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Denis Kapustin „White Rex“ – Vertrieb einer internationalen Neonazi-Marke aus Deutschland

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Denis Kapustin im Schützengraben (Quelle: Screenshot)

Der Neonazi Denis Kapustin alias Nikitin hat es auf die internationale Bühne geschafft: Im August vergangenen Jahres gründete er das „Russischen Freiwilligenkorps“ (RDK), das auf Seiten der Ukraine gegen Russland kämpft. Am Donnerstag, dem 2. März, ist er offenbar in zwei russische Grenz-Dörfer einmarschiert, wie Belltower.News berichtete. Unterdessen führt der deutsche Neonazi Patrick Schröder das Modelabel von Kapustin „White Rex“ aus Deutschland unbehelligt weiter. Schröder hält sich derzeit mit weiteren führenden Neonazis in Osteuropa auf, vermutlich um ein neonazistisches Kampfsport-Event aufzubauen. 

Wer ist Denis Kapustin?

Denis Kapustin ist kein Unbekannter. Seine Netzwerke reichen offenbar immer noch nach Deutschland. Denis Kapustin, auch bekannt als Denis Nikitin, ist eine zentrale Figur des internationalen Neonazismus und eine Führungsfigur der rechtsextremen Kampfsport-Szene, mit besten Kontakten nach Deutschland. Laut Spiegel-Recherchen reiste Kapustin mit seiner Familie als Kontingentflüchtling im Jahr 2001 nach Deutschland. Die Familie bekam eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und ließ sich in Köln-Chorweiler nieder. Erste Gewalterfahrungen sammelte er Mitte der 2000er-Jahre in der Hooliganszene des 1. FC Köln. In Moskau entwickelte Kapustin sich später zu einer echten Größe der noch weitaus brutaleren dortigen Hooliganszene. 2008 gründete Kapustin die rechtsextreme russische Modemarke „White Rex“ (zu Deutsch: Weißer König).

Ein Teilnehmer auf einem Neonazi-Musik-Event 2019 in Themar (Quelle: KA)

Die Marke vertreibt jedoch nicht nur Szene-Kleidung. Sie trat auch als Veranstalter von Rechtsrock-Konzerten in Russland auf und war maßgeblich an eigenen, rechten Kampfsportveranstaltungen beteiligt, die zum Teil mehrere Hundert Besucher*innen anzogen. Seit 2013 baut „White Rex“ auch Kampfsport-Events in Westeuropa auf und formierte eigene Teams.

Kapustin: Wegbereiter der rechtsextremen Kampfsport-Szene in Europa

Marken-Gründer Kapustin leitete außerdem einige Seminare in Deutschland und in der Schweiz, deren Teilnehmer*innen in lokalen, extrem rechten Organisationen und Parteien verankert sind. Kapustin will mit seiner Marke Kampf- und Kraftsport, kombiniert mit einer gesunden Lebensführung, in der europäischen Neonazi-Szene etablieren, damit diese wehrhafter wird. In einem Interview von 2017 mit einer ukrainischen Webseite sagte er: „Ich gebe weißen Jungs (und jungen Frauen) die Möglichkeit, ihre Kräfte zu messen. Du musst selber gesünder und stärker werden“. Das Netzwerk um Kapustin will sich durch Kraft- und Kampfsport, körperliche und geistige Ertüchtigung für den Nahkampf, beziehungsweise den von Neonazis oft beschworenen „Heiligen Rassenkrieg“ vorbereiten.

Kapustin, der damals noch überwiegend aus Russland agierte, trat jedoch auch häufig in Deutschland auf, etwa als Redner auf dem neonazistischen Festival „Rock gegen Überfremdung“ im Juli 2017 in Themar. Damals versuchte auch das rechtsextreme ukrainische „Asow-Regiment“, dort Kämpfer zu rekrutieren. 2018 kämpfte Nikitin beim neofaschistischen Kampfsport-Event „Kampf der Nibelungen“ im sächsischen Ostritz. Erstmals war die russische neonazistische Kampfsport-Marke „White Rex“ offiziell Mitveranstalter des Events. Ab 2017 hält sich Kapustin überwiegend in der Ukraine auf.

Alexander Deptolla beim Kampf der Nibelungen 2018 in Ostritz. „White Rex“ tritt hier schon optisch als großer Unterstützer des Events auf (Quelle: KA)

Anfang 2019 erfolgt dann ein Einreiseverbot für den Schengen-Raum. Der Aufmerksamkeit-suchende Neonazi-Hooligan soll schließlich in der Ukraine unter anderem in die Herstellung von Amphetaminen involviert gewesen sein. In der europäischen Neonazi-Szene stört man sich daran. Ebenfalls kommen Neonazis in einen Interessenkonflikt, weil Kapustin mit seiner Familie damals als sogenannter jüdischer Kontingentflüchtling nach Köln gekommen ist, wie Recherchen des Spiegels 2019 öffentlich machen. Die Konsequenzen in der europäischen Neonazi-Szene: Die Streichung von „White Rex“ als Unterstützer von Szene-Kampfsport-Events wie dem „Kampf der Nibelungen“ und „Tiwaz“, die Verbannung der Marke aus dem Sortiment von Tomasz Szkatulskis – eine französische Neonazi-Größe und Kopf von „Pride France“ – „2YT4U“-Onlineshop und Yves Rahmels „PC Records“ – einer der führenden Rechtsrock- und Merchandise-Vertriebe Europas.

