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Coronaproteste-Update Mehr als 50.000 Menschen nehmen an gewaltvollen “Spazier”-Aufmärschen teil

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Corona-Protest in Gera am 03.01.2022. Der neue Claim "Wir sind die rote Linie" wird als Transparent getragen. (Quelle: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow)

Angeblich geht es gegen Corona-Maßnahmen oder drohende Impfpflichten, praktisch geht es gegen den Staat oder die Presse, die als „Feinde“ markiert werden: Mehr als 50.000 Menschen organisierten sich auch am gestrigen Montag über Soziale Netzwerke wie Telegram, um illegal durch Innenstädte zu „spazieren“ – Verstöße gegen Corona-Schutzmaßnahmen und Gewalt inklusive. Die dezentrale Mobilisierung – die Pandemieleugner:innen treffen sich nicht an einem Ort, sondern an vielen Orten in einer Stadt, im Bundesland und bundesweit – funktioniert immer noch. Die Polizei kann nicht überall gleichzeitig sein mit einer erforderlichen Anzahl von Kräften. Gleichzeitig werden in Telegram-Gruppen Strategien zu gewaltsamen Überwindung von Polizeimaßnahmen geteilt. Am Montag wurde von den Aufmarsch-Teilnehmenden gebissen, geschlagen, versucht, eine Polizeiwaffe zu stehlen; es wurde mit Fackeln aufmarschiert, Presse angegriffen und Morddrohungen verteilt und bejubelt. Die Teilnehmdenzahlen wachsen bundesweit – nicht trotz, sondern wegen der Gewaltförmigkeit der Veranstaltungen und wegen der rechtsextremen Parolen und Handlungen, die dort propagiert werden. Gut allerdings: Vielerorts gibt es inzwischen auch Gegendemonstrationen, der Hass kann dann nicht mehr ungestört verbreitet werden.

Zahlen:

Baden-Württemberg: rd. 50.000 Menschen bei rund 170 Veranstaltungen (SWR). 3.000 in Friedrichshafen, 2.000 in Mannheim, 250 in Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis (Tagesspiegel). 800 in Ludwigsburg, 400 in Leonberg. Gegendemonstrationen in vielen Orten (SWR)

Thüringen: rd. 16.000 Menschen bei 60 unangemeldeten Aufmärschen. 2.000-4.000 in Gera, 1.000 in Altenburg, 1.000 in Saalfeld, 500 in Nordhause (mdr).

Sachsen-Anhalt: rd. 12.000 Menschen, 2.500 in Magdeburg, 2.100 in Halle, 2.000 in Wittenberg, 1.300 in Bitterfeld, 500 in Dessau-Roßlau, 2.800 im Burgenlandkreis (mdr).

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Mecklenburg-Vorpommern: rd. 12.000 Menschen auf mehr als 20 angemeldeten „Lichterspaziergängen“ und nicht angemeldeten „Schweigemärschen“. 4.000 in Rostock, 2.000 in Schwerin, 1.800 in Neubrandenburg, 2.000 an der Mecklenburgischen Seenplatte. Mehrere Gegendemonstrationen, u.a. in Greifswald (Tagesspiegel).

Twitter-Thread zu Greifswald:

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Sachsen: 1.000 in Bautzen inklusive Autokorso, 1.450 in Dresden, 2.400 im Landkreis Meißen, 3.200 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, 500 in Freiberg, Westsachsen: Ansammlungen in Zwickau, Plauen, Adorf, Auerbach zwischen 30 und 300 Teilnehmenden.  200 gewalttätig in Lichtenstein bei Zwickau (Bisswunde, Waffe) (mdr). 2 Aufmärsche mit 150 Teilnehmenden der „Freien Sachsen“ in Leipzig – die Polizei kontrollierte währenddessen den Impfstatus der Gegendemonstrant:innen (L-IZ). Die Polizei stoppte einen unzulässigen Aufzug in Hoyerswerda.

Bayern: rd. 10.000 Demonstrierende auf „Montagsspaziergängen“; 4.200 in Nürnberg, 2.100 in Bamberg (Tagesspiegel). 900 in Ansbach, 800 in Bayreuth (https://www.br.de/nachrichten/bayern/wieder-corona-proteste-in-mehreren-bayerischen-staedten,StU7ro7BR). 400 in Roth, 120 Gegendemonstrierende (nordbayern.de). Oberpfalz: 600 in Cham, 150 in Weiden, 150 in Neumarkt, 170 in Parsberg, 130 in Barbing, 550 in Amberg. Oberbayern: 1.500 in Erding, 500 in Fürstenfeldbruck (BR).

NRW: 700 in Dortmund, darunter „10 bekannte Neonazis“ (Ruhrnachrichten)

Berlin: Hunderte Menschen trafen sich in allen zwölf Berliner Bezirken. 600 in Tegel, 600 in Pankow, ebenfalls hunderte in Marzahn, Köpenick, Schöneberg. Ein unangemeldeter Demozug vom Rathaus Schöneberg zum Nollendorfplatz wurde gestoppt. Eine Demonstration mit 200 Demonstrierenden in Mitte, angemeldet von Eric Graziani („Patriotic Opposition Europe“), stoppte vor dem ZDF-Hauptstadtstudio und skandierte „Lügenpresse“ und „Ihr seid Schuld“. Graziani sagte, „die Presse“ solle „zum Schweigen gebracht“ werden, „natürlich friedlich“. Im Prenzlauer Berg an der Gethsemanekirche hat die dritte Gegendemonstration gegen die Instrumentalisierung der Friedlichen Revolution durch Querdenken-Demonstranten vor dem historischen Gotteshaus Erfolg: hier fand keine Ansammlung von Querdenken-Klientel mehr statt (Tagesspiegel).

