Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Symbole und Codes Queerfeindliche Narrative und Dogwhistles

Von|
Nur was wir erkennen, können wir gut kontern: Diese Codes, Narrative und Dogwhistles verwenden LGBTIQ*-feindliche, queerfeindliche Accounts. (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

– CN Queerfeindlichkeit –

Beispiele, die die Narrative natürlich reproduzieren, sind kursiv gedruckt, um sie kenntlich zu machen.

Degeneration“

Kampfbegriff der radikalen bis extremen Rechten. Wird oft in Verbindung gesetzt mit einer (immer jüdisch konnotierten) Moderne, und allem, was damit einhergeht: Marxismus, Queerness, Feminismus und einem Untergang der Gesellschaft. Der Begriff fand unter anderem in der Rechtsesoterik, faschistischen Werken oder im Kreationismus Verwendung. Der Begriff „Entartung“ wird im Englischen mit „Degeneracy“ übersetzt, die faschistische Konnotation ist also eindeutig.

Beispiel:
„Alleine, dass man denkt sich ein Geschlecht aussuchen zu können ist degeneriert, mit LGB hab ich nicht mal ansatzweise ein Problem, alles was danach kommt sind nur Geisteskrankheiten. Wo ist die Grenze? Ich kann mich auch als Helikopter identifizieren.“
(Quelle: Twitter-Kommentar)

„Dekadenz“

Ähnlich wie „Degeneration“ Kampfbegriff, um einen Verfall der Moderne zu bezeichnet. Die moderne Welt sei dekadent, verweichlicht, unmännlich und somit queer und deswegen zum Untergang verdammt, deswegen sei die einzige Rettung das sich besinnen auf die harte Männlichkeit. Der Begriff wird gerne erklärt, um den Untergang des “dekadenten” spätrömischen Reiches damit zu erklären – eine ausgesprochene Verkürzung historischer Ereignisse. Im faschistischen Diskurs wurde er vor allem durch Oswald Spenglers „Untergang des Abendlands“ popularisiert.

Beispiel:
„Die Große Transformation, die nun mit aller Macht und auf allen Gebieten in Deutschland – von der Sexualität, über die Ernährung, über die Fortbewegung bis hin zur Bestimmung dessen, was man denken, äußern und träumen darf – durchgeführt werden soll und richtiger die Große Dekadenz hieße, besitzt ihre Ideologie im Sammelsack Wokismus, in den Genderismus.“
(Quelle:
Aus dem Beitrag „Die Vergartenzwergung des Menschen – Über die Herkunft von Cancel Culture und Deplatforming“ auf Tichys Einblick)

Dogwhistles

Dogwhistles sind Phrasen und Andeutungen, an denen sich queerfeindliche bzw. hier transfeindliche Accounts untereinander erkennen. Beliebt auf Twitter sind:

  • „Links/liberal aber nicht woke“
  • “Adult human female”
  • #SexMatters, #SexNotGender, Bezüge auf Biologie, #noSelfID #SaveXX (Bezug auf Chromosomen, die vermeintlich auf weibliches Geschlecht verweisen sollen / “Save” Feminizid/Gewaltdiskurs)
  • #WomenWontWheesht (aus der schottischen TERF-Bewegung, bedeutet „Frauen schweigen nicht“; TERF = Trans-Exclusionary Radical Feminism, dt. Trans-ausschließender radikaler Feminismus“)
  • #TeamRealität #TeamBiologie (gegen Ideen von Non-Binarität und Trans)
  • #FrauenSagenNein #GeschlechtZählt
  • Auch in Deutschland immer relevanter: #SaveWomensSports
  • „Cis is a slur“ (also, es sei schon eine Beleidigung, wenn man als jemand bezeichnete wird, der sich mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert)
  • #IstandwithJK oder ähnliche Bezüge zur Autorin JK Rowling (Autorin JK Rowling ist eine Ikone der transfeindlichen Szene, seit sie transfeindliche Posts auf Social Media verfasste und teilte)
  • “LGB drop the T”, “schwul/lesbisch, nicht queer” oder “Frau, nicht FLINTA” -> richtet sich gegen sexuelle Vielfalt, also „Lesbisch, schwul oder bisexuell, aber nicht trans“ oder „Frau, nicht „Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen“
  • Bezeichnung von trans Frauen als “biologische Männer”, Penisträger usw.
  • Bezeichnung von trans Menschen als  “Pronoun” people, als „Pronomen“-Menschen
  • Verwendung von Fantasie-Pronomen, um sich über die Verwendung von Pronomen lustig zu machen

