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8. Mai 80 Jahre seit Kriegsende – Kostenlose Ausstellungen in Berlin

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt Berlin, wie vielschichtig Erinnerung sein kann. In der Stadt gibt es derzeit mehrere Ausstellungen, die sich dem Kriegsende am 8. Mai 1945 aus unterschiedlichen Perspektiven nähern – manche historisch, andere politisch, einige sehr persönlich. 

 
Die Ausstellung „Endlich Frieden?!“ zu 80 Jahren Kriegsende am Pariser Platz in Berlin. (Quelle: Kulturprojekte Berlin, Foto: Alexander Rentsch)

Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80sten Mal. In Berlin ist der Donnerstag ein einmaliger gesetzlicher Feiertag, um das Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu feiern. Mehrere Ausstellungen in der Stadt widmen sich derzeit dem 8. Mai 1945 und beleuchten das Kriegsende aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln – teils historisch, teils politisch und teils sehr persönlich. Es zeigt, wie facettenreich Erinnerung sein kann.

Wir stellen eine Auswahl vor – denn gerade jetzt, in Zeiten von Krieg, autoritären Tendenzen und wachsender Geschichtsvergessenheit, ist es wichtiger denn je, Erinnerung wachzuhalten. Diese Ausstellungen liefern Perspektiven, die uns nicht nur zurück, sondern auch nach vorne schauen lassen: Und – Der Eintritt ist frei!

Erinnern mit Weitblick – Ausstellungen in Berlin zum 8. Mai

Berlin erinnert – an das Kriegsende, an Befreiung, an Widerstand und an die, die zu lange übersehen wurden. Wer in diesen Tagen durch die Stadt geht, begegnet an verschiedenen Orten der Geschichte. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor etwa stehen große Tafeln, eindrucksvolle Bilder, Stimmen von Zeitzeug*innen. An anderen Orten erzählen Ausstellungen von vergessenen Perspektiven oder mutigem Widerstand in den letzten Tagen des Krieges.

Rund um den 8. Mai laden gleich mehrere Ausstellungen in Berlin dazu ein, sich dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern. Historisch, politisch, persönlich – und immer mit der Frage im Hintergrund: Was bedeutet erinnern heute?

Der 8. Mai: Gedenken mit Lücken

In der DDR wurde der 8. Mai jahrzehntelang als „Tag der Befreiung“ gefeiert. In der Bundesrepublik hingegen galt er lange als Tag der Niederlage – bis sich in den 1980er Jahren langsam die Erkenntnis durchsetzte, dass dieser Tag das Ende eines verbrecherischen nationalsozialistischen Regimes markierte, das aber breiten Rückhalt in der Gesellschaft hatte. Heute gilt der 8. Mai vielen als Symbol für Befreiung und Neuanfang – und dennoch bleiben viele Geschichten bis heute unerzählt.

„Endlich Frieden?!“ am Pariser Platz

Mit Blick auf das Brandenburger Tor bietet die Ausstellung „Endlich Frieden?!“ vom 2. bis 11. Mai einen dichten Rundgang durch die letzten Kriegstage – und weit darüber hinaus. In zwölf Kapiteln geht es um den Straßenkampf in Berlin, die Kapitulation der Wehrmacht, die Befreiung der Konzentrationslager, den Beginn der Besatzungszeit, die Nürnberger Prozesse – und um die Neuordnung Europas.

Am Ende stehen die Stimmen von Überlebenden, die erzählen, wie sich Befreiung angefühlt hat – und was sie sich für die Zukunft erhoffen. Kostenlose Führungen gibt es vom 8. bis 11. Mai, organisiert vom Museumsdienst Berlin.

„Vergessene Befreiung“ – Zwangsarbeit in Berlin 1945 (NS-Zwangsarbeit Dokumentationszentrum Schöneweide)

Über 370.000 ausländische Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge lebten Anfang 1945 in Berlin – und doch sind ihre Geschichten oft aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Die Ausstellung „Vergessene Befreiung“, als Sonderausstellung im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide, gibt ihnen einen Raum. Sie erzählt von Ausbeutung, Gewalt, Befreiung – und dem schwierigen Neuanfang.

Viele der sogenannten „Displaced Persons“ konnten nicht zurück, andere wurden in ihren Heimatländern als Verräter*innen beschimpft. Eine von vielen Biografien: Max, ein jüdischer Überlebender des KZ Sachsenhausen, macht sich nach seiner Befreiung zu Fuß auf den Weg in die Niederlande – in der Hoffnung, seine Familie wiederzufinden. Die Ausstellung erzählt solche Geschichten eindrucksvoll und empathisch – und macht sichtbar, was lange übersehen wurde.

„1945 – Widerstand gegen den Nationalsozialismus am Kriegsende“: Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 1. Etage

In den letzten Kriegswochen riskierten Menschen ihr Leben, um sich gegen das NS-Regime zu stellen. Die Ausstellung „1945 – Widerstand gegen den Nationalsozialismus am Kriegsende“, als Sonderausstellung im ersten Obergeschoss der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, erzählt von Flugblättern, Sabotage und mutigen Einzelaktionen. Von Menschen, die nicht nur auf Befreiung warteten, sondern selbst handelten.

Ob die Aktionen von Martha und Johann Paucka in Berlin oder Aufstände in Städten wie Dachau – viele dieser Geschichten sind kaum bekannt. Die Ausstellung würdigt ihren Mut. Sie läuft noch bis zum 25. August 2025.

„Augmented Berlin“: Virtuelle Zeitreise 

Wer lieber mit dem Smartphone auf Entdeckungstour geht, sollte sich die digitale Mini-Ausstellung „1945“ via AR-App „Augmented Berlin“ ansehen. Sie beginnt auf dem zerstörten Pariser Platz – am 8. Mai 1945 – und erzählt interaktiv vom Kriegsende in Berlin. Autobiografien werden über das Display lebendig, reale Orte verschmelzen mit historischen Bildern. Geschichte zum Mitnehmen, für alle, die lieber unterwegs lernen.

Fazit: Erinnern kann lebendig sein

Diese Ausstellungen zeigen: Der 8. Mai ist kein Datum zum Abhaken. Er ist Erinnerung und Neuanfang zugleich – und aktueller denn je. Wer sich auf die Spurensuche macht, entdeckt Geschichte neu: nahbar, berührend, politisch. Und das Beste: Der Eintritt ist frei.

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