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Netzwerke AfD und FPÖ-Abgeordnete zu Besuch bei US-Rechtsextremen 

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AfD- und FPÖ-Abgeordnete träumten am Samstag in den USA mit Republikanern vom Totalen Krieg. (Quelle: Wikimedia Commons, de:hate)

„Wir wollen den Rubikon überschreiten. Wir wollen den totalen Krieg. Wir müssen darauf vorbereitet sein, in jeder Arena zu kämpfen. In den Medien. Im Gerichtssaal. An den Wahlurnen. Und auf der Straße“, heißt es vom Präsidenten des New York Young Republican Club (NYYRC), Gavin Wax, so das Southern Poverty Law Center.

Am Samstag versammeln sich international bekannte politische Figuren der Rechten bei der NYYRC Gala, um von der Lage der rechten Nation zu berichten. Mit dabei sind Donald Trump Jr., die Republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, der Trump Anwalt Rudi Giuliani, der rechtsextreme Stratege Stephen K. Bannon und eine Reihe von europäischen Rechten Politiker*innen. Darunter auch diese Vertreter*innen der AfD und FPÖ: Harald Vilimsky (FPÖ-Abgeordneter des Europäischen Parlaments), Nicolaus Fest  (AfD-Mitglied des Europäischen Parlaments), Gerald Grosz (ehemaliger FPÖ-Abgeordneter des österreichischen Parlaments), Maximilian Krah (AfD-Abgeordneter des Europäischen Parlaments), Maximilian Krauss (Vorsitzender des Rings Freiheitlicher Jugend) sowie Robert Roos (JA21 Mitglied des Europäischen Parlaments). 

Netzwerken mit Rechtsextremen

Vermutlich wurde diese illustre Truppe vom AfD-Abgeordneten Maximilian Krah zusammengerufen. Der gilt in rechtsoffenen Kreisen als Netzwerker ohne Kontaktscheu. Bereits im April 2022 hatte Krah nämlich einen anderen AfD-Kollegen, Severin Köhler, mit zu einem Treffen mit Stephen Bannon und GETTR CEO Jason Miller in die Vereinigten Staaten mitgenommen. Unter dem Deckmantel eines „Meetings zur Stärkung der Transatlantischen Kooperation“ reisen Krah und Köhler erst zum NYYRC in New York und dann nach Washington D.C, wo sie sich mit Bannon über die deutsche Wirtschaftspolitik unter der „Ampel“-Regierung und Berlins Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu China unterhalten.

David Bendels (l.) und Maximilian Krah vor dem Trump Tower

Es wäre also nicht weit hergeholt, zu vermuten, dass Krah auch diesmal als Netzwerker zu anderen europäischen Abgeordneten rechtsoffener Parteien fungiert. Spannend ist auch, dass Krah nach der Gala ein Interview mit dem rechtsextremen Deutschland-Kurier Inhaber, David Bendels (der vermutlich auch beim Event anwesend gewesen sein muss) vor dem Trump-Tower führt. Später statten die beiden dem amerikanischen Klimaskeptiker und ehemaligen Trump-Berater, William Happer einen Besuch ab.

V.l.n.r.: David Bendels, William Hopper, Maximilian Krah

Während Krah im Hintergrund fleißig netzwerkt, darf Harald Vilimsky sogar das Pre-Gala Event am Abend zuvor leiten. Auf der Webseite des NYYRC wird das Vilimsky-Event als informeller Willkommensempfang zur 110. Jahresgala promotet, bei welchem mit Longdrinks und Shrimp-Cocktails „gesellige Diskussionen über amerikanische und transatlantische Politik“ geführt werden. 

Andere wie Gerald Grosz nutzen die Event-Gelegenheit, um ihr soziales Kapital zu vergrößern und lassen sich mit Szene-Größen wie Marjorie Taylor Greene, Donald Trump Jr., Rudi Giuliani, Stephen Bannon oder dem Breitbart Kolumnisten Matthew Tyrmand ablichten.

Der Sturm auf das Kapitol wäre anders abgelaufen

Das Event wäre medial wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen, hätte die rechtsextreme Marjorie Taylor Greene nicht mit ihrer Brandrede für Furore gesorgt. Die Abgeordnete war als Ehrengast geladen und durfte an dem Abend den Preis für herausragendes politisches Engagement entgegennehmen. Fast verstohlen betritt sie die Bühne, um ihren Preis zu empfangen. Sie winkt und lächelt, bedankt sich bei dem Host und legt los:

„Ich will Ihnen etwas sagen: Wenn Steve Bannon und ich den [Sturm auf das Kapitol] organisiert hätten, hätten wir gewonnen. Ganz zu schweigen davon, dass wir bewaffnet gewesen wären.“ Ihre Rede wird mit dröhnendem Gelächter und Geklatsche aus dem Publikum empfangen. 

Dieser Dammbruch für geistige Brandstiftung und Gewalt gegen die Regierung wird in den nächsten Tagen zurecht sehr viel in der amerikanischen Presse diskutiert. 

Aber viel mehr als um Marjorie Taylor Greenes weiteren Meilenstein ihrer bereits regen rechtsextremen Radikalisierung, geht es darum, das konservative Event als Anlass zur Betrachtung des fortschreitenden Verfalles der Republikanischen Partei zu nehmen. Solche Events zeigen sehr eindrücklich, dass militanten Verbreitern von Verschwörungsideologie und Faschismus sichere Häfen und Safe Spaces geboten werden.

Maximilien Krah (l.) und David Bendels

Die Liga der besonderen Gentlemen

Neben diesen sehr bekannten Persönlichkeiten tummeln sich am Abend der Gala auch ein paar weniger bekannte Mitglieder des rechten Randes im Raum. Unter ihnen ist auch Jack Posobiec, der sich in den letzten Jahren als Rädelsführer der Alt-Right zementiert hat. Das Southern Poverty Law Center dokumentiert auch die Anwesenheit der rechtsextremen Brimelow Familie, die als Herausgeber der weißen nationalistischen Website Vdare bekannt ist. Die Washington Post verglich die rechtsextreme Darbietung an dem Galaabend mit einem ähnlichen Event aus 2018, als der konservative Metropolitan Republican Club, rechtsterroristische Mitglieder der Proud Boys zu sich einlud. 

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