Emojis:

  • Dinosaurier-Emoji – Feminist*innen hatten TERFs einmal wegen ihrer rückständigen Ideologie als “Dinosaurier” bezeichnet, dies wurde dann affirminiert.
  • Kiwi-Emoji – weil Kiwis Früchte mit getrennten männlichen und weiblichen Blütenständen sind, werden sie Symbol für den Glauben an eine binäre Geschlechterordnung verwendet.

„Fetisch“

Behauptung, dass Drag-Queens als auch trans Frauen Männer seien, die Weiblichkeit “fetischisieren”. So sollen Transweiblichkeit, als auch Drag, als “pervers” und “sexuell deviant” dargestellt und delegitimiert werden. Transgeschlechtlichtkeit oder Drag als Fetischisierung von Weiblichkeit sind klassische queerfeindliche Narrative, die vor allem durch die “genderkritische” Szene verbreitet wurden. Vor allem Angriffe gegen Drag Queens haben in den letzten Monaten massiv zugenommen.

Beispiel:
„Ein homosexuelles Fetisch-Model soll Kleinkindern sexuelle „Coming Out“-Geschichten vorlesen. Um das zu verhindern, haben österreichische Aktivisten den Eingang zu einer Drag Queen – Veranstaltung in der städtischen Bücherei Wiens blockiert! „Wir wehren uns gegen die staatsfinanzierte Globohomo-Ideologie und bekämpfen sie überall wo sie sich zeigt. Diese Mauer ist ein Symbol für unseren Widerstand. Sie ist die rote Linie, die wir verteidigen: Heimat, Freiheit, Familie und die natürliche sexuelle Identität. Dekadenz hat keine Zukunft. Eure Zeit ist bald vorbei.“
(Quelle: Aktion der „Identitären Bewegung“, dokumentiert vom rechtsalternativen Content-Produzenten Unblogd)

 „Frühsexualisierung“

Vorstellung, dass Sexualkundeunterricht zum Ziel hätte, unschuldige, reine Kinder zu korrumpieren und mit LGBTQ*-Propaganda zu indoktrinieren und sexuell gefügig zu machen. Geht in der Regel einher mit dem Vorwurf der LGBTQ-Agenda oder -Lobby. Erste Verwendung Mitte der 1920er im Kontext der „Rassenhygiene“. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts Empörungsbegriff im Zuge der Etablierung von Sexualaufklärung an Schulen. Verwendung im rechten Diskurs seit ca. 2014 vor allem von der LGBTQ*-feindlichen Initiative „Demo für alle„.

Beispiel:
„Als wir vor knapp 2 Jahren das Aktionsbündnis geschmiedet haben und unsere erste DEMO FÜR ALLE hier in Stuttgart veranstaltet haben, ging es uns darum, ein grünrotes Vorzeigeprojekt der Kretschmann-Regierung zu verhindern.– nämlich die flächendeckende und fächerübergreifende Indoktrinierung aller Schulkinder mit „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ als Leitlinie eines neuen Bildungsplans 2015. Man muß sich das noch einmal ganz klarmachen: Sexualität in allen denkbaren Spielarten sollte LEITLINIE der gesamten Schulbildung werden, von der ersten Klasse an, Sexualität als höchstes Bildungsziel – und ausdrücklich, Akzeptanz […] Von Anfang war unserem Aktionsbündnis aber klar, daß das grün-rote Projekt viel größer ist und weit über die Schule hinaus geht. Es geht um eine Umerziehung der gesamten Gesellschaft – um die Auflösung von Ehe und Familie, indem die Begriffe (Ehe und Familie) umdefiniert und in ihrer Bedeutung entleert werden. […] Gemeinsam klären wir Eltern und Mitbürger auf über die Gefahren der Gender-Ideologie und einer tabufreien Sexualpädagogik.“
(Redebeitrag Demo für Alle 2016)

„Genderwahn/Gendergaga“

Alleine schon die Verwendung des Wortes “Wahn” soll Diskussionen über das Geschlechterverhältnis pathologisieren. Dies dient der Delegitimierung feministischer und queerer Kämpfe.

