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Wissen, was gespielt wird… Wir können nicht immer alles unmittelbar verstehen

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Es gibt viel Wissen - doch manchmal noch nicht genug. (Quelle: Pixabay / Ninocare)

„Zu wissen, was man nicht weiß, ist der beste Teil des Wissens“ soll der chinesische Philosoph Laotse bereits im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung festgestellt haben. Neugier und Ambition sind Triebfedern gesellschaftlicher Entwicklung und mitverantwortlich für wissenschaftliche Entdeckungen, die modernes Leben in seiner heutigen Form überhaupt erst ermöglichen. Erkenntnis ist jedoch kein statisches Ergebnis von For-schung, sondern ein stetig andauernder Prozess.Im Zuge der Corona-Pandemie werden zwei Dinge zugleich deutlich: Wie unersetzlich moderne Wissenschaft für unser Leben ist und wie langwierig, komplex und widersprüchlich Forschungsprozesse sein können – und müssen. SARS-CoV-2 ist ein neuartiges Corona-Virus, über das wir in seiner aktuellen Form nur wissen, was seit seinem Ausbruch erforscht werden konnte.

Wir verfolgen in Echtzeit, wie wissenschaftliche Forschung funktioniert. Hypothesen werden aufgestellt, überprüft und ggf. verworfen, ergänzt oder durch treffendere ersetzt etc. Das kann frustrierend sein, ist jedoch die einzige Möglichkeit, ernsthaft Wissenschaft zu betreiben. Wissenschaftler*innen behaupten nicht einfach, sondern erforschen und bilden Komplexität und Widersprüche ab. Sie tun dies auf Grundlage wis-senschaftlicher Methoden. Das heißt bspw., dass nachvollziehbar sein muss, wie sie zu ihren Ergebnissen gekommen sind. Dennoch ist es fachfremden Personen nicht immer möglich, alle wissenschaftlichen Erkennt-nisse vollständig zu begreifen. Eine Gesellschaft braucht Expert*innen, die institutionell kontrolliert und geprüft werden und die über Wissen verfügen, das der Gesell-schaft nützt. Darauf müssen wir vertrauen. Das kann anstrengend und verunsichernd sein, insbesondere, wenn die Ergebnisse von so lebenswichtiger Bedeutung sind, wie in Zeiten einer globalen Pandemie. Dies sollte jedoch nicht dazu verleiten, Frust und Verunsicherung in Verschwörungsideologien zu kanalisieren. Nach dem Motto: Alles was mich verunsichert, ist Teil der Ver-schwörung. Die Ursachen einer Pandemie sind divers, zu ihnen können Armut, schlechte Arbeitsbedingungen, verantwortungslose Agrarindustrie, aber auch zufällige Faktoren gehören, die variieren und nicht immer bis ins kleinste Detail nachvollziehbar sind.


Der Text ist ein Auszug aus der Broschüre:

Titelbild der Broschüre „Wissen, was wirklich gespielt wird: Krise, Corona und Verschwörungserzählungen“

Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.): Wissen, was wirklich gespielt wird: Krise, Corona und Verschwörungserzählungen (2020)

In Zeiten globaler Krisen und den damit verbundenen Unsicherheiten werden Verschwörungsideologien besonders häufig geteilt. Vermeintlich wird Kritik geübt, doch in Wirklichkeit werden komplexe Zusammenhänge auf das Wirken einzelner Personen oder Gruppen reduziert. Verschwörungsideologien entwerfen ein apokalyptisches Bild, aus dem es nur einen Ausweg zu geben scheint: den Kampf der Guten gegen die „Verschwörung“. Diese Handreichung des Projekts No World Order soll dabei helfen, Verschwörungserzählungen um die COVID-19 Krise zu widerlegen und ihre Verbreitung einzudämmen. Dazu wurden sieben aktuell populäre Verschwörungserzählungen zusammengestellt, die in ihnen enthaltenen Missverständnisse, Lügen und Desinformationen aufgedeckt und ihnen mit Fakten begegnet.

PDF zum Download: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/05/AAS_wissen_was_wirklich_WEB.pdf

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