Weiter zum Inhalt

Rothe, Judith

Judith Rothe (geb. 1979) ist stellvertretende Vorsitzende des Rings Nationaler Frauen, einer Unterorganisation der NPD, sowie Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende der Partei im Kreistag des Landkreises Mansfeld-Südharz.

 

Die NPD-Aktivistin ist gelernte Kauffrau im Einzelhandel, sie absolvierte eine Weiterbildung zur Fachkraft für Buchhaltung. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem bekannten Neonazi Enrico Marx und drei Kindern bewohnt sie die ehemalige Gaststätte „Zum Thingplatz“ im sachsen-anhaltischen Sotterhausen. Mehrfach fanden dort Rechtsrock-Konzerte mit mehr als 300 Besuchern statt oder Lager zu Ehren der Frühlingsgöttin „Ostara“ ? oft unter Beobachtung der Polizei.

Jahrelang erledigte Rothe im Hintergrund die Geschäfte und organisatorischen Aufgaben ihres Freundes Enrico Marx, der einst als Anführer der Kameradschaft Ostara galt und sich mittlerweile auch in der NPD engagiert. Wie zahlreiche andere rechtsextreme Frauen führte sie zunächst Mitgliederlisten, verwaltete Kassenbücher oder regelte den Vertrieb im ehemaligen Versand von Marx. „Das mach alles ich“, erklärte sie energisch. Als sich im September 2006 31 NPD- und Kameradschaftsaktivisten zur Gründung des RNF in Sotterhausen trafen, trat Rothe selbst an die Öffentlichkeit.

Bewusst treiben Neonazistinnen wie sie eine kommunale Verankerung der NPD voran. In Sachsen-Anhalt bekleiden bereits mehrere RNF-Aktivistinnen kommunalpolitische Ämter. Die 52-jährige Carola Holz etwa, die 2007 zur NPD-Landesvorsitzenden gewählt wurde, ist im Kreistag von Anhalt-Bitterfeld vertreten. Nach eigenen Angaben beträgt der Frauenanteil im Landesverband bereits 40 Prozent.

Oft gelingt es NPD-Frauen wie Judith Rothe, sich als Elternvertreterinnen an den Schulen ihrer Kinder unauffällig ins gesellschaftliche Leben einzubringen. Um bei den Kommunalwahlen antreten zu können sei sie, so Rothe „von Tür zu Tür“ gegangen, um Unterschriften zu sammeln. Die nette Frau von nebenan ? diese Strategie ging bei ihr mit einem Mandatsgewinn und 15 Prozent der Stimmen in ihrem Heimatwahlkreis im April 2007 auf.

Zum Thema

| Frauen der rechtsextremen Szene

Literatur

| Das Buchkapitel „Die deutsche Frau“ in:
Neonazis in Nadelstreifen von Andrea Röpke/Andreas Speit (Berlin 2008)

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für ein breites Publikum zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sollen immer frei verfügbar sein und nie hinter einer Paywall verschwinden.
Dafür brauchen wir aber auch Ihre Hilfe.
Bitte unterstützen Sie unseren Journalismus, Sie helfen damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

2017-10-14-heidi

Nach völkischer Erziehung in die Neonazi-Szene – und wieder raus „Ein deutsches Mädchen“

Sie wurde völkisch erzogen, engagierte sich bei der NPD und bei einer Kameradschaft. Dann hat Heidi Benneckenstein mit 19 Jahren den Ausstieg gewagt — trotz aller Widrigkeiten. Ihre Geschichte hat sie nun in einem lesenswerten Buch zusammengefasst.

Von
2016-12-02-frauen-ddr

Ausstellung Rechtsextreme Frauen – Neues Phänomen oder historische Kontinuität?

„Rechtsextreme Frauen in der DDR der 1980er Jahre im Blick von MfS und Polizei“ – die Ausstellung der Fachstelle Gender…

Von
nazi-vater

Vati ist ein guter Nazi

Die Generation der Nachwende-Neonazis wird zur Elterngeneration – und erzieht ihren Nachwuchs von klein auf nach völkisch-nationalem Programm. Der kleine…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.