Die AfD hat den Begriff “Genderwahn” bereits 2013 verwendet, größere Aufmerksamkeit erhielt er durch Birgit Kelles 2015 publiziertes Buch „Gendergaga – Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will“. Inzwischen als rechter Kampfbegriff etabliert; 2018 “Unwort des Jahres”.

Beispiel:
„Der Gender-Wahnsinn bedroht Sie, Ihre Kinder und Enkel. Auf dieser Internetseite finden Sie ständig aktuelle Meldungen zu den Themen „Gender“ und „Frühsexualisierung“. Wir stellen Ihnen neue Bücher und Filme vor, präsentieren Organisationen und Einzelkämpfer gegen den Gender-Wahn, informieren über Veranstaltungen. Sehen Sie die Wahrheit über die Gender Ideologie – und was wir alle dagegen tun können.“
(Quelle: Junge Freiheit)

„Globohomo“

Eine globale queere Agenda oder Lobby setzt sich für ihre Interessen ein, außerdem Anspielung auf die antisemitische Dogwhistle der „Globalisten“. Soll auf eine totale Überwachung und Kontrolle durch die LGBTQ-Community anspielen. Der Begriff stammt wahrscheinlich von Imageboards wie 4chan oder 8kun und wurde auch von russischen Trollen auf Telegram gepusht. In Deutschland wurde er vor allem durch Kräfte um die rechtsextreme Identitäre Bewegung verbreitet.

Beispiel:
„Auch in euren Fantasiewelten holt euch Globohomo ein und würgt euch seinen Müll in den Schlund. Hört auf zu consoomen und werdet aktiv!“
(Quelle: der rechtsalternativer und fundamentalchristlicher Content-Produzent „Aktivist Mann“)

„Groomer“

Als Groomer werden Erwachsene bezeichnet, die sich das Vertrauen von Kindern erschleichen, um sie zu manipulieren und zu missbrauchen. Angewandt auf queere Menschen meint es die Suggestion, queere Menschen würden danach streben, Kinder sexuell gefügig zu machen. Dies ist 1) darin verwurzelt, dass sich Kinder besonders gut in einem Kulturkampf instrumentalisieren lassen, und 2) dass LGBTQ*-feindliche Menschen Queerness als inhärent sexuell und bedrohlich wahrnehmen. Es ist also eine Mischung aus bewusster queerfeindlicher Panikmache und Propaganda, als auch projektiv-paranoidem Bedrohungsgefühl. Ziel des „Groomer“-Narrativs ist, queere Sichtbarkeit zu dämonisieren.Das Vorurteil von Schwulen als pädophil schon alt etabliert. Der “Grooming”-Vorwurf wurde vor allem durch verschwörungsideologische Gruppen wie QAnon popularisiert. und hat inzwischen in der globalen radikalen/extremen Rechten bis in die Republikanische Partei Fuß gefasst.

