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Nahostkonflikt Chronik antisemitischer Vorfälle in Deutschland

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Israelbezogener Antisemitismus hat Konsequenzen für Juden und Jüdinnen in Deutschland. Bild von 2018
Israelbezogener Antisemitismus hat Konsequenzen für Juden und Jüdinnen in Deutschland. Bild von 2018 (Quelle: Jüdisches Forum)

 

Während sich der Nahostkonflikt zuspitzt, finden auch in Deutschland vermehrt antisemitische Angriffe statt. Hier eine fortlaufend ergänzende Chronik antisemitischer Vorfälle der letzten Tage in Deutschland:

17.05.2021: Berlin-Hohenschönhausen – Mahnmal mit Farbe überschüttet

In der Nacht auf den 17. Mai wurde ein Mahnmal für die Synagoge der jüdischen Gemeinschaft in Berlin-Hohenschönhausen mit Farbe überschüttet.

16.05.2021: Berlin-Lichtenberg – Antisemitische Beleidigung

Eine Studierende wurde beim Aussteigen aus der U-Bahn am Bahnhof Lichtenberg antisemitisch beleidigt, nachdem die beleidigende Person ihre Kette mit Davidstern-Anhänger gesehen hat.

15.05.2021: Antisemitische Demonstrationen in ganz Deutschland zum „Nakba-Tag“

Berlin

In Berlin kam es am 15. Mai zu drei Pro-Palästinensischen Demonstrationen. Auf einer der Demonstrationen wurde unter anderem gerufen: „Oh Qassam, oh Liebling – schlag zu, zerstör Tel Aviv“, „Bombardiert Tel Aviv“, „Tod Israel“ oder: „Khaybar, Khaybar, ihr Juden, Mohammeds Heer kommt bald wieder“. Außerdem wurden Symbole der islamistischen Hamas, Fatah, PFLP, sowie der rechtsextremen “Grauen Wölfe” gezeigt. Es wurde zur “Intifada” aufgerufen und “from the river to the sea” skandiert. Auch Vertreter*innen der BDS-Bewegung waren anwesend. Presse wurde unter anderem als “Zionisten-Presse” beschimpft. Es wurden Holocaustvergleiche und weitere antisemitische Parolen gerufen. Als die Polizei einschriff, wurde sie mit “Ihr Juden” beschimpft. Eine Reporterin, die auf hebräisch von der Demonstration berichtete wurde außerdem mit einem Böller angegriffen.

Bochum

Laut WAZ versammeln sich rund 1.500 Personen für zwei propalästinensische Demonstrationen im Stadtgebiet. Ein Foto, das einen Ausschnitt einer Demonstration vor dem Bochumer Rathaus zeigt, dokumentiert ein Plakat mit der Aufschrift „Stop doing what Hitler did to you“. Mit dieser Aussage wird dem Staat Israel beziehungsweise Jüdinnen:Juden unterstellt, sie vollzögen einen Genozid an den Palästinenser:innen – eine Relativierung der Shoa sowie antisemitische Täter-Opfer-Umkehr, die im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts von antizionistischen Akteur:innen häufig vollzogen wird.

Bielfeld

Propalästinensische Demonstrierende skandieren am Bielefelder Hauptbahnhof antisemitische Parolen wie „Kindermörder Israel“. Dieser Vorwurf knüpft eine deutliche Parallele zur christlich-antijudaistischen „Ritualmord“-Legende an, nach welcher Jüdinnen:Juden angeblich (christliche) Kinder entführten und ihres Bluts wegen für ein satanisches Ritual opferten. Zudem dämonisiert die Parole den Staat Israel, weil sie ihm unterstellt, gezielt und kaltblütig unschuldige Kinder zu ermorden.

Flensburg

Laut dem „Humanistischen Pressedienst“ nehmen rund 150 Personen an einer propalästinensischen Demonstration auf dem Flensburger Willy-Brandt-Platz teil. Dazu aufgerufen hatte der Palästinensische Verein Flensburg, gleichzeitig findet am selben Ort eine Gegenkundgebung mit etwa 25 Personen statt. Der irakisch-kurdische Aktivist Amed Sherwan, der 2014 wegen seiner religionskritischen Haltung aus dem Irak fliehen musste und bis heute als Ex-Muslim angefeindet wird, hatte zu letzterer aufgerufen. Im Verlauf der Demonstration wird Sherwan von einem mutmaßlichen Teilnehmer der propalästinensischen Demonstration körperlich angegriffen, wobei der Täter versucht, ihm eine Israel-Flagge zu entreißen. Als Polizist:innen dazwischen gehen, soll der Angreifer Sherwan als „Scheiß Jude“ beschimpft haben.

