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Antisemitismus Symbole, Codes, Parolen auf anti-israelischen Demos

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(Quelle: Recherche.Netzwerk Berlin)

Rufe wie „Tod den Juden“ und das Verbrennen israelischer Fahnen sind deutlich und unmittelbar erkennbarer Antisemitismus. Doch auf anti-israelischen Demonstrationen werden sehr viel mehr Parolen gerufen und Transparente und Flaggen gezeigt mit Aussagen, die nicht auf den ersten Blick als Antisemitismus erkennbar, aber doch so gemeint sind. Eine kleine Übersicht über antisemitische und zumindest problematische Symbole, Codes und Parolen, die auf anti-israelischen Demonstrationen zu sehen sind.

Israelkarte in den Farben Palästinas

Ein unter Israelfeind:innen beliebtes Symbol ist die israelische Landkarte in den palästinensischen Farben. Mit solchen Darstellungen will man zum Ausdruck bringen, dass Israel kein Existenzrecht habe und impliziert eine Kein-Staat-Israel-Lösung.

Daneben erfreut sich besonders auf Instagram eine Landkarte Israels und Palästinas in Farben der Kufiya (umgangssprachlich auch “Pali Tuch”) zunehmender Beliebtheit. Während die Kufiya ein übliches Gebrauchskleidungsstück ist, wird es im europäischen Kontext oft mit gegen Israel kämpfen Palästinenser*innen assoziiert und gilt als Symbol des palästinensischen Kampfes. Eine entsprechend gefärbte Landkarte spricht Israel das Existenzrecht in seiner heutigen Form ab.

Hamas-Fahne (mit der „Shahada“, dem islamischen Glaubensbekenntnis)

Die Hamas ist eine palästinensische Organisation, die Israel mit Terror und Selbstmord-Attentaten bezwingen will. Im Gazastreifen stellt die Hamas die Regierung. Die Hamas hat das Ziel, den Staat Israel mit militärischen Mitteln zu beseitigen und einen islamischen Staat zu errichten. In ihrer 1988 veröffentlichten Gründungscharta bezog sich die Hamas auf die weltweit einflussreiche antisemitische Verschwörungserzählung der Protokolle der Weisen von Zion. Flaggen und Stirnbänder der Hamas sieht man auch auf Demonstrationen in Deutschland.

Hamas-Emblem

 Das Hamas-Emblem zeigt den Felsendom, zwei gekreuzte Schwerter und eine Karte des heutigen Israel, inklusive Westjordanland und Gazastreifen, komplett als Palästina dargestellt.

Der Felsendom wird oft auch einzeln als Symbol auf Flaggen gezeigt. Er ist – zusammen mit der daneben liegenden Al-Aksa-Moscheee – das drittwichtigste muslimische Heiligtum und steht in Jerusalem auf dem Tempelberg. Er wird gezeigt als Symbol für den Anspruch auf Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina, was die vorherige Vernichtung Israels mit einschließt.

Wappen der Palästinensischen Autonomiebehörde

Das Wappen der palästinensischen Autonomiebehörde, aus als Flagge auf weißem Grund. Die Palästinensische Autonomiebehörde (abgekürzt PNA oder PA) war eine quasistaatliche Einrichtung, die seit 1994 nominell Regierungsfunktionen in den Palästinensischen Autonomiegebieten im Westjordanland und dem Gaza-Streifen ausübte. Am 7. Januar 2013 ordnete Präsident Mahmud Abbas an, künftig im Amtsverkehr die Bezeichnung „Staat Palästina“ statt „Palästinensische Autonomiebehörde“ zu verwenden. Er löste die Autonomiebehörde formal jedoch nicht auf und ihre Organe arbeiten unter dem neuen Namen weiter.

 Islamischer Staat, Daesch

Der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) ist eine seit 2003 terroristisch agierende salafistische Miliz. Die Terrorgruppe tyrannisiert vor allem die Bevölkerung in den Krisenländern Syrien und Irak. Der IS kontrollierte jahrelang riesige Gebiete in beiden Ländern. Das Ziel des IS ist es, ein Kalifat (Gottesstaat) im Nahen Osten zu errichten. Ein anderer Begriff für den sogenannten „Islamischen Staat“ ist Daesch, Daesh oder Da’esh (ausgesprochen Da-esch). Das Akronym wird abwertend verwendet, es erinnert an andere arabische Begriffe, die etwa für „Zwietracht säen“ oder „zertreten“ stehen und weist den Anspruch des IS zurück, den die islamistischen Fundamentalist:innen selbst erheben: Das Staatsgebilde zu sein, in dem alle Muslime weltweit auf die einzige Weise leben, die wahrhaft islamisch sein soll.

