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Was ist das? Antimuslimischer Rassismus

Flyer zu antimuslimischem Rassismus der "Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus" (Quelle: Amadeu Antonio Stiftung)

Islam ist eine vieldimensionale Religion – genauso wie Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Judentum und viele andere. In Deutschland werden seine vielen Facetten jedoch oftmals vereinfacht und vereinheitlicht, indem »der« Islam als »gefährlich« oder zumindest »fremd« dargestellt und als Feindbild wahrgenommen wird. Das hat mit der Realität nichts zu tun, denn es gibt genauso wenig »den« Islam wie »das« Christentum. Das Wort »Muslim*in« wird häufig gleichgesetzt mit »Araber*in«, »Türk*in«, »Migrant*in« oder auch »Ausländer*in«, wodurch religiöse Zugehörigkeit mit bestimmten Nationalstaaten und geografischen Regionen gleichgesetzt wird. Muslim*innen werden dadurch als homogene Gruppe wahrgenommen – unabhängig davon, ob sie überhaupt migrantischen Bezug haben. Von antimuslimischem Rassismus sind zugleich auch Menschen betroffen, die gar nicht muslimisch sind. Ihnen wird beispielsweise auf Grund ihres Aussehens oder ihres Namens das Muslimisch-Sein zugeschrieben. Es geht beim antimuslimischen Rassismus also nicht darum, was Muslim*innen tun oder wie sich Menschen selbst verstehen und beschreiben, sondern um eine Abwertung und Ausgrenzung: Muslim*innen wird ein negatives Verhalten oder ein negativer Charakter zugeschrieben. Ihnen werden dann Eigenschaften wie »rückständig«, »unemanzipiert«, »frauenverachtend« oder »gewaltvoll« unterstellt. Diese Annahmen stützen sich auf rassistisches Denken, Vorurteile und Stereotypisierung. Die feindselige Ablehnung des Islams und die Ausgrenzung und Anfeindung von Muslim*innen oder Menschen, die für Muslim*innen gehalten werden, ist eine Form von Rassismus. Und wie jede Form Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hat antimuslimischer Rassismus nichts mit dem tatsächlichen Verhalten von Muslim*innen selbst zu tun.

Wie erkenne ich das?

Antimuslimischer Rassismus heißt nicht allein, dass Muslim*innen oder Menschen, die für muslimisch gehalten werden, unfreundlich behandelt werden, sondern dass sie körperliche Gewalt erfahren sowie strukturell und institutionell diskriminiert werden. Letzteres zeigt sich z.B., wenn eine Person nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, weil der Name vermeintlich »muslimisch klingt«. Für die betroffene Person bedeutet dies, dass sie schlechtere Chancen auf einen Beruf und auf dem Arbeitsmarkt generell hat, egal, wie gut die eigenen Zeugnisse oder Leistungen sind. Ein weiterer Ausdruck von antimuslimischem Rassismus ist es, wenn Menschen von der Polizei kontrolliert und überprüft werden, weil sie für muslimisch gehalten werden oder z.B. eine Takke (eine Kopfbedeckung für muslimische Männer), ein Kopftuch oder einen schwarzen Vollbart tragen. Solch ein Vorgehen wird Racial Profiling genannt. Es ist auch antimuslimischer Rassismus, wenn bei Terrordrohungen oder Amokläufen sofort Muslim*innen unter Generalverdacht geraten, ähnlich wie bei der ➜ Feindschaft gegenüber geflüchteten Menschen. Muslimische Geflüchtete erleben häufig Formen der Mehrfachdiskriminierung. Menschen, die von antimuslimischem Rassismus betroffen sind, wird oftmals Individualität und eigenständiges Denken nicht zugestanden. Dies kommt vor allem dann zum Ausdruck, wenn man (die Diskussionen über) das deutsche Selbstverständnis betrachtet: Die Mehrheit versteht sich als »modern«, »demokratisch« und »aufgeklärt«, betrachtet aber gleichzeitig nur Menschen mit christlichen Vorfahren und weiße Deutsche als »echte« Deutsche. Muslimische Deutsche oder deutsche Muslim*innen – das erscheint vielen als Widerspruch. Aber warum? Muslim*innen oder Menschen, die für muslimisch gehalten werden, werden in Deutschland oft als »Fremde« angesehen und behandelt – auch, wenn sie z.B. in Deutschland geboren sind oder sich selbst als Deutsche definieren. Sie werden als »die Anderen« markiert, sie »gehören nicht dazu« und werden nicht als Teil der Gesellschaft anerkannt. Das würde heißen, dass ein Muslim kein Deutscher sein könnte und ein Deutscher nicht muslimisch. Das ist jedoch völliger Unsinn: Muslimisch und deutsch sein – das ist der selbstverständliche Alltag vieler Menschen in Deutschland

Was kann ich dagegen tun?

Lehne die Aufteilung in »Wir« und »die Anderen« ab! Stoppe die Abwertung, indem du klar machst, dass kein Mensch mehr wert ist als ein anderer. Mach deutlich, dass jeder Mensch ein Individuum ist: Religionen werden auf unterschiedliche Art und Weise in verschiedenen Gemeinden gelebt. Wenn jemand sagt: Ich bin Muslima oder Christin, Jüdin oder Buddhistin, weißt du noch lange nicht, wie sie ihre Religiosität auslebt. Du weißt immer erst, was das für die Person heißt, wenn du sie fragst.Wenn du Zeug*in wirst, wie Menschen in dieser Form rassistisch behandelt werden, dann benenne das Verhalten als antimuslimischen Rassismus und mach es dadurch sichtbar für alle Beteiligten. Sprich die angegriffene Person an, biete ihr deine Unterstützung an und verbünde dich mit der Person, indem du sie beispielsweise fragst, wie es ihr geht und ob sie etwas benötigt. Informiere dich und unterstütze die lokalen Initiativen, die sich gegen antimuslimischen Rassismus engagieren. Wenn du selbst antimuslimischen Rassismus erfährst, hol dir Unterstützung in einer Beratungsstelle oder in deiner Community. Rassismuserfahrungen führen oft zu Verunsicherung und Gefühlen von Alleinsein. Umso wichtiger ist es, dass du dich mit anderen austauschst, deine Erfahrungen in geschützten Räumen teilst und so verschiedene Betroffenheitsperspektiven kennenlernst. Überlegt zusammen, wie ihr euch gegen Diskriminierung wehren möchtet und gegenseitig unterstützen könnt. Das Wissen und das Engagement anderer Betroffener kann dich empowern und dir Möglichkeiten eröffnen, um dich gegen antimuslimischen Rassismus zu engagieren.

Weitere Informationen:

Flyer zu antimuslimischem Rassismus der „Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus“

Dieser Flyer ist Teil einer Reihe, die unterschiedliche Formen der Abwertung bestimmter Gruppen in der Gesellschaft erklärt. Wenn wir uns für Gleichwertigkeit, gegen Diskriminierung einsetzen, gilt das für alle ohne Ausnahme. Auch wenn wir nicht wissen, ob direkt Betroffene anwesend sind. Wichtig dabei ist: Wer selbst diskriminiert wird, ist nicht davor geschützt, seinerseits andere abzuwerten.

Die Flyer und weitere Informationen erhältst du auf www.amadeu-antonio-stiftung.de/gleichwertigkeit. Die Amadeu Antonio Stiftung kann dir auch helfen, dich gegen andere Formen von Diskriminierung und Gewalt zu wehren und zu engagieren.

Der Flyer zum Download: Antimuslimischer Rassismus

Alle Flyer der Reihe:

 

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