Brandenburg: An dutzenden Orten unangemeldete Veranstaltungen, 1.000 in Cottbus (Tagesspiegel). In Potsdam nimmt der Oberbürgermeister an der Gegendemonstration teil (Greenpeace Magazin).

Hessen: Demonstrationen in Fulda, Frankfurt a.M., Kassel, Gießen (Tagesspiegel). In Frankfurt a.M. ruft die „Querdenken“-Bewegung zu einer „Dauerprotest“-Woche der täglichen „Spaziergänge“ auf. Die Woche über sind Veranstaltungen mit rd. 100 Teilnehmenden angemeldet, am Wochenende soll es eine größere Demonstration mit 750 Teilnehmenden geben (FR).

Niedersachsen: 1.000 in Nienburg und Schaumburg. 1.100 im Rest Niedersachsens (Tagesspiegel). 650 in Hildesheim. 850 in Delmenhorst, Hude, Ganderkesee, Ahlhorn, Nordenham und Brake. 100 Gegendemonstrierende in Göttingen, 120 Gegendemonstrierende in Delmenhorst (ndr).

 

Gewalt bei den Aufmärschen:

  • Baden-Württemberg: Friedrichshafen
  • 3.000 Demonstrierende, Polizeikette durchbrochen (SWR).
  • Hessen: Fulda 
  • Die Polizei löste am Abend eine Ansammlung von Gegner:innen der aktuellen Corona-Maßnahmen auf. Dabei habe ein Versammlungsteilnehmer die Einsatzkräfte angegriffen. Die Beamt:innen hätten Pfefferspray eingesetzt, die Person sei festgenommen worden (Tagesspiegel).
  • Mecklenburg-Vorpommern: Rostock 
  • Todesdrohungen gegen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in der Telegram-Gruppe „Querdenken 381 Rostock“. Ein Nutzer schreibt: „Sie wird abgeholt, entweder mit dem Streifenwagen, mit dem Krankenwagen in Jacke oder mit dem Leichenwagen, egal wie sie wird abgeholt“ Dazu zeigte die Person ein Foto mit Manuela Schwesig und Melinda Gates. Das LKA ermittelt. Kommentar des Rostocker Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke), der auf die Drohung aufmerksam machte: „Der Text spricht für sich. Wer da mitläuft, toleriert das. Volle Solidarität mit Manuela Schwesig.” (docmz)
  • Sachsen: Freiberg 
  • In Freiberg durchbrachen rund 500 Demonstrant:innen gewaltsam eine Polizeisperre und zogen in kleineren Gruppen durch die Stadt (mdr).
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  • Sachsen: Lichtenstein bei Zwickau 
  • In Lichtenstein bei Zwickau hatte sich in einen Pulk von etwa 200 Demonstrant:innen eine Gruppe von etwa 60 gewaltbereiten jungen Leute gemischt. Man habe sie separiert, um ihre Identität festzustellen, hieß es. „Diese widersetzten sich mit mehreren Durchbruchsversuchen der polizeilichen Maßnahme und griffen die Beamt:innen massiv an. Darüber hinaus versprühten Teilnehmer:innen Reizstoffe gegen die Einsatzkräfte. Eine Person versuchte, einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen, und ein Polizist erlitt eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung“, teilte die Polizeidirektion mit. Insgesamt seien 14 Beamte:innen verletzt worden (mdr).
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  • Sachsen: Liebertwolkwitz 
  • 100 Menschen ziehen mit Fackeln durch den Ort. Unter ihnen laut Augenzeugenberichten zahlreiche Personen aus der rechtsextremen Szene, die auch den Hitlergruß zeigten (L-IZ).
  • Sachsen: Leipzig
  • 150 Querdenkende sehen sich rd. 60 Gegendemonstrant:innen gegenüber. Es kommt zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Polizei ist unterbesetzt, konzentriert sich auf „Trennung der zwei Lager“, statt die unerlaubte Versammlung zu beenden (L-IZ).
  • Sachsen-Anhalt: Magdeburg
  • Bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Magdeburg haben die Teilnehmer:innen am Abend versucht, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Dabei kam es teils zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Polizeiinspektion der Landeshauptstadt sprach von durchbrochenen Polizeiketten, Flaschenwürfen auf Beamt:innen und gezündeter Pyrotechnik. Die Polizei teilte dem MDR mit, rund 2.500 Menschen hätten an der Demonstration teilgenommen (mdr).
  • Thüringen: Erfurt 
  • Es kam teils zu Rangeleien, „aggressiven Auftreten“ einiger Demonstranten und „verbalen Attacken“ zwischen zwei Gruppen. In Erfurt setzten die Beamten deshalb Pfefferspray ein.

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