 Graue Wölfe

Die Ülkücü-Bewegung ist eine heterogene türkisch-rechtsextremistische Bewegung. Laut Verfassungsschutz hat die Ülkücü-Bewegung in Deutschland mindestens 11.000 Mitglieder. Die Flagge der Ülkücü-Bewegung (türkisch: „Idealisten“) zeigt einen Wolf in Halbmond auf rotem Grund.

Die Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet die Gruppierung, die unter dem Namen „Graue Wölfe“ bekannt ist, als „größte rechtsextreme Organisation Deutschlands“. Ihr Logo ist ein Wolfskopf, der aus einem alttürkischen Mythos stammt und Stärke und Aggressivität der Bewegung symbolisieren soll. Die Aktivist:innen propagieren einen „ethnischen Nationalismus“, ihr großes Ideal ist „Turan“, ein großtürkisches Reich, sowie die Eliminierung der politischen Gegner:innen.

Alttürkisch für „Gök Türken“

In der alttürkischen Runenschrift des Göktürk-Reiches bedeuten diese Zeichen „Türk“ und werden heute von türkischen Nationalisten als ein Symbol für „Turan“, das großtürkische Reich, genutzt.

Ihr Erkennungszeichen ist der sogenannte „Wolfsgruß“:

 

Rabia/R4bia

Die Rabia wird gebildet, indem die 4 Finger einer Hand lang ausgestreckt werden, während der Daumen vor der Handfläche angewinkelt wird. Seine Ursprüng hat das Zeichen im Aufstand in Ägypten und ist dort mit der Muslimbruderschaft assoziiert. Heute wird es unter anderem vom türkischen Staatspräsidenten Erdoğan und auch Anhänger*innen der grauen Wölfe verwendet.

Flagge der Partei der Nationalistischen Bewegung, die prominenteste rechtsextreme politische Partei in der Geschichte der Türkei. Dieselbe Fahne in grün statt rot war die Flagge des Osmanischen Reiches. Auch sie ist unter Anhänger:innen der „Grauen Wölfe“ beliebt.

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PLFP: Die Volksfront zur Befreiung Palästinas

Die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (Palästinensische Nationale Arbeitskommission, PFLP) wurde am 11. Dezember 1967 in Reaktion auf die Niederlage mehrerer arabischer Staaten gegen Israel im Sechstagekrieg gegründet und gehört damit zu den ältesten der militanten Palästinenser-Organisationen. Das erklärte Ziel der Volksfront: „Die Befreiung ganz Palästinas im bewaffneten Kampf und die Errichtung eines demokratischen und sozialistischen palästinensischen Staates.“ Von 1967 bis 1972 organisierte sie Flugzeugentführungen und Geiselnahmen. Später verübte sie vor allem Sprengstoffanschläge in den besetzten Gebieten und in Israel selbst. In der EU und in den USA gilt die PLFP als Terrororganisation.

Die PFLP verübt zwar keine Selbstmordattentate. Anders als die Hamas oder der Islamische Dschihad ist sie keine radikal-islamische Organisation. Sie versteht sich eher als marxistisch-leninistische, säkulare Bewegung und verbindet arabisch-nationalistische Ziele mit dem Ziel der Befreiung Palästinas, was die Zerstörung Israels impliziert. Und dabei spielt der bewaffnete Kampf  immer eine entscheidende Rolle. Die „Märtyrer-Abu-Ali-Mustafa-Brigaden“ sind der militante Arm der marxistisch-leninistischen Gruppierung.

Palästinensische Islamische Jihad und die Al-Quds-Brigaden

Der Palästinensischer Islamische Jihad (PIJ) ist eine palästinensische islamistische Gruppe. Sie lehnt eine Zwei-Staaten-Lösung ab und hat die Vernichtung Israels zum Ziel. Der bewaffnete Arm des PIJ sind die Al-Quds-Brigaden (Al-Quds ist der arabische Name für Jerusalem). Die Al-Quds-Brigaden sind hinter der Hamas die zweitgrößte Gruppe in Gaza. Der PIJ und die Al-Quds-Brigaden sind für eine Reihe von Anschlägen, unter anderem Bombenanschläge und Raketenbeschuss auf Israel, verantwortlich. Der PIJ wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft.