Beispiel:
„Die „Groomers“ töten Kinder, sie fördern eine massive Identitätskrise bei einer ganzen Generation von Kindern. In ein oder zwei Jahrzehnten wird es eine Welle von Selbstmorden geben, wie sie die Menschheit noch nie gesehen hat, wenn diese Kinder erwachsen werden und zu verstehen beginnen, was ihnen angetan wurde. Diese Welle hat bereits begonnen. Sie wird schlimmer werden, als wir es uns alle vorstellen können.
(Quelle: Telegram-Channel „Für immer frei“, Übersetzung von Tweets des rechtsradikalen Christen Matt Walsh)

„Kulturmarxismus/68“

Antisemitischer/antikommunistischer Code, der suggeriert dass die Vertreter der Frankfurter Schule – also jüdische Kommunisten – nach ihrer Flucht vor dem Nationalsozialismus in die USA die kulturelle und intellektuelle Entwicklung des Westens steuern würden.  Kulturmarxismus wird oft als eine der treibenden Kräfte hinter der “LGBTQ*-Agenda” betrachtet. In Deutschland ist „68er“ eine ähnliche Chiffre, die dafür stehen soll, dass marxistische und feministische Ideen den gesellschaftlichen Mainstream dominieren würden. Der Begriff des “Kulturmarxismus” wurde bereits Anfang der Neunziger von dem Antisemiten Lyndon LaRouche verwendet. Größere Öffentlichkeit bekam er durch den Terroranschlag in Utoya, der Attentäter benannte den Kulturmarxismus als treibende Kraft hinter dem Zerfall des Westens.

Beispiel:
„“Is feminism, like the rest of Political Correctness, based on the cultural Marxism imported from Germany in the 1930s? While feminism’s history in Western Europe certainly extends longer than sixty years, its flowering in recent decades has been interwoven with the unfolding social revolution carried forward by cultural Marxists. […] “Cultural Marxism,” as preached by the Frankfurt School has thus spurred the widely popular and destructive concepts of “affirmative action,” “multiculturalism” and “diversity.” One can’t escape these terms today. These concepts have destroyed every defensive structure of European society which has laid the foundation for the Islamisation of Europe. “
(Aus dem Manifest des rechtsterroristischen Attentäters von Utøya,, der 2011 in Norwegen 77 Menschen ermordete.)

Konkretes Misgendering

Bewusstes Misgendern von trans Menschen, sei es durch Pronomen, Deadnaming (Benutzung des abgelegten, nicht zum Geschlecht passenden Namen) oder die Bezeichnung mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlechts. Dies soll aufzeigen, dass Transgeschlechtlichkeit nicht ernstgenommen wird, und es soll auch das Opfer des Misgenderings konkret verletzen.

Rechtspopulisten und Rechtsextreme verwenden dies gern bei prominenten trans Personen, weil sie damit nicht nur der Person gegenüber ihre Verachtung ausdrücken, sondern auch von den Mitlesenden sofort verstanden wird und somit als Botschaftstat immer auch alle trans Menschen trifft.

„LGBTQ*-Agenda“

Wer an eine „LGBTQ*-Agenda“ glaubt, behauptet, queere Menschen lebten nicht einfach ihre Sexualität, sondern hätten eine gezielte Agenda, um eine „Ideologie“ durchzusetzen (in Schulen, durch die Medien, durch generelle bloße Sichtbarkeit). Dies impliziert, dass Queerness nichts Natürliches und queere Kämpfe keine legitime Reaktion auf Diskriminierung seien, sondern ein gezielter, gesteuerter Plan zur „Umerziehung“ der Gesellschaft. Durchgesetzt werden soll die „LGBTQ*-Agenda“ von der „LGBTQ-Lobby“. Der Begriff vermittelt zudem die falsche Botschaft, dass die queere Community ein monolithischer Block wäre, der allesamt die gleichen Interessen vertritt – und diese stünden gegen die Interessen der traditionellen bürgerlichen Familie und Gesellschaft. Das Narrativ wurde etabliert durch die christlich-fundamentalistische Rechte in den USA in den 1990ern.

Beispiel:
„IT’S FUCKING HAPPENING. BASED POLAND HAS DECLARED MANY PROVINCES TO BE LGBT-FREE ZONES, PEOPLE ARE WAKING UP AND REJECTING THE LGBT AGENDA“
(Quelle: Post auf 4chan)

LGBTQIAXYZ+ oder „Buchstabenmenschen“

Verballhornung von LGBTQIA+. Soll suggerieren, dass die queere Bewegung mit ihrer Identitätspolitik einfach „zu weit“ gehen würde.