Dresden

Auf einer Demonstration in Dresden am Samstag wurden Schilder gezeigt, auf denen Israel ethnische Säuberung vorgeworfen wird, der Staat als Apatheidsstaat dämonisiert wird und zum “Angriff” [“Attack”] aufgerufen wird.

München

Laut RIAS Bayern versammeln sich bis zu 650 Teilnehmende zu einer unangekündigten „Demonstration für Palästina“ auf dem Münchner Königsplatz. Im Laufe der Veranstaltung fallen Parolen wie „From the river to the sea, Palestine will be free“ oder „Intifada bis zum Sieg“. Beide richten sich gegen die Existenz des Staates Israel. Mit „Kindermörder Netanyahu“ wird zudem die „Ritualmord“-Legende bedient. Auf einem Plakat ist laut RIAS Bayern eine Zeichnung zu sehen, die einen Soldaten der israelischen Armee zeigt, der sein Sturmgewehr auf eine am Boden liegende muslimische Frau richtet. Der Soldat blickt dabei in einen Spiegel, der jedoch nicht sein Spiegelbild, sondern einen grinsenden Wehrmachtssoldaten mit Hakenkreuzbinde zeigt, der sein Gewehr auf einen KZ-Häftling richtet. Der jüdische Staat wird somit als Wiedergänger des Nationalsozialismus präsentiert – eine typische Form des Post-Shoa-Antisemitismus.

Stuttgart

Am Stuttgarter Marienplatz geraten mehrere Gruppen, die sich anlässlich einer propalästinensischen Demonstration treffen, gewaltsam aneinander. Laut „Stuttgarter Nachrichten“ kommt es zwischen kurdischen und türkischen Demonstrierenden zu Handgreiflichkeiten. Mehrfach skandiert die Menge „Allahu akbar“ (deutsch: Gott ist groß). Weil die Stimmung zu kippen droht, brechen die Veranstaltenden die Kundgebung kurze Zeit später ab. Im Anschluss ziehen hunderte Demonstrierende noch skandierend und palästinensische Fahnen schwenkend durch die Stuttgarter Innenstadt. Laut Polizei dauert es mehrere Stunden, bis sich die Lage in der Stadt beruhigt.

Köln

Auf einer Demonstration in Köln mit circa 800 Menschen wurde aufgefordert: “Stop the Genocide” und “End Palestinian Holocaust”. Es wurde außerdem skandiert: „Du musst deine Patrone direkt auf das Ziel richten – Allah, bitte beende das Problem für uns alle, lass deine Patrone direkt das Ziel treffen“ und „Wir sind Männer von Mohamed Deif“. Mohamed Deif ist Oberbefehlshaber der Izz ad-Din al-Quassam Brigade des Militärflügels der Hamas. Weiter wurde gerufen: „Schlagt, Schlagt, Tel Aviv mit Katyusha Raketen“ und Israel als Kindermörder bezeichnet. Ein Redner warf Israel ethnische Säuberung vor und sprach von “zionistischen Besatzern”. Unbekannte versuchten eine Israel-Flagge anzuzünden. 

Ulm

In Ulm wurde eine Anti-Israel-Demonstration vor einer Synagoge abgehalten.

Mannheim

Wegen Nichteinhaltung der Corona-Abstandsregeln löst die Polizei eine propalästinensische Demonstration in Mannheim mit etwa 500 Teilnehmenden auf. Zuvor habe laut „Stuttgarter Zeitung“ ein Mann versucht, eine israelische Flagge anzuzünden. Zudem wurden – trotz der Bemühungen der Veranstalter:innen, antisemitische Ausrufe zu unterbinden – Parolen wie „Kindermörder Israel“ skandiert. Zusätzlich seien laut „Kommunalinfo Mannheim“ eine Person, die nicht als Redner:in angekündigt war, auf die Bühne geklettert und hätte islamistisch-fundamentalistische Predigten gehalten. Nach der Auflösung der offiziellen Demonstration zogen noch mehr als 100 Personen durch die Stadt. Weil jedoch keine Folgeveranstaltungen genehmigt sind, ermittelt die Polizei wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und möglicherweise auch wegen Landfriedensbruch.