Flagge der Fatah-Bewegung

Die Fatah ist die größte Bewegung innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), der die Hamas nicht angehört. Die Fatah wurde 1965 von Jassir Arafat gegründet und hat jahrzehntelang den palästinensischen Kampf um einen eigenen Staat angeführt. Sie hat faktisch die Verhandlungen mit Israel geführt und Vereinbarungen unterzeichnet. Derzeitiger Chef der Bewegung ist Präsident Mahmud Abbas.

Hisbollah

Die Hisbollah (arabisch: „Partei Gottes“), ist eine schiitische Bewegung im Libanon. Als Israel im Juni 1982 im Libanon einmarschiert, war die Geburtsstunde von Hisbollah gekommen: Auf Betreiben des Iran wurde diese neue Miliz gegründet. Als „Staat im Staat“ kontrolliert die islamistische Hisbollah seither den Libanon über ihre Miliz nicht nur militärisch, sondern über ihre Partei auch politisch. Die Hisbollah ist in Deutschland verboten.

BDS

BDS ist die Abkürzung für „Boykott, Desinvestionen und Sanktionen“. Die internationale Bewegung fordert ein Ende der Besatzung palästinensischer Gebiete, die Gleichberechtigung arabischer Israelis und ein Recht auf Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge. Ziel der Aktivist:innen ist die Tilgung Israels von der Landkarte.

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„Handala“

Abbildungen der Comicfigur „Handala“ werden meist im Kontext der Boykott-Kampagne BDS verwendet. Einerseits soll Handala, ein palästinensischer Junge, der in zerschlissener Kleidung, barfüßig und dabei nur von hinten zu sehen ist, machtlose, zur Passivität verdammte Palästinenser*innen darstellen. Andererseits zeigen Handala-Cartoons auffallend häufig gewaltsames Vorgehen gegen Israel, wie Belltower.News bereits berichtete. „So wird die israelische Fahne durch Handala in Brand gesetzt, werden Steine als Wurfgeschosse genutzt und Waffengewalt propagiert. Daneben existieren zahlreiche Handala-Zeichnungen, die eine klassische antisemitische Symbolsprache beinhalten, indem beispielsweise Jüdinnen:Juden mit überdimensionierten Hakennasen dargestellt werden oder ein Rekurs auf die antisemitische Ritualmordlegende erfolgt.“

 

 

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Schlüssel

Besonders auf Demonstrationen mit Bezug zur „Nakba“ (im arabischen Sprachgebrauch die Flucht und Vertreibung von arabischen Palästinensern aus dem früheren britischen Mandatsgebiet Palästina bezeichnet) sind oft Schlüssel zu sehen. Diese sollen das Rückkehrrecht palästinensischer Geflüchteter symbolisieren. Im Zuge der Staatsgründung Israels und des Krieges mit seinen arabischen Nachbarstaaten mussten etwa 700.000 Araber:innen ihre Häuser verlassen, die heute auf dem Staatsgebiet Israels liegen – zum Teil geschah das freiwillig, zum Teil wurde von der israelischen Armee Gewalt eingesetzt. Anders als allen anderen Geflüchteten ist diesen Geflüchteten bei der UN ein eigenes Hilfswerk gewidmet, die UNRWA. Diese definiert den Status als Geflüchtete, ebenfalls einzigartig, so, dass er auch auf Nachkommen anwendbar ist. In der Folge gelten heute etwa 5 Millionen Menschen als palästinensische Geflüchtete, eine „Rückkehr“ dieser Menschen nach Israel hätte zur Folge, dass Jüd:innen in Israel zur Minderheit würden.

Flagge der Taliban

Die Taliban, manchmal auch Taleban ist eine Bewegung die in den frühen 1990er Jahren als Organisation paschtunisch-afghanischer Flüchtlinge in Pakistan gegründet wurde. 1994 eroberte sie weite Teile Afghanistans. Seit ihrem Sturz agieren die Islamisten von Pakistan aus. Nur die staatliche Unterstützung durch die Taliban ermöglichte es al-Qaida, zur internationalen Terrororganisation zu werden und die Anschläge vom 11. September 2001 zu verüben. Die Flagge der islamistischen Terrororganisation der Taliban zeigt auf weißem Grund das islamische Glaubensbekenntnis, Shahada, in schwarzer Schrift.

