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Gewalt und Coronaleugner*innen Mit Schießkugelschreiber, Messer und Kleinkind auf die Demonstration

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Foto aus Berlin vom 17.01.2022 - hier blieb die Demo zumindest körperlich gewaltfrei. (Quelle: N. Potter)

Schon am Samstag und Sonntag (15. und 16. Januar 2022) gab es bundesweit wieder Aufmärsche, die vermeintlich „Spaziergänge“ sein sollten. Am Montag waren bundesweit rund 75.000 Rechtextreme und Coronaleugner:innen auf der Straße. Wir dokumentieren die Gewalt der als „Spaziergänge“ verharmlosten Aufmärsche. Vielerorts gab es diesmal auch Gegendemonstrationen.

Am Montag waren die Schwerpunktregionen:
Thüringen: 21.000
Bayern: 14.000
Mecklenburg-Vorpommern: 11.000
Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Baden-Württemberg: 7.000
NRW: 4.000
Sachsen, Berlin: 3.000
(vgl. Welt)

In Sachsen hatten die „Freien Sachsen“ zu 150 „Spaziergängen“ aufgerufen. Ein Lagebild lässt sich auf Twitter bei FreieSachsenWatch und Vue.Critique erahnen (zu Freiberg, II).

  • In Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) wurden Böller und Flaschen auf Polizei und Presse geworfen (vgl. Endstation rechts), daraufhin wurden 11 Menschen festgenommen. Sie hatten selbstgebaute Pyrotechnik sowie einen „Schießkugelschreiber“ mitsamt Munition. „Das Vorhandensein einer schussbereiten Waffe sowie Munition ist eine äußerst gefährliche und besorgniserregende Entwicklung“, erklärte der Leiter der Polizeiinspektion Rostock, Achim Segebarth (vgl. Welt).
  • In Cottbus (Brandenburg) versuchten Versammlungsteilnehmende, eine Polizeikette zu durchbrechen, es gab Strafanzeigen unter anderem wegen Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoßes gegen das Waffengesetz (vgl. Welt).
  • In Gera (Thüringen) wurden drei Polizeibeamte durch Widerstandshandlungen von Demonstranten leicht verletzt (vgl. Welt).
  • In Bautzen (Sachsen) liefen am Montagabend laut der Polizeidirektion Görlitz zeitweise bis zu 1200 Menschen in einem zweistündigen Aufzug durch die Innenstadt. Die Beamten seien nicht eingeschritten, weil nach Einschätzung des Einsatzleiters die Abstände zwischen den Personen eingehalten worden seien. Aus dem Aufzug heraus sei mehrfach Pyrotechnik gezündet worden.
  • In Halle (Sachsen-Anhalt) laufen gewaltbereite Rechtsextreme an der Demonstrationsspitze, mindestens 3 Journalist:innen werden angegriffen (vgl. Twitter).
  • Auch in Freiberg (Sachsen) werden Journalist:innen als „Scheiß Juden“ und „Pressefotzen“ beschimpft und körperlich attackiert (vgl. Twitter, mit Video, mit zweitem Video).
  • In Ilmenau (Thüringen) fand ein Fackelmarsch mit Wirmerflaggen statt (vgl. Twitter, mit Fotos)
  • In Hamburg am Samstag zog laut Bericht auf Twitter ein Corona-Aufmarsch-Teilnehmer ein Messer, als es zum Konflikt mit Gegendemonstrant:innen kam.
  • In Osnabrück (Niedersachsen) am Samstag brüllt ein Demonstrationsteilnehmer: „Ich bin für den bewaffneten Widerstand! Scheißegal! Brennt das Rathaus ab.“ (vgl. Twitter).
  • In Dresden-Laubegast (Sachsen) sahen Beobachter:innen am Sonntag auf dem Aufmarsch verurteilte Neonazis der rechtsterroristischen „Feuerkriegsdivision (FKD)“ und der Gruppe „Dresden Offlinevernetzung“ (vgl. Twitter).
  • In Würzburg (Bayern) hat am Montag eine Gruppe Demo-Teilnehmer:innen eine Bloggerin angegriffen, sie bedrängt und beleidigt (vgl. Mainpost, Twitter).
  • In Herne (NRW) fand eine Pfarrerin vor dem Pfarrhaus eine Todesdrohung neben Zigarettenkippen und einem Aschehaufen. Sie hatte ein Friedensgebet gegen die Coronaleugner:innen-Demonstration organisiert. Es war bereits die zweite Todesdrohung aus dem Umfeld von diesen Demonstrationen (vgl. Twitter).
  • In Groß-Schneen bei Göttingen (Niedersachsen) führt Neonazi Jens Wilke den Zug an, spricht Todesdrohungen gegen Presse aus (vgl. Twitter).
  • In Landsberg (Bayern) wird ein Reporter-Team der Augsbuger Allgemeinen angegriffen (vgl. Augsburger Allgemeine).
  • In Passau wurde am Samstag ein Blogger angegriffen. Ein Teilnehmer trat ihm in den Rücken, ein anderer schüttet ihm Kaffee ins Gesicht (vgl. BR).

Weitere Gewalt des Milieus aus der Woche:

  • Ein weiteres Beispiel der proklamierten „Kinderliebe“ des „Querdenker“-Milieus: In Leipzig haben Unbekannte auf einer öffentlichen Kinderrutsche eine unter einem impfkritischen Aufkleber versteckte Rasierklinge angebracht. Ein 38-Jähriger entdeckte den gefährlichen Aufkleber am Sonntag auf einem Spielplatz im Stadtteil Wahren. Die Idee dabei ist: Versucht jemand, den Aufkleber zu entfernen, verletzt er sich. Nazis wenden diese Taktik auch gern an. (vgl. t-online).
  • Wegen Aufmarsch-Teilnahmen in Pirna steht der Vater eines zehn Monate alten Babys vor Gericht. Im Dezember war der Mann mit Kinderwagen und Kind auf dem verbotenen Aufzug unterwegs und schrie eine Polizeibeamtin an, bevor er ihr den Kinderwagen laut Polizeibericht „kurz hintereinander mindestens fünfmal mit Kraft in den Unterleib gestoßen habe, wodurch die Beamtin nicht unerhebliche Schmerzen erlitt“. Dann versuchte er Anfang Januar, sein Baby zu benutzen, um eine Polizeikette zu durchbrechen. Er sei er mit seinem zehn Monate alten Sohn auf dem Arm unvermittelt an einen Polizeibeamten bis zum Körperkontakt herangetreten, um zu erreichen, dass der Beamte aus Sorge um das Wohlergehen des Kleinkindes den Weg freigebe (vgl. RND).
  • Am Montag ist in Halle eine Frau in eine Pflegeheim in der Innenstadt gestürmt und hat Bewohner:innen angegriffen. Außerdem weigerte sie sich, das Heim zu verlassen. Die Polizei musste sie hinaustragen. Die Frau ist offenbar selbst eine Ärztin und Ehefrau eines bekannten  Politikers, die aber seit Frühling 2020 an Coronaleugner:innen-Demonstrationen teilnahm, auch mit „Ungeimpft“-Judenstern an der Kleidung, inzwischen als Volksverhetzung strafbar. Später stellte sich heraus, dass sie bei der Attacke Corona positiv war (vgl. Mitteldeutsche Zeitung, Du bist Halle).

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