Freiburg

In Freiburg wurden „Transparente mit provozierendem – aber nicht strafrechtlich relevantem – Inhalt“ gezeigt. Die Demonstration fand außerdem auf dem Platz der Alten Synagoge Freiburg statt. Schon zu Beginn der Demonstration wurde ein Mann jüdischen Glaubens antisemitisch beleidigt.

Leipzig

Auf der Demonstration in Leipzig kam es zu antisemitischen Parolen wie “Kindermörder Israel” und “Frauenmörder Israel”. Gegen Mittag kam es zu Tumulten, als die Teilnehmer:innen der Demonstration versuchten auf die Gegendemonstration zu gelangen. 

Frankfurt am Main

Zwischen 2.000 und 2.500 Menschen nahmen an einer Demo in Frankfurt am Main teil, bei der Schilder gezeigt wurden, mit Slogans wie „From the river to the sea Palestine will be free„. Einige Teilnehmende bewegten sich nach der Demonstration Richtung der Frankfurter Westend-Synagoge. Sie wurden jedoch durch die Polizei aufgehalten.

Hamburg

Auf einer Demonstration kam es zu antisemitischen Narrativen und Parolenhttps://www.jfda.de/post/hass-und-gewalt-auf-pro-palaestinensischen-demonstrationen-in-berlin.

Karlsruhe

Bei der Demonstration in Karlsruhe standen auf Bannern und Schildern antisemitische Parolen, wie: „Hör auf Israel unsere Kinder zu töten“ und „Unser Fall ist nicht das Judentum, sondern der Zionismus“. Als eine Frau sich mit einer Israelflagge der Demonstration näherte, wurde sie umringt. Die Polizei schritt ein und verwies die Frau der Demonstration.

13.05.2021: Nürnberg – Antisemitische Demonstration

Auf einer Demonstration unter dem Titel “#SaveSheikhJarrah” wurde Israel der Apatheid beschuldigt und dem Staat wurde Genozid unterstellt. Deutsche, die nicht für Palästina Partei ergreifen würden seien nicht besser als die Nazis, rief ein Ordner der Demonstration. Es wurde außerdem “Kindermörder Israel” gerufen.

13.05.2021: Nordhausen – Angriff auf gehisste Flaggen am Rathaus

Am Donnerstagabend versuchten Unbekannte eine israelische Flagge im thüringischen Nordhausen, die derzeit am Markt, am Rathaus gehisst ist, in Brand zu setzen. Gegen 23.30 Uhr warfen die Unbekannten in Brand gesetzte Wurfgeschosse gegen die Fassade des Gebäudes, die auf einem Sims über dem Eingang liegen blieben. Die israelische Flagge und die daneben gehisste Deutschlandflagge blieben unbeschädigt.

13.05.2021: Mannheim – Scheibe an Synagoge beschädigt

Ein unbekannter Täter hat versucht, an der Synagoge in Mannheim eine Scheibe einzuschlagen. Die Tat hat sich in der Nacht zum Donnerstag gegen 0.15 Uhr ereignet, teilte die Polizei mit. Eine Streife hatte den Schlag gehört, das beschädigte Fenster entdeckt und danach sofort eine Fahndung eingeleitet.

12.05.2021: Gelsenkirchen – „Scheiß Juden“-Rufe vor Synagoge

In Gelsenkirchen haben am Mittwochabend, den 12. Mai, 180 Menschen vor einer Synagoge demonstriert und in Sprechchören judenfeindliche Parolen gerufen. Der Aufmarsch sorgt für Entsetzen. Die Polizei beendete die nicht angemeldete Versammlung erst nach zwei Stunden. Inzwischen wurde ein Tatverdächtiger ermittelt. Dem 30-Jährigen Deutschen wird Volksverhetzung vorgeworfen.

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12.05.2021: Hannover

Ein bislang Anrufer hat der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover am 12. Mai mit einem Brandanschlag gedroht. Ermittlungen seien eingeleitet und der Staatsschutz eingeschaltet worden, erklärte die Polizei.

12.05.2021: Hannover – Antisemitische Demonstration

Auf einer Demonstration in Hannover wurde versucht eine Israel-Flagge zu verbrennen. DIe zwei mutmaßlichen Täter konnten jedoch abgehalten werden.