Flagge „Tamil Eelam“

„Befreiungstiger“, genutzt von tamilischen Separatisten – hier getragen als Symbol der Solidarität für den „Freiheitskampf “ Palästinas. Das Tiger-Symbol illustriert die kriegerische Vergangenheit (Veera varalaru) und den nationalen Aufruhr der Tamilen. Die Flagge ist das Symbol des zu schaffenden unabhängigen Staates Tamil Eelam, der im Bürgerkrieg von Sri Lanka (1983-2009) erkämpft werden sollte. Tamilische Separatist*innen kämpften dafür, aus den tamilischen Siedlungsgebieten im Norden und Osten der ansonsten singhalesisch dominierten Insel einen unabhängigen Staat Tamil Eelam zu bilden. Der schwelende ethnische Konflikt zwischen Singhalesen und Tamilen mündete am 23. Juli 1983 in einen Bürgerkrieg. Nach über 25 Jahren endete der Bürgerkrieg am 18. Mai 2009 mit dem vollständigen militärischen Sieg der sri-lankischen Regierungstruppen über die Separatist*innen.

Songs und Parolen

„Udrub Udrub Tal Abib“

Der Pop-Song der Hamas „Udrub Udrub Tal Abib“ (ungefährer Wortlaut: „Bombardiert, bombardiert Tel Aviv“) ist ein beliebter Song der Feinde Israels. „Oh Qassam, oh Liebling – schlag zu, zerstör Tel Aviv“ ist eine Sympathiebekundung zur Hamas. Qassam sind von der Hamas entwickelte Raketen. Die „Qassam-Brigaden“ sind zudem der militärische Flügel der Hamas.

 „Khaybar Khaybar“

„Khaybar Khaybar yā Yahūd, jaysh-i Muḥammad sawf-a ya‘ūd“ („Khaybar, Khaybar, ihr Juden, Mohammeds Heer kehrt zurück“) ist eine antisemitische Vernichtungsparole, die häufig auf Demonstrationen skandiert wird. Diese Parole bezieht sich auf die Schlacht von Khaybar aus der islamischen Geschichtsschreibung. Im Jahr 628 soll Mohammed, die jüdisch-besiedelte Oase Khaybar (im heutigen Saudi-Arabien) gewaltsam erobert haben.

„From the river to the sea, Palestine will be free“

Eine immer wieder skandierte Parole ist: „From the river to the sea, Palestine will be free“ (Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein). Mit Fluss ist der Jordan gemeint, der östlich von Israels Staatsgebiet verläuft, mit dem Meer ist das Mittelmeer, das im Westen an Israel grenzt. Die Parole negiert das Existenzrechts Israels als jüdischen Schutzstaat und impliziert eine Kein-Staat-Israel-Lösung.

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„Kindermörder Israel“

Die immer wieder gerufene Parole „Kindermörder Israel“ lässt sich vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Ritualmordlegende, eindeutig einem judenfeindlichen Tenor zuordnen. 

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„Intifada bis zum Sieg“

Die erste (1987) und zweite Intifada (2000) beschreiben gewaltsame Aufstände und Terrorismus gegen jüdische Israelis. Im Rahmen der beiden Intifadas wurden unter anderem Sprengstoffanschläge und Angriffe mit Schusswaffen begangen. Der Ruf „Intifada bis zum Sieg“ oder auch „Palästina bis zum Sieg“ richten sich gegen das Existenzrecht Israels.

Ethnische Säuberung/Genozid

Die Behauptung, es gäbe einen durch Israel durchgeführten Genozid an Palästinenser:innen, vereinfacht den Konflikt und dämonisiert zugleich den Staat Israel. 

Holocaustvergleiche: „Stop doing what Hitler did to you“

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Holocaust-Vergleiche liest man auf anti-israelischen Demonstrationen häufig, beispielsweise in Form des Slogans: „Stop doing what Hitler did to you“. Mit Aussagen solcher Art verhöhnen Menschen die Opfer des Nationalsozialismus und verharmlosen den Holocaust. Wer das tut, handelt antisemitisch. Die Billigung, Leugnung oder Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus fällt in Deutschland übrigens nicht unter die Meinungsfreiheit, sondern ist aufgrund der deutschen Geschichte eine Straftat, wenn dadurch der öffentliche Frieden gefährdet wird.

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