Beispiel:
„Buchstabensammler […] verlangen eine Beteiligung an der Überschrift, die sich dadurch mittlerweile wie ein Randgruppen-Alphabet liest. Ich möchte mich jetzt lieber nicht über den Sinn und Unsinn von unverständlichem Buchstabensalat auslassen, sondern eher über das nachdenken, was die mutige Frau in der Umfrage so treffend auf den Punkt gebracht hat: Brauchen wir das alles wirklich? Was kommt als Nächstes? Ein „F“ für Fetischist, ein „M“ für Masochist, ein „S“ für Sadist, ein „P“ für Poly­liebhaber, ein weiteres für Pferdchen, noch ein „F“ für Fußfetischist? (Vorschlag: Wenn sich die Buchstaben wiederholen, hängen wir einfach eine Zahl dran.)
(Beitrag des antifeministischen Portals WikiMANNia)

LGBTQ*-Lobby/Homolobby/Translobby

Suggestion, es gäbe organisierte Kräfte, die gezielt an der Verbreitung der „LGBTQ*-Agenda“ arbeiten würden. Hier agieren strukturell antisemitische Narrative: es gäbe eine hinter den Kulissen agierende, mächtige Organisation, die ihre eigenen Interessen gegen eine Mehrheit durchsetzt. Diese Interessen haben einen Verfall der bürgerlichen, weißen, heterosexuellen Kleinfamilie und Gesellschaft zur Folge. Dies impliziert immer die antagonistische Gegenüberstellung zwischen „jüdisch konnotierter LGBTQ-Lobby“ und „weißer, patriarchaler, bürgerlicher Gesellschaft“. Bereits seit den 1950ern durch Begriffe wie „Homintern“ oder „Velvet Mafia“ vorgedacht. In den 1970ern wurde der Begriff der „homosexuellen Lobbygruppen“ im Bezug auf die Abschaffung von Homosexualität als psychische Krankheit durch antifeministische Gruppen ins Spiel gebracht. Inzwischen geläufiger Kampfbegriff.

Beispiel:
Die Homo-Lobby (Interessen­Vertretung der Schwulen und Lesben, Berufsschwulen und -lesben und Buchstabenmenschen) ist personell und organisatorisch weitestgehend deckungsgleich mit der Interessenvertretung der Päderasten, Feministen und Genderisten. Anmerkung: Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff Berufsschwuler in der HomoWiki als jemand definiert ist, der selbst nicht schwul sein muss, aber berufsmäßig mit „schwuler Lobbyarbeit“ beschäftigt ist. Der Begriff „Homo-Lobby“ müsste konsequenterweise in Anführungszeichen gesetzt werden, weil es in diesem Lemma um Lobbyismus geht, der lediglich vorgibt, Interessen von Schwulen zu vertreten.
(Beitrag des antifeministischen Portals WikiMANNia)

Social Justice Warrior/SJW

Nicht explizit queerfeindlich, aber oft in diesen Kontexten verwendet: derogativer Begriff für Menschen, die sich für soziale Belange einsetzen. Ursprünglich eine Selbstbezeichnung progressiver Menschen, genutzt vor allem durch die Tumblr-Community seit ca. 2009. Derogative Verwendung im Rahmen der „GamerGate“-Kampagne seit ca. 2014 durch Gamer Gater und die Vorläufer der Alt-Right.

Beispiel:
„That lady with the pink armpit hair is a real Social Justice Warrior; she was commenting on and on about children in Africa, Southeast Asia, and Latin America, as though anyone’s supposed to care. *Sips Diet Coke™ while mashing on iPhone™* I mean, we get it—people die and it’s our fault. Can’t she just write in a blog or on Tumblr or something, instead of having to rub her irrational, normative righteousness in everyone’s faces?“
(Quelle: Urban Dictionary)

Soziale Homophilie

Dieses Veschwörungsnarrativ stammt aus der Incel-Community:

Lesbisches Begehren gibt es an sich nicht. Es dient nur 1) dem Male Gaze, passiert also, um attraktive Männer auf die Frau aufmerksam machen, und ist 2) in polygamen Kulturen Ausdruck patriarchaler Herrschaft, die einer Frau zwar Sexualität mit anderen Frauen erlaubt, aber nicht mit Männern.

