Weiter zum Inhalt

9. Juni 2008 … Nach dem Rechten sehen

140 Neonazis werden vor Deutschlandspiel festgenommen, NPD muss ihren Parteitag unter freiem Himmel abhalten, Günzburg zeigt Flagge und demonstriert gegen die NPD.

 

Die tägliche Presseschau von netz-gegen-nazis.de

Die rechtsextremen Fußballfans beschäftigen die Medien: Das EM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Polen in Klagenfurt wurde von fremdenfeindlichen Gesängen überschattet, das berichtet heute Spiegel Online. Eine Stunde vor dem Anpfiff skandierte eine größere Gruppe deutscher Rechtsradikaler Sprüche gegen polnische Fans. Unter anderem sollen die Neonazis gerufen haben: „Alle Polen müssen einen gelben Stern tragen.“ Die eher unauffällig gekleideten Deutschen wurden daraufhin von einer Polizeieinheit eingekesselt, rund 140 wurden nach offiziellen Angaben in Gewahrsam genommen. Einige der Übeltäter konnten fliehen.

Es ist die Geschichte von Gejagten: Erst fand die Berliner NPD keinen Ort, wo sie ihren Parteitag abhalten konnte – weil sie keiner haben wollte. Dann wollte die NPD den Termin verschieben – und nun hat sie ihn doch am Samstag unter freiem Himmel veranstalten müssen. Der Tagesspiegel berichtet von einem „Notparteitag“ im Hof der NPD-Bundesparteizentrale. Da der ursprüngliche Veranstaltungsort, das Rathaus Tempelhof, vom Bezirksamt gekündigt worden war und die Rechtsextremisten auch keinen anderen Raum mieten konnten, trafen sich am Mittag 47 NPD-Mitglieder in der Bundeszentrale. Geplant war ein Parteitag mit 80 Delegierten und Gästen.

Die Berliner NPD muss sich in Hinterhöfen verstecken – und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dringt indes weiter auf ein Verbot der NPD. Das berichtet rbb-Online. Es sei eine Schande, dass die von der Union gestellten Innenminister hier nicht aktiv würden, sagte Wowereit bei einer SPD-Veranstaltung am Sonntag im pfälzischen Hochspeyer. Die SPD in Bund und Ländern werde jedoch nicht nachlassen, auf das Verbot der rechtsextremen Partei hinzuwirken.

Gegenaktivitäten

Etwa 1300 Menschen sind am Samstag im schwäbischen Günzburg und im oberfränkischen Weißenohe aus Protest gegen Aufmärsche der rechtsextremen NPD auf die Straße gegangen. Darüber berichtet heute die Augsburger Allgemeine. „Wir tun es, weil wir aufrechte Demokraten sind“, sagte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in seiner Ansprache zum Auftakt. Zu derselben Zeit begann der Bayerntag der NPD – eine Veranstaltung, die Stadt und Landkreis gerne verhindert hätten.

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

52964468286_cbf4cb4805_k

Jahresrückblick 2023 Bayern – Aiwanger, Antisemitismus, AfD

Jahresrückblick: Bayern hatte Aiwanger und den Antisemitismus, eine radikale AfD mit Landtagswahlgewinnen und eine CSU, deren Wahlkampf das nur befeuerte.

Von
skinhead

Rechtsextreme Szene Bayern: Umweltverbundene Waffennarren

Rechtsextremismus in Deutschland – eine Momentaufnahme (II): Rechtsextremismus in Bayern heißt unter anderem: ein breit gefächertes Angebot für Radikale bis…

Von
Foto

Reichsbürgerprozess Bobstadt Eine Garderobe mit Waffen

Am 20. April 2022 soll eine Waffe von Ingo K. beschlagnahmt werden. Der „Reichsbürger“ schießt um sich. Jetzt steht er vor Gericht. Der Vorwurf: 14-facher Mordversuch. Am vierten Prozesstag werden unzählige Fotos vom Tatort gezeigt. Ein Prozessbericht.

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.