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Hetze gegen Hindu-Tempel

In Berlin zieht die NPD einen halben Tag lang aus Protest gegen zwei geplante Hindu-Tempel durch die Straßen. Der Zusammenstoß mit den hunderten Gegendemonstranten bleibt aus.

 

Mehrere hundert Menschen demonstrierten gestern in Berlin-Neukölln gegen einen Aufmarsch der NPD. Knapp 1000 Polizisten waren im Einsatz, um beide Lager zu trennen. Unter dem Motto „Nein zum Nazi-Aufmarsch! Gemeinsam gegen Rassismus und Ausgrenzung“ hatten unter anderen die Neuköllner Ortsverbände von SPD, Grünen und Linke aufgerufen. Als ihre Route sich an einem Punkt mit dem Aufmarsch der Neonazis kreuzt, versuchen Demonstranten die Polizeisperren zu durchbrechen und die Kreuzung zu blockieren. Es kommt kurzzeitig zu Auseinandersetzungen, die Polizei verhindert letztlich eine Straßenblockade, die Neonazis können unter lautstarkem Protest passieren.

Lauten Protest bekamen die Neonazis auch entlang ihrer dreistündigen Route durch die Stadtteile Britz und Rudow zu hören. Immer wieder wurden ihre Hetzparolen unterbrochen von protestierenden Bürgern.

Jörg Hähnel, Vorsitzender der Berliner NPD, holte auf der Abschlusskundgebung zu einer fremdenfeindlichen Triade gegen Integration aus. Schlimm sei vor allem, dass die Deutschen sich nicht entschlossen genug wehrten „gegen die Kolonisierung, die hier gerade stattfindet.“

Neben Hähnel sprachen auch der NPD-Chef Udo Voigt und Thomas Vierk, der für die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Neukölln sitzt. Die NPD hatte im Vorfeld vermutet, dass man im Kiez an der „Veränderung des Stadtbildes“ arbeite, denn dort würden „zwei riesige Hindutempel entstehen“. Die Partei sei zwar kein Feind der Religionsfreiheit, doch bitte nicht an diesen Orten, denn die Tempel ?verderben den deutschen Charakter? der Städte.

Im Volkspark Hasenheide baut der Verein „Sri Ganesha Hindu Tempel“ derzeit einen Hindutempel. Das Gebäude soll mit rund 1000 Quadratmeter Fläche nach dem Hindutempel im westfälischen Hamm das zweitgrößte seiner Art in Deutschland werden. Ein kleinerer Tempel des tamilischen Vereins „Berlin Hindu Mahasabhai“ entsteht in der Riesestraße.

An dem Neonazi-Aufmarsch, zu dem die Berliner NPD aufgerufen hatte, beteiligten sich auch „Freie Kameradschaften“ und wenige „Autonome Nationalisten“. Einer von ihnen wurde bereits bei den Vorkontrollen festgenommen: Der Berliner Neonazi Björn W. wurde wegen eines Haftbefehls gesucht, dem ehemaligen Führungskader der verbotenen Kameradschaft Tor wird vorgeworfen, gegenüber Polizisten Widerstand geleistet zu haben. W. kam nach Medienberichten am späten Nachmittag wieder auf freien Fuß – ein Richter gewährte ihm Haftverschonung.

Fünf Gegendemonstranten kamen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht in Gewahrsam, zwei weitere wurden festgenommen, weil sie den Rechtsextremen den den Weg versperren wollten. Das ist an diesem Tag nicht gelungen, auch wenn es aus dem Lautsprecherwagen immer wieder hieß: ?Es ist unser Recht, die Straße zu blockieren!? – Ein Ausspruch, der von den umstehenden Demonstranten mit einem auffordernden „Na, dann mal los!“ quittiert wurde.

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