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Bratislava 19-jähriger Rechtsterrorist tötet zwei Männer vor LGBTQI*-Bar

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Ein Rechtsextremer hat am Mittwochabend im Zentrum der slowakischen Hauptstadt Bratislava vor einer Bar zwei Männer erschossen und eine Kellnerin schwer verletzt. (Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jaroslav Novak)

Am Mittwochabend erschoss ein 19-Jähriger vor der Bar Tepláren, in direkter Nähe der historischen Altstadt, zwei Männer, beide unter 30. Sie starben vor Ort. Ein Todesopfer hieß Matúš und war Student an der Comenius-Universität, wie deren Rektor später in einer Kondolenz-Nachricht schrieb. Eine Mitarbeiterin der LGBTQI*-Bar wurde schwer verletzt. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Nach Angaben von Zeugen wartete der Täter für einige Zeit vor der Bar, bevor er begann zu schießen. Sieben bis zehn Schüsse soll er abgefeuert haben. Der Schütze floh vom Tatort. Die Polizei gab am Donnerstagmorgen bekannt, dass sie den mutmaßlichen Angreifer aufgespürt habe. Er sei tot. Offenbar tötete er sich selbst.

Bei Twitter hatten Nutzer*innen in der Nacht auf ein inzwischen gesperrtes Konto hingewiesen, das den mutmaßlichen Inhaber, einen jungen Mann, auf einem Bild vor wenigen Wochen vor der Bar zeigte. In Tweets vor und nach der Tat scheint der Mann direkt auf den Angriff einzugehen, berichtet Queer.

Der tschechische Nachrichtensender CT24 berichtete am Donnerstag, dass der Angreifer seine Tat wohl wochenlang, vielleicht monatelang vorbereitete. Einiges deute darauf hin, dass er Komplizen hat. Laut der Website Aktuality.sk kursiert ein Name des mutmaßlichen Täters, K.. Der Vater des 19-Jährigen soll ein Funktionär der nationalistischen Vlast (Heimat)-Partei sein.

Kommunikation auf Twitter und 4chan nach der Tat

Nach seinen Morden ging der 19-Jährige offenbar wieder online und begann seine Tat auf Twitter und 4chan zu kommentieren. Laut CT24 wollte K. usprünglich den slowakischen Ministerpräsidenten Eduard Heger zum Ziel machen, das sei jedoch nicht erfolgreich gewesen, schrieb er offenbar wenige Stunden nach dem Mord auf 4chan.

Wenige Stunden vor der Tat wurde in dem Profil ein rechtsextremes Dokument, eine Art Manifest, mit antisemitischen,queerfeindlichen, frauenfeindlichen, rassistischen und anti-Impf Inhalten gepostet. Das 65-seitige Dokument ähnelt in Inhalt und Duktus stark jenen von anderen digital affinen rechtsterroristischen Mördern.

Der Rechtsterrorist aus Christchurch begann sein Manifest mit einer dreimaligen Wiederholung der Phrase „Es ist die Geburtenrate“. Der Täter aus Bratislava beginnt mit einer dreimaligen Wiederholung von „Es sind die Juden“, um dann mit der Drohung fortzufahren „Sie haben alle Namen und Adressen“. Genau wie beim Christchurch-Täter ist gleich zu Beginn des Manifests eine große Schwarze Sonne zu sehen, Erkennungszeichen moderner Nazis.

Das Dokument strotzt nur so vor Antisemitismus und Hass auf Jüd*innen. Er behauptet, dass „das größte Problem hauptsächlich die Juden sind“ und der einzige Weg, diese imaginäre Herrschaft der Juden zu beenden, sei, sie zu töten. Es gibt eine Seite zum Holocaust. Sie ist fast leer, bis auf den Satz: „Der Holocaust. Er ist nie passiert. Aber falls er passiert wäre, hätten die Juden es verdient. Schade, dass der Job nicht zu Ende gemacht wurde.“

Der Täter aus Bratislava empfiehlt in seinem Manifest unter anderem die Terrorschriften des Christchurch-Massenmörders, die Terror-Anleitung „The Turner Diaries“ und Terroranleitungen der Akzelerationisten-Szene. Rechtsextreme Akzelerationisten wollen durch Angriffe die Gesellschaft ins Chaos stürzen, um so einen Bürgerkrieg zu beginnen, an deren Ende „die weiße Rasse“ über allen anderen steht. Die Werke der Akzelerationisten benennt der Täter aus Bratislava, im Gegensatz zu den eher theoretischen anderen Hass-Pamphleten, als Anleitungen, die praktische Mittel liefern. Inhaltlich, mit den Ratschlägen und Tipps, die der 19-Jährige in seinem Dokument veröffentlicht, scheint er Anhänger der akzelerationistischen Idee zu sein. Es bringe nichts mehr, sich in Neonazi-Gruppen zu organisieren, stattdessen mache es in seinen Augen mehr Sinn, ein sogenannter „Einsamer Wolf“-Terrorist zu sein. 

In einem biografischen Abschnitt gibt der Täter an, ab 2016 Trump-Fan zu sein – hauptsächlich wegen der witzigen Memes der Alt-Right. Er sei zudem Fan von Männerrechtlern gewesen. Alles änderte sich im Mai 2019, als er das Live-Video der Ermordung von 51 Menschen in zwei Moscheen in Christchurch sah. Auch den Anschlag auf eine Synagoge in Poway in den USA durch einen Internet-affinen Rechtsterroristen nennt K. als Inspiration. Er verehrte diese Mörder und nennt sie „Heilige“, eine geläufige Formulierung in dieser Cybernazi-Szene. Hier werden Massenmörder verehrt. Je mehr Menschen ein Rechtsterrorist bei einem Anschlag tötet, desto höher ist er im Ranking unter internationalen Cybernazis, und umso imposanter sind die digitalen Throne, die die terroristische Fangemeinde ihren „Helden“ errichtet.

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