12.05.2021: Würzburg – Angriff auf Israel-Flagge

In Würzburg vor dem Landratsamt wurde eine Israel-Flagge beschädigt.

12.05.2021: Berlin – Entwendung einer Israel-Flagge

In Berlin-Mitte wurde eine Israel-Fahne vom Konrad-Adenauer-Haus entwendet.

12.05.2021: Berlin – Versuchter Angriff auf Israel-Flagge

In Berlin-Pankow wurde versucht eine ausgehängte Israel-flagge am Rathaus zu entzünden.

12.05.2021: Solingen – Angriff auf Israel-Flagge

In Solingen wurde eine, am Rathaus befestigte Israel-Flagge beschädigt.

12.05.2021: Ulm – Antisemitische Protestaktion

Vor einer ulmer Synagoge wurden Schilder ausgestellt, die mit “Stop Killing Innocents” und “Don’t forget your own Story” beschrifftet wurden. Sie trugen teils rote Handabdrücke. Die Bilder wurden auf der Facebookseite von “Ulm News” von einem User hochgeladen, worauf vielzählig antisemitisch kommentiert wurde.

12.05.2021: Berlin – Antisemitische Beleidigungen

Als eine Frau in Berlin-Neukölln ein Poster mit Demoaufruf zum “Nakba-Tag” abfotografierte, wurde sie antisemitisch beschimpft, nachdem er mutmaßlich ihre Davidstern-Kette erkannt hatte.

11.05.2021: Bonn – Angriff auf Synagogen

Am 11. Mai wurde die Synagoge in Bonn angegriffen. Offenbar hatte eine Gruppe von Männern versucht, die Tür zu demolieren und Scheiben einzuwerfen. Die Täter flüchteten nach dem Eintreffen der Polizei, drei konnten später festgenommen werden, es sind zwei 20-jährige Männer und eine 24-Jähriger. Die Täter wurden dabei beobachtet, dass sie mit Feuer an der Tür hantierten. Die Polizei fand eine verbrannte Israelfahne. Außerdem offenbar drei Zettel mit arabischen Schriftzeichen.

11.05.2021: München – Antisemitische Demonstration

Unter dem Motto „Menschenrechtsverletzung der israelischen Streitkräfte gegen Muslime in der Al-Aqsa-Mosche“ fand am 11. Mai eine Kundgebung mit etwa 600 Teilnehmer:innen statt. Auch die rechtsextreme Guppierung “Graue Wölfe” waren anwesend. Hauptredner war ein münchner Imam, der Netanyahu Kinder-, Frauen- und Zivilistenmord vorwarf. Auf der Demonstration wurde Israel als “Terrorist” bezeichnet, es wurden Holocaustvergleiche gezogen und die Israel das Existenzrecht abgesprochen.

11.05.2021: Münster – Israelische Flagge vor Synagoge angezündet

In Münster hatten sich am 11. Mai mehrere Zeug*innen beim Notruf gemeldet und mitgeteilt, dass sich eine größere Gruppe vor der örtlichen Synagoge versammelt habe, Parolen brülle und eine israelische Fahne verbrennt. 13 Tatverdächtige wurden von der Polizei zum Teil noch vor Ort gestellt.

11.05.2021: Ludwigsburg – Antisemitische Parolen auf Gebäuden

In Ludwigsdorf wurden auf mehrere Gebäuden antisemitische Parolen hinterlassen. Ein Mann gestand die Tat und nannte als Grund den aktuellen Konflikt im nahen Osten.

10.05.2021: Düsseldorf – Brandstiftung am Mahnmal

Am 10. Mai 2021 legte ein bisher Unbekannter ein Feuer am Mahnmal für die ehemalige große Synagoge in Düsseldorf. Die Person zündete mit Hilfe von Müll und Brandbeschleuniger den Gedenkstein an, das Feuer erlosch aber wieder von selbst. Die Jüdische Gemeinde wertet die Tat als Brandanschlag: „Wir sind sehr besorgt darüber, dass es diesen Anschlag hier bei uns im Herzen Düsseldorfs gab, im unmittelbaren zeitlichen Kontext zu der aktuellen Gewalteskalation in Israel“, sagte Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Gemeinde der dpa. Die Synagoge in Düsseldorf wurde während der Novemberpogrome 1938 von SA-Männern in Brand gesetzt. Das Gebäude wurde vollständig zerstört, die Ruine abgerissen. Seit 1983 erinnert ein Gedenkstein daran.

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