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Buchtipp Wie Demokratie leidet, wenn Rechtspopulismus viral geht

Rechtsextremismus im Internet kommt nicht aus dem Internet und bleibt auch nicht dort. Aber in der medialen Verstärkung finden Rechtsextreme einen idealen Resonanzraum für ihre Ideologie. Patrick Stegemann und Sören Musyal fassen in „Die rechte Mobilmachung“ zusammen, wie das geht.

 
Ausschnitt aus dem Titelbild des Buches "Die rechte Mobilmachung. Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen" von Patrick Stegemann und Sören Musyal.

Nachdem Deutschland innerhalb von einem halben Jahr von zwei rechtsterroristischen Attentaten in Halle und Hanau erschüttert wurde, bei denen die Täter jeweils Dinge in „diesem Internet“ veröffentlicht hatten, liegt öffentlich ein großes und berechtigtes Augenmerk auf der Verbindung zwischen Rechtsterrorismus und der Onlinewelt. Doch die Radikalisierung, die zu rechtsterroristischen Attentaten führt, basiert natürlich auf der zunehmend professionalisierten Verbreitung rechtsextremer Ideologie und Menschenverachtung über soziale Netzwerke und das Internet, vor allem durch Akteur*innen der so genannten „Neuen Rechten“.

Wann und wo es anfing, das Rechtsextreme online nicht mehr nur altbackene „Weltnetzseiten“ betrieben, sondern moderne Meme-Wars anzettelten, beschreiben Sören Musyal und Patrick Stegemann in ihrem Buch „Die rechte Mobilmachung. Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen“ ebenso wie den Ist-Zustand der neurechts-identitären-rechtspopulistisch-alternativmedialen Vernetzung auf allen Kanälen.

In gut lesbaren Ton und verständlicher Sprache navigieren die Autoren ihre Leser*innen von Gamergate und der amerikanischen Alt-Right-Bewegung und ihren Online-Bemühungen im US-Wahlkampf über die Köpfe und Konzepte der selbsternannten „Neuen Rechten“ bis zur YouTube-Dauerbeschallung rechts-alternativer Influencer wie der „Vulgären Analyse“ oder Hagen Grell heute. Aus Hass auf Demokratie und demokratische Medien wird ein „alternativer“ Kosmos des Hasses online aufgebaut, der viele Zielgruppen anspricht und sowohl rechtsradikale Politiker*innen wie eben auch Gewalttäter*innen motiviert und anspricht. Musyal und Stegemann legen ihr Augenmerk dabei einerseits auf zentrale Akteure wie die Aktivist*innen der „Identitären Bewegung“ und deren Unterstützerverein „Ein Prozent“, andererseits behandeln sie Themen wie die Verbindung von Rechtsextremismus und Antifeminismus online, Doxing und Bedrohungslagen und Versuche der Wahlkampf-Beeinflussung zur Bundestagswahl 2017 durch rechtsextremes Trolling online.

Hierzu haben die Autoren bereits die sehenswerte Dokumentation „Lösch Dich“ gedreht:

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Weitere Informationen

 

Patrick Stegemann und Sören Musyal liefern mit „Die rechte Mobilmachung“ eine gut lesbare Beschreibung des Status Quo, was das Buch gerade für Einsteiger*innen in die Thematik sehr lohnenswert macht. Regelmäßige Leser*innen von Belltower.News oder den Monitoring-Publikationen der Amadeu Antonio Stiftung wird aber das eine oder andere Thema bekannt vorkommen.

 

Patrick Stegemann, Sören Musyal:
Die rechte Mobilmachung. Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen.
Econ-Verlag, Berlin 2020, 290 Seiten, 17,99 Euro

https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-rechte-mobilmachung-9783430210225.html

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