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Soziale und Nationale Bündnis Pommern (SNBP)

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„Unser Bündnis ist die NPD“, ließ Tino Müller nach dem Einzug der rechtsextremen Partei in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern verlauten. Der Wahlerfolg vom September 2006, so der Neonazi, Kameradschaftsführer und Landtagsabgeordnete aus dem Osten des Bundeslandes, habe die Zukunftsfähigkeit des Zusammengehens von NPD und „freien Nationalisten“ bewiesen. Selbstverständlich, führte er weiter aus, sehe er die Partei nicht als Selbstzweck, sondern vielmehr als Mittel im „Schicksalskampf“ um das deutsche Volk.

Mit seiner Äußerung stellte Müller nicht nur das Aufgehen des größten Teils der Neonazi-Szene der Region in der NPD, sondern unweigerlich auch das Ende des „Sozialen und Nationalen Bündnis Pommern“ (SNBP) fest. Jenes bisher aktivste und bedeutendste rechte Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern hatte den verschiedensten Gruppierungen zwischen Ueckermünde, Anklam und Stralsund vier Jahre lang als Plattform für ihre vielfältigen Aktivitäten gedient. Nun, nachdem es Müller und seine Gesinnungsgenossen aus Gruppen wie der „National-Germanischen Bruderschaft“ oder dem „Heimatbund Pommern“ in den Landtag nach Schwerin geschafft und in der NPD einen Platz für ihre rechtsextremen Anschauungen gefunden hatten, hatte das SNBP seinen Nutzen verloren.

Im Jahr 2002 noch in Anlehnung an Neonazis aus Franken als „Pommersche Aktionsfront“ gegründet, bot das Bündnis der großen und ausdifferenzierten rechten Szene der Region abseits der bestehenden lokal orientierten Gruppierungen, der Neonazi-Bands oder der einschlägigen Ladengeschäfte die Möglichkeit, politisch in die Breite zu wirken. Als die damals noch marginale NPD bei den Kommunalwahlen 2004 mit bis zu acht Prozent der Wählerstimmen die Ergebnisse dieser kontinuierlichen Bemühungen einstrich, überdachten die Neonazis aus den „Kameradschaften“ ihr Verhältnis zu der Partei. Die war ob ihrer dünnen Personaldecke auf die professionellen Kader und ihre breite Infrastruktur angewiesen, während man sich auf der Gegenseite die Intensivierung der bisherigen erfolgreichen bürgernahen Aktivitäten erhoffte. Als klar war, dass die „Kameradschafts“-führer innerhalb der NPD unabhängig agieren konnten, ihre radikal nationalsozialistische Propaganda nicht zügeln mussten und verstärkte Repressionen des Staates nicht zu erwarten hatten, folgten auch andere Neonazi-Gruppen Mecklenburg-Vorpommerns dem Beispiel des SNBP. Inzwischen stellen die Köpfe der „Kameradschaften“ den größten Teil der Mitglieder und des heimischen Personals der NPD im Landtag und unter den Mitarbeitern. Ohne ihre Unterstützung wäre es der Partei nicht gelungen, in das Schweriner Schloss einzuziehen.

Gründung, Aktivität und das noch nicht ausgesprochene Ende des SNBP waren Teil einer pragmatischen Strategie der rechten Kader Vorpommerns, ihre Propaganda abseits einschlägiger Szene-Zirkel durch betonte Bürgernähe in die Bevölkerung zu tragen. An den wesentlichen Inhalten, des Eintretens gegen Menschenrechte und Demokratie und für den Nationalsozialismus, hat sich indes wenig geändert. Die Mittel sind andere, aber der Zweck bleibt.

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