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Der Vogelschiss der AfD

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Alexander Gauland beim Bundeskongress der Jungen Alternative. (Quelle: (c) dpa)

Es ist schon klar, was Gauland mit dem Bild ausdrücken will. Er scheißt drauf. Auf die größten Metzeleien in der Menschheitsgeschichte mit zwei Weltkriegen. Er scheißt auf die kaltherzig geplanten und heißblütig exekutierten Morde an Juden und vielen anderen, weil es die Nationalsozialisten eben so wollten. Ein Vogelschiss. Er überhöht sich, ein Herrenmensch am Himmel der Menschheitsgeschichte. Gauland schaut herab auf die Ereignisse, auf diese winzigen Menschlein, wie sie verzweifelt um ihr Leben rennen. Kriege und Vernichtungslager über ganz Europa haben 60 bis 70 Millionen Menschen das Leben gekostet. Von da oben gesehen wabert unten eine schreiende Menschenmasse, auf die er getrost einen lassen will.

Abgesehen davon, dass die 1000 Jahre bei Hitler nicht funktioniert haben, als er sie in die Zukunft dachte, stimmen sie für die Vergangenheit erst recht nicht. Die deutsche Geschichte begann, wenn man sehr genau hinschaut vielleicht im späten Mittelalter und das war keine besonders erfolgreiche Zeit. Aber richtig los ging es im 17. Jahrhundert. Martin Luther schlug seine Thesen an eine Kirchentür und wenig später begann der Dreißigjährige Krieg, der das Land verwüstete und in viele kleine Fürstentümer zersplitterte. Erst im 19. Jahrhundert machte sich eine Nation bemerkbar, die nur schwer mit der Entwicklung Europas Schritt halten konnte. Will Gauland darauf stolz sein? Sind es die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert, von denen er meinte das Recht zu haben, stolz zu sein auf „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Oder ist es am Ende dann doch die einzigartige Erfindung der Deutschen, Menschen in verschiedene Sorten zu sortieren um sie dann gezielt industriell abzuschlachten? Das war in der Tat neu in der Menschheitsgeschichte.

Die Empörung über Gaulands Zynismus reicht hier nicht aus. Gewiss beabsichtigt er genau das nach dem ausgelutschten Muster: gezielter Tabubruch, öffentliche Empörung mit Medienhype – um am Ende das missverstandene Opfer zu sein. Doch darum sollte es hier nicht gehen. Die Zukunft der Erinnerung wird ganz anders aussehen, als sie Alexander Gauland in seiner Hybris haben will. Sie wird ambivalent bleiben, sie wird in der Einwanderungsgesellschaft ganz neuen Herausforderungen gegenüberstehen, sie wird differenziert sein und sie wird immer wieder hinterfragt werden. Dafür werden die vielen Deutschen mit und ohne Migrationsblabla schon sorgen, die sich jeden Tag darum bemühen.

Und ein Vogelschiss auf der Straße – wird uns vielleicht an die Schattenseiten der industriellen Landwirtschaft erinnern. Aber ganz sicher nicht an den alten Mann von der AfD mit seinem dummen und verächtlichen Vergleich.

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