Beispiel:
„It has been suggested that lesbianism is sexually selected behavior stemming from men preferring their harem wives to get additional sexual pleasure from each other rather from other men as a means of paternity assurance, an idea that was not received well among LGBT activists.“
(Incel Wikipedia)

Soziale Homophilie-Erzählungen gibt es in der Incel-Community auch in Bezug auf schwule Männer.

Hier ist es die Behauptung, homoerotisches Begehren würde durch homophile Räume (Gefängnisse, gleichgeschlechtliche Schulen) entstehen. Hierbei spielen häufig soziale Dynamiken von Dominanz eine Rolle.

Beispiel:
Relatedly, F. Muscarella proposed the so called alliance formation hypothesis. In this theory, low status incels can turn into submissive homosexuals forming sexual alliances with higher status men to regain access to group resources and reproductive success (homocel hypothesis), with the higher status male also gaining some benefits, including sexual pleasure and support (RS for either). However, such alliances could simultaneously be K-selected as discussed later.
(Incel Wikipedia)

Suffragette und Superstraight

Farben im Profilbild werden verwendet, um Flaggen anzudeuten und sich damit zu positionieren; eine graphische Dogwhistle:

Lila, weiß und grün ergeben die „Suffragette“-Flagge, eigentlich die Flagge der Frauenrechtsbewegung des frühen 20. Jahrhunderts, die auf Social Media nun von TERFs verwendet wird, also Trans-Exclusionary Radical Feminists, die sich damit gegen trans Personen positionieren wollen.

Eine weiteres Symbol hier: Das Dinosaurier-Emoji. Weil trans-inkludierende Feminist*innen Vertreter:innen der TERFs einmal wegen ihrer rückständigen Ideologie als “Dinosaurier” bezeichnet haben, dies wurde dann affirminiert und als Symbol selbst übernommen.

Schwarz und orange ergeben eine Zugehörigkeitseerklärung zur lgbtiq-feindlichen „Superstraight„-Bewegung.

„T*****-Boom“

Suggestion, dass die Tatsache, dass mehr Menschen sich heute als trans (und generell queer) outen, nicht daran liegt, dass es glücklicherweise inzwischen einfacher und mit weniger Repressionen verbunden ist, dies zu tun, sondern dies sei das Resultat der Propaganda durch die „LGBTQ*-Lobby“.

Erste Texte zu dem Thema tauchen im englischsprachigen Raum ab 2015 auf, im deutschsprachigen Raum um 2018 / 2019. In den breiten gesellschaftlichen Diskurs gepusht wurden Lügen vom „T****-Boom“ hierzulande vor allem durch Trans ablehnende Feministinnen wie die Zeitschrift „EMMA“.

Beispiel:
„Der T*****boom kommt nicht von irgendwo her, der war geplant, mit unter um ihn kommerziell zu nutzen.“
(Quelle: Honigforum)

„Umerziehung“

Ähnlich wie „Frühsexualisierung“ ein Kampfbegriff, der davon ausgeht dass eine „LGBTQ*-Agenda“ gezielt eingesetzt würde, um Menschen, vor allem Kinder,  von einer als „normal“ und „natürlich“ gelabelten Heterosexualität/Cisgeschlechtlichkeit in die Homo/Bisexualität oder Transgeschlechtlichkeit zu drängen. Auch dies soll vermitteln, dass queeres Begehren oder Geschlecht nicht natürlich, sondern künstlich sei – und meistens mit einem finsteren Ziel vermittelt wird (wie: Senken der Weißen Geburtenraten und damit einhergender Zerfall des Westens). Treibende Kraft hinter der „Umerziehung“ seien „LGBTQ*-Lobby“ und „Kulturmarxismus“.

