegensatz zu rein untergangsfixierten Verschwörungsideologien beinhalten der verschwörungsideologische Souveränismus und QAnon Heilsversprechen: Der Souveränismus dämpft die Hoffnungslosigkeit seines Weltbilds durch konkrete Handlungstipps dazu, wie das Ziel der Rückgewinnung fehlender Souveränität zu erreichen sei. QAnon erweitert diese Ideologie um eine Perspektive der Macht und christlich-fundamentalistische Endzeitvorstellungen mit Trump als Erlöserfigur. Auf Belltower.News werden diese Punkte näher erläutert.

Fraglich bleibt, warum ausgerechnet der US-Präsident auch von „Reichsbürger*innen“ als Erlöserfigur anerkannt wird. Ähnlich unklar ist, wie die QAnon-Community diesen Mann, der so offensichtlich ein tatsächlicher Teil der US-amerikanischen Elite ist, als Gegenspieler zu der verhassten fiktiven Verschwörungselite ansehen kann. Fest steht jedoch, dass sich Trump selbst seit seinem ersten Wahlkampf als Außenseiter darstellt. Dieses Narrativ dürfte seine Akzeptanz gefestigt haben.

 

Dieser Text ist ein Auszug aus dem de:hate report #1: QAnon in Deutschland.

Weitere Texte aus dem Report auf Belltower.News:

Der de:hate report zum Download als PDF:

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/11/01-dehate-report-QAnon.pdf

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