Weiter zum Inhalt

Skinheads

1. Nicht jeder Skinhead ist automatisch ein Rechtsextremer

 

2. Die wenigsten Rechtsextremen kleiden sich heutzutage noch wie Skinheads. Viele Neonazis tragen inzwischen sportliche, unauffällige Kleidung, die oft nur für Szenekenner Rückschlüsse auf ihre politische Gesinnung zulässt.

Bomberjacken, Tattoos, Springerstiefel und Glatze – das gemeinsame Identifikationsmerkmal von Skinheads ist Männlichkeitskult und ein martialisches Auftreten. Aber auch wenn es in den Medien vielfach falsch dargestellt wird, hattten Skinheads und Skingirls ursprünglich nichts mit Rechtsextremismus zu tun. Auf diese Tatsache verweisen etwa Seiten wie http://du-sollst-skinheads-nicht-mit-nazis-verwechseln.de/.

Die Skinheadbewegung entstand Ende der 60er Jahre in London. Weiße Jugendliche aus Arbeiterfamilien entdeckten zu dieser Zeit ihre Liebe zur Reggae-Musik der jamaikanischen Einwanderer. Sie tanzten gemeinsam mit schwarzen Jugendlichen in den Klubs zu Ska und Reggae-Rhythmen. Um sich vom damaligen Trend zu langen Haaren abzugrenzen rasierten sich die Skinheads ihre Köpfe kahl und inszenierten sich dadurch selbst als schwer integrierbare „Arbeiterklasse“ und Ausgestoßene der Gesellschaft.

Anfang der 70er Jahre begann jedoch die rechtsextreme britische National Front gezielt, die Skinheadszene zu vereinnahmen. Mit rassistischen und demokratiefeindlichen Parolen schafften die Rechtsextremen das vorhandene Wut- und Gewaltpotential in der Skinheadszene in ihrem Sinne zu kanalisieren. Nicht zuletzt durch die starke Medienberichterstattung über Naziskinheads bekam die Szene aus dieser Richtung immer mehr Zulauf. Als Resultat gilt bis heute für viele Menschen die gesamte Skinhead-Bewegung als rechtsextrem. Dabei gibt es viele unterschiedliche Strömungen innerhalb der Szene: linksradikale „Red Anarchist Skinheads“ (RASH), antirassistische „SHARP-Skins“ (Skinheads Against Racial Prejudice), unpolitische „Oi-Skins“, aber eben auch rechtsextreme „Hammerskins“ und „Boneheads“. Für Außenstehende ist diese Heterogenität der Skinheadszene nur schwer zu verstehen.

Gemeinsam haben die verschiedenen Strömungen nur das Interesse an Musik, Konzerten, Alkohol und das Ausleben eines Männlichkeitskults, verbunden mit dem selbst erschaffenen „Outlaw“-Gefühl. Auffallend bleibt, dass der Anteil von Skinheads innerhalb der Neonaziszene stetig abnimmt. „Echte“ Naziskinheads, wie man sie von Fotos aus den 80er und 90er Jahren kennt, gibt es in rechtsextremen Kreisen nur noch wenige.

Zum Thema

| Die Geschichte der Skinheadkultur von Klaus Farin

| Der Verfassungsschutz zu Skinheads

Literatur

| Das Buch Skinhead. A way of Life von Klaus Farin (Hamburg 1996)

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

neuruppin-was-man-nicht-im-

Neonazi-Gewalt „Er sagte, dass er schon immer mal einen Menschen umbringen wollte“

Bislang 137 Todesopfer aufgrund rassistisch und rechtsextrem motivierter Gewalt wurden in Deutschland seit der Wende gezählt (Stand: Sommer 2008). Dazu…

Von
Ausschreitungen im Tiergarten: Die enthemmte Mitte geht mit Faustschlägen gegen die Polizei vor

Wahnsinnig bürgerlich Coronaleugner*innen gegen die Bundesnotbremse

Wenig Rechtsextreme, dafür die enthemmte Mitte der Gesellschaft. In Berlin hat das „Querdenken“-Umfeld gegen das Infektionsschutzgesetz und die „Bundes-Notbremse“ demonstriert. Unser Demobericht mit Fotoreihe.

Von
2017-05-31-Querfront-Musik

„Pax Terra Musica“ Raven mit der Querfront

Ein Festival soll der Friedensbewegung neues Leben einhauchen. Mit Hilfe von Israelhassern, Reichsbürgern und  Chemtrailgläubigen.

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.