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Rechtsextreme Aufmärsche stören in Stolberg am Osterwochenende die Ruhe

Ein Fackelzug der NPD wird am Karfreitag durch die nordrhein-westfälische Stadt Stolberg ziehen. Und am Samstag wollen die Neonazis dann einen ?Trauermarsch? veranstalten, der zum wiederholten Mal den Tod eines 19-Jährigen im Frühjahr 2008 für Propaganda missbraucht. Doch die 60.000-Einwohner-Stadt weiß sich zu wehren.

 

?Wenn wir die beiden angekündigten Termine hinnehmen, wird Stolberg am 3. April zum achten Mal innerhalb von zwei Jahren von den Neonazis heimgesucht. Für eine kleine Stadt wie die unsrige ist das schwer zu ertragen.? Peter Bongard vom ?Stolberger Bündnis gegen Radikalismus? will die Tragödie des Todes eines jungen Mannes nicht erneut der NPD für ihre Propaganda überlassen – die stilisieren das Opfer als einen der ihren, der von einem Migranten ermordet wurde, obwohl das völlig der Wirklichkeit entgegensteht (netz-gegen-nazis.de berichtete). Deshalb wollen die Gegendemonstranten den Neonazis vor allem den Zugang zur Innenstadt verwehren.

Gleich zwei Veranstaltungen werden deutlich machen, dass Stolberg nazifrei bleiben soll. Am Freitag um 18 Uhr werden die evangelische und katholische Kirche einen ökumenischen Kreuzweg gehen. Startpunkt ist die Vogelsangkirche, die Abschlusskundgebung wird vor der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt stattfinden. Am Samstag ruft das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus zu einer Gegendemonstration zum Trauermarsch in der gesamten Innenstadt auf.

Was dort passiert, erzählt eine Sprecherin des Stolberger Bündnis gegen Radikalismus im Interview.

Die Aktionen des Stolberger Bündnisses gegen Radikalismus waren in der Vergangenheit sehr erfolgreich. Haben Sie neue Ansätze für die diesjährige Demonstration?

Neben unserer Demo mit Podiumsdiskussion, einem Konzert mit Rolly Brings sowie Klaus dem Geiger und einem Solidaritätsmarsch ins türkische Viertel unserer Stadt wird es auch ein äußeres Zeichen für den interkommunalen Schulterschluss im Kampf gegen Rechtsradikalismus geben: Unser Rathausturm wird mit den Riesenbannern verhüllt, die vor zwei Jahren in Herzogenrath von diversen Institutionen gefertigt worden sind, um damals das dortige Rathaus zum Symbol für ein multikulturelles Miteinander zu machen.

Wieviele Teilnehmer erwarten Sie und wer sind die Demonstranten?
Wir erwarten wie in den Vorjahren um die Tausend Teilnehmer, vornehmlich aus dem bürgerlichen Sektor. Wir sind stolz darauf, die Stolberger zum steten Protest gegen Neonazis bewegt zu haben. Das unterstreichen wir in diesem Jahr mit dem Motto: ?Wir sind Stolberg, Nazis sind es nicht!?

Das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus – Für Demokratie und Toleranz ist ein Bündnis mit unterschiedlichsten Akteuren aus Kirchen und Parteien. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Wir haben alle das gleiche Ziel ? das harmonische Miteinander der Menschen verschiedener Herkunft und kulturellen Hintergrunds. Das schweißt zusammen, die Kooperation der angeschlossenen Institutionen, aller demokratischen Parteien und der Stadtverwaltung ist beispielhaft.

In vielen Gemeinden müssen Bündnisse gegen Rechts mit erhöhtem Widerstand seitens der Verwaltungsorgane rechnen. Erhalten Sie von der Stadtverwaltung Unterstützung bei der Planung und Durchführung der Demonstration?Auf alle Fälle. Treibende Kraft neben den Bündnisakteuren ist vor allem Bürgermeister Ferdi Gatzweiler, der das Bündnis vor einigen Jahren auch ?wiederbelebt? hat. Die Organisation von Kundgebungen, Mahnwachen, Infoständen etc. wird stets großartig aus der Stadtverwaltung unterstützt. Es geht schließlich um das Image der ganzen Stadt. Und hier haben wir uns ? das beweisen Anfragen von Initiativen gegen Neonazis aus der ganzen Republik ? als Stadt, deren Bürger eindeutig Stellung gegen Rechtsradikalismus beziehen, einen guten Ruf erworben.

Hat die Region Stolberg eine neonazistische Szene?
In der vergangenen Wahlperiode saßen noch drei Rechtsradikale im Stadtrat, ein DVU- und zwei NPD-Vertreter. Wir schreiben es dem breiten bürgerlichen Protest zu, dass es jetzt nur noch einen NPD-Mandatsträger gibt. Ausgewiesene Kenner der rechtsextremen Szene vermuten hier eine Zusammenarbeit mit der so genannten Kameradschaft Aachener Land (KAL), die immer wieder als gewaltbereit auffällt.

Kommen die Teilnehmer der Nazidemo aus dem Umfeld von Stolberg?
Nein, die Teilnehmer reisen aus der ganzen Republik an. Auf den einschlägigen Internetseiten wird seit Monaten für die Teilnahme geworben.

Mehr im Internet:

| www.stolberger-buendnis.de

Mehr auf netz-gegen-nazis.de:

| Konstruiertes Großereignis: Die Neonazis und Stolberg

Ergänzung vom 06.04.2010:

Stolberg: Rund 500 Menschen haben am Samstag in Stolberg friedlich gegen einen erneuten Aufmarsch von Neonazis demonstriert. Zeitgleich marschierten außerhalb der Stadt knapp 500 Neonazis (Aachener Nachrichten). Am Freitag waren es 250 Rechtsextreme, 750 Menschen nahmen am ökumenischen Kreuzweg teil, der ein Zeichen dagegen setzen wollte (Aachener Nachrichten).

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