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Sächsischer Förderpreis für Demokratie Ein Danke an all die guten, mutigen Menschen in Sachsen

Sich in Sachsen für eine tolerante Gesellschaft zu engagieren ist nicht unbedingt einfach und braucht daher Unterstützung und Förderung. Deshalb wurde auch in diesem Jahr wieder der Sächsische Förderpreis für Demokratie vergeben. Der Hauptpreis ging dieses Jahr an „Agenda Alternativ e. V.“ aus Schwarzenberg, den Kommunenpreis erhielt die Zivilgesellschaft in Ostritz.

 
Am 9. November 2018 wurden sieben sächsische Initiativen und eine Kommune mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2018 ausgezeichnet. (Quelle: KA)

 

 

Manchmal scheint die politische Situation  in Sachsen zum Verzweifeln. Positive Schlagzeilen aus dem Freistaat sind selten zu hören. Vielmehr sorgen Justiz- und Polizei-Skandale à la „Hutbürger“ und „Pegizei“, dafür, dass Sachsen Schlagzeilen macht und Thema von bundesdeutschen Debatte wird. Und nicht zuletzt trägt die rassistische und rechtspopulistische Pegida-Bewegung seit inzwischen vier Jahren dazu bei, dass Sachsen bundesweit ein Image als Hochburg des Rechtsextremismus anhängt. Und in der Tat scheint der gesellschaftliche Rechtsruck in keinem anderen Bundesland derart weit vorangeschritten zu sein wie im Freistaat Sachsen.

Pegida und Co., das ist die eine Seite von Sachsen. Auf der anderen Seite gibt es sehr engagierte und mutige Menschen, die sich für Demokratie und Menschlichkeit einsetzten. Nur leider schenkt die Öffentlichkeit ihnen in der Regel zu wenig Beachtung. Am geschichtsträchtigen 9. November wurde diesen Menschen in der Semper Zwei in Dresden ein ganzer Abend gewidmet. Hier wurde ihnen bei der Verleihung des Sächsischen Förderpreises für Demokratie für ihr herausragendes Engagement trotz schwieriger Bedingungen gedankt. Der Sächsische Förderpreis für Demokratie wird seit 2007 verliehen. Vergeben wird er durch einen Verbund von Stiftungen: Der Amadeu Antonio Stiftung, der Freudenberg Stiftung, der Sebastian Cobler Stiftung, der Cellex Stiftung und der Dirk Oelbermann Stiftung.

 

„Der beste Verfassungsschutz, das sind die Menschen, die jeden Tag für die Verfassung kämpfen“

Zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome, in einer Zeit, in der der Antisemitismus auch in Deutschland wieder neue, erschreckende Formen annimmt, gilt es mehr denn je, die Erinnerungen wach zu halten und der Opfer von Ausgrenzung und Hass zu gedenken – und zu verhindern, dass sich solche Ereignis wiederholen können. Wie geht das? Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler meinte in seiner Laudatio: Durch mehr “Verfassungsschützer*innen”, „denn der beste Verfassungsschutz, das sind die Menschen, die jeden Tag für die Verfassung kämpfen.“ Und so stand dieser Abend ganz im Zeichen von Menschen, die durch ihr Engagement Mut machen und nicht aufgeben, für eine tolerante Gesellschaft einzustehen.  

 

Engagement gegen Rechtsextremismus im Erzgebirgskreis

Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an diesem Abend an den Verein „Agenda Alternativ e. V.“ aus Schwarzenberg. Dieser Verein bringt mit dem Festival „Stains in the sun“ nicht nur Musik in eine strukturschwache Region im Erzgebirge, er organisiert auch jede Menge Angebote zur politischen Bildung, jedoch ohne mahnendem Zeigefinger, sondern vielschichtig und bunt. „Agenda Alternativ“ bestärkt junge Menschen, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Haltung gegen Rassismus und für eine tolerante Gesellschaft. Gerade im Erzgebirge, wo es eine große und aktive Neonazi-Szene gibt, ist diese praktische politische Bildung umso wichtiger.

 

Kommunenpreis für Ostritz

Der Kommunenpreis ging in diesem Jahr an die Stadt Ostritz und das internationale Begegnungszentrum St. Marienthal. Mit Friedensfesten und einem Friedenslauf demonstrierte die Kleinstadt ihre Abneigung gegen gleichzeitig stattfinde Neonazi-Groß-Veranstaltungen im Ort. Große Teile der Ostritzer Zivilgesellschaft machten den Rechtsextremen klar, dass sie weder in Ostritz noch sonst wo mit ihrer ausgrenzenden und menschenverachtenden Ideologie willkommen sind.  

 

Damit nicht irgendwann Brandsätze fliegen

Der Schulpreis ging in diesem Jahr an „Lauter Leise e.V. Kunst und Demokratie in Sachsen“. Dieser Leipziger Verein bietet Lesungen, Schreibwerkstätten und Literarturwettbewerb für Schüler*innen an. Mit Worten und Sätzen suchen diese engagierten Menschen nach Stimmungen und Gefühlen der Schüler*innen, damit nicht irgendwann Brandsätze fliegen, wenn sie nicht mehr weiter wissen mit ihrem Hass, auf der Suche nach Schuldigen.

 

Anerkennungspreise

Auch vier Anerkennungspreise wurden an diesem Abend verliehen. Sie gingen an:

?„Brückenbauer Chemnitz e.V.“, einer Anlaufstelle für Geflüchtete in Chemnitz,„CSD Pirna e.V.“, der ein Begegnungszentrum zur Förderung der Akzeptanz sexueller und gesellschaftlicher Vielfalt gegründet hat, da es immer noch Safespaces für LGBTQ in Sachen braucht,die „Refugee Law Clinic Leipzig e.V.“, die nicht nur Geflüchteten mit ihrer rechtlichen Expertise sondern auch Berater*innen und Übersetzer*innen zur Seite stehen,den Rom*nija-Verein „Romano Sumnal e.V.“, der Aufklärungsarbeit zur Lebenswirklichkeit von Sint*eza und Rom*nija in Sachsen leistet.  

 

Wenn Sie demokratische Strukturen in Sachsen unterstützen wollen, können Sie dies mit einer Spende an die Amadeu Antonio Stiftung tun: Ihr Geld kommt Projekten wie den ausgezeichneten zugute, die vor Ort jeden Tag wichtige Arbeit leisten.

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/spenden-und-stiften/online-spenden/#result

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