Deutscher Neonazi vertreibt „White Rex“

2022 beginnt dann der russische Angriffskrieg und Denis Kapustin kämpft seither auf der ukrainischen Seite. Sein Label „White Rex“ besteht unterdessen weiter. Interessant: Es wird von Deutschland aus vertrieben, aus Bayern. Vom Neonazi Patrick Schröder.

Patrick Schröder wiederum ist eine zentrale Figur der deutschen Neonazi-Szene. Er vertreibt in seinem Shop „Ansgar Aryan“ Kleidung für die Szene, hat mit „FSN-TV“ ein eigenes Medien-Format, zudem ist er Veranstalter von Neonazi-Veranstaltungen, auch im thüringischen Themar. In der Szene ist Schröder teilweise umstritten: Ihm werden „gute“ Kontakte zum Verfassungsschutz nachgesagt. Über seine Firma „Nemesis Production GmbH“, wird neben seinem Label „Ansgar Aryan“, „Patriotic Store“ auch „White Rex“ vertrieben. Bei allen Dreien steht die „Nemesis Production GmbH“ im Impressum und ihr Geschäftsführer ist Schröder.

Europaweites Szene-Treffen in Sofia

Benjamin Moses, aka „Balaclava Graphics“ (l.) und Patrick Schröder in Sofia (Quelle: Screenshot)

Derzeit befindet sich Schröder gemeinsam mit dem rechtsextremen Medienaktivisten Benjamin Moses, auch Moe und „Balaclava Graphics“ genannt, in Sofia (Bulgarien). Dort absolviert Schröder ein Kampfsporttraining mit dem französischen Neonazi-Kampfsportler Tomasz Szkatulskis. Warum Schröder dort ist? Darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Vermutlich trifft er dort Vorbereitungen für ein baldiges neonazistisches Kampfsport-Event.

Patrick Schräder in Sofia (Quelle: Screenshot)

Denn für den 6. Mai 2023 kündigen europäische Neonazis ein Kampfsportevent an, die „European Fight Night“ in Budapest (Ungarn). Mutmaßlich wird dieses Event unter Federführung des deutschen „Kampf der Nibelungen“-Events stattfinden, als dessen Hauptverantwortlicher Alexander Deptolla gilt. Auch „Pride Frace“ unter Tomasz Szkatulskis und „LegionHungaria“ unter Béla Incze zählen zu den Veranstaltern. Da „Kampf der Nibelungen“ in Deutschland verboten wurde, scheinen die deutschen Nazis nun mit der „European Fight Night“ einen Ersatz aufzubauen.  

(Quelle: Screenshot)

Wie eng die Vernetzung untereinander ist, wird unter anderem am neofaschistischen „Lukov“-Gedenken am 25. Februar in Sofia, Bulgarien deutlich. Die Verantwortlichen des geplanten deutsch-französisch-bulgarischen Events trafen hier auseinander. Deptolla wurde von Dortmunder Neonazi-Kadern begleitet. 

Angesichts dieser ganzen innereuropäischer Verstrickungen von gewalttätigen Neonazi-Milieus bleibt nur zu hoffen, dass Sicherheitsbehörden diese Vorgänge genauestens beobachten und Konsequenzen ziehen. „Neonazis trainieren ihre Gewalt für den weltanschaulichen Kampf“, so Robert Claus, Experte für rechtsextreme Unteränderungsversuche im Kampfsport. Und weiter: „Denis Kapustin war für die Neonazi-Szene lange Zeit prägend und er ist weiterhin eine zentrale Figur, besonders im europäischen rechtsextremen Kampfsport-Milieu.“ Kapustin sei weiterhin eine Schlüsselfigur der rechten Hooligan- und der militanten Neonazi-Szene. Mit seiner Marke „White Rex“ habe Kapustin über die Jahre einen eigenen Kosmos, eine Art rechter Erlebniswelt geschaffen.

Kleidung, Turniere, Sportnahrung, Fitnessstudios – der Neonazi will überall mitmischen. „Meine Aufgabe ist global, ich muss alle Lebensbereiche eines modernen Menschen abdecken“, sagte Kapustin in dem Interview von 2017. Genau dieses Motto scheinen führende europäische Neonazis nun umsetzen zu wollen.

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