Begriffsentwicklung in der selbsternannten rechtsextremen „Neuen Rechten“ ab ca. 1960 durch das Buch „Charakterwäsche“ von Caspar von Schrenck-Notzing, das von einer auf den deutschen Volkscharakter abzielenden „Umerziehung“ sprach und die Frankfurter Schule als treibende Kraft dahinter benannte. 1970 Verwendung in der NPD, seitdem fester Bestandteil neurechter bis rechtsextremer Propaganda.

Beispiel:

Gezielte Umerziehung: Wie gefährlich ist der Transvestiten-Kult für unsere Kinder? 🏳️‍⚧️❗️ Die Gender- und Homo-Umerziehung unserer Kinder wird immer radikaler und übergriffiger. Vor Jahren ging die Frühsexualisierung unter dem Vorwand angeblicher Sexualaufklärung los. Mittlerweile ist daraus eine systematische Umerziehung geworden, die die natürliche Entwicklung der Heranwachsenden gezielt stören soll. Immer offensiver werden die Kinder jetzt direkt mit expliziten sexuellen Vorführungen konfrontiert. Vor allem wird der Transvestiten-Kult zunehmend mit der Kindererziehung vermischt. In den USA sind schon mehrere Transen, die Kinder im Rahmen von Propaganda-Einheiten betreut hatten, mit Kinderporno-Material aufgefallen.
(Diskussion im Telegram-Kanal des Rechtsextremen Sven Liebich)

 woke/Wokies/Wokeness

„Wokeness“ in rechten Kontexten als abwertender Begriff für progressive Menschen. Im Begriff impliziert werden Aspekte wie „moralische Überlegenheit“, „politische Korrektheit“, „Kulturmarxismus“, als auch „linksgründe Ideologie“. Generell soll damit das Feindbild eines totalitär agierenden, moralisch sich überlegen fühlenden progressiven Eiferers inszeniert werden, der weniger „woke“ Menschen durch haltlose Vorwürfe des Rassismus/Sexismus/etc von einem öffentlichen Diskurs ausschließen will.

Ursprüngliche war der Begriff positiv gemeint, entstand in der afroamerikanischen Community der 1930er Jahre, um ein Bewusstsein für strukturellen Rassismus zu beschreiben. Inzwischen werden die Begriffe vor allem derogativ von rechtsalternativen Akteur:innen verwendet, um progressiv denkende und handelnde Personen zu beschreiben und dabei herabzusetzen. Der Begriff wird im deutschsprachigen Diskurs kaum als Eigenbezeichnung von Aktivist*innen, sondern nur als Fremdbezeichnung von Rechts verwendet.

Beispiel:
„Über Jahre hinweg habe ich beobachtet, wie selbst riesige Konzerne vor den totalitären Forderungen der woken Aktivisten eingeknickt sind. Ich habe verfolgt, wie die einzige Frau im Vorstand von Adidas gefeuert wurde, weil sie sagte, dass Rassismus in ihrem Konzern kein großes Problem ist. Ich habe beobachtet, wie Dozenten an einer Medizin-Uni in den USA nicht mehr von „Vater“ und „Mutter“ und „männlich“ und „weiblich“ reden, weil sie sonst von radikalen Aktivisten als „transphob“ beschimpft werden. Und ich habe darüber berichtet, wie Antirassismus-Aktivisten an deutschen Schulen weiße Kinder demütigen, um ihnen ihre „weißen Privilegien“ auszutreiben.
(Aus der von ihr selbst veröffentlichten Kündigungsbegründung der Autorin Judith Sevinc Basad, die darin dem rechtskonservativen Springer-Konzern eine zu liberale und damit zu „woke“ Haltung vorwirft.)

Weiterlesen

2016-03-11-sexismus

Monatsüberblick Januar 2016 Homofeindlichkeit und Sexismus

Darin: #KoelnHbf +++ Hashtag-Initiative #ausnahmslos +++ Niederlande: Zehn Feministinnen verhaftet bei Protest gegen Geert Wilders +++ #WOMENNOTOBJECTS: Frauen kämpfen gegen Sexismus i?n Werbung +++…

Von|
Eine Plattform der