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Wehrhafte Demokratie „Aus der Vergangenheit lernen wir, warum wir uns heute für Flüchtlinge einsetzen“ müssen“

Der im Januar 2022 verstorbene international bekannte Schauspieler Hardy Krüger appellierte 2015 auf seiner Rathaus-Tour durch Deutschland an die Öffentlichkeit, sich gegen rechte Gewalt einzusetzen. Die Gewalt gegen Flüchtlinge sei besorgniserregend und erinnere ihn an seine Kindheit in der Nazi-Zeit, sagte der damals 87-Jährige. „Früher hieß es: ‚Juden raus. Juden sind unser Unglück‘. Heute heißt es: ‚Muslime raus. Muslime sind unser Unglück‘. Wenn ich da nicht besorgt bin, dann wäre ich im Kopf nicht in Ordnung.“

 

409 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, davon 88 Brandanschläge sowie 101 Übergriffe auf Geflüchtete mit 194 Verletzten – das ist die schockierende Bilanz der Chronik flüchtlingsfeindlicher Gewalt, die die Amadeu Antonio Stiftung für das Jahr 2015 führt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieses rechten Terrors appellierte der am  international erfolgreiche Schauspieler Hardy Krüger (verstorben am 19. Januar 2022) an die Öffentlichkeit, sich gegen rechte Bestrebungen und für Willkommens-Projekte einzusetzen. Dafür tourte er ab dem 2. November 2015 erneut durch deutsche Rathäuser. Seine erste Station war das Potsdamer Rathaus, wo er sich unter anderem mit dem seinerzeitigen Oberbürgermeister Jann Jakobs traf.

„Als junger Mensch musste ich erfahren, welche verheerenden Folgen es hat, wenn sich Menschen gegen eine Minderheit stellen. Die Vergangenheit lehrt uns, dass wir nicht zulassen dürfen, dass Einzelne heute wieder bestimmen wollen, wer hier leben darf und wer nicht. Die Gewalt gegen Flüchtlinge ist besorgniserregend. Wir müssen diejenigen unterstützen, die diese Gewalt nicht hinnehmen wollen und sich aktiv für ein vielfältiges Deutschland einsetzen“, so Hardy Krüger über seine Motivation zur erneuten Rathaus-Tour.

Die Brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam unterstützte Krügers Anliegen. „In jungen Jahren hat Hardy Krüger miterlebt, wie menschenverachtend und gefährlich rechtes Gedankengut ist. Es ist gut, dass er seine Bekanntheit und Popularität heute dafür einsetzt, vor rechtem Populismus zu warnen“, so der damalige Oberbürgermeister Jann Jakobs.

„Gemeinsam gegen rechte Gewalt“

Mit der Rathaus-Tour „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ rief der Künstler zu einer Spendenkampagne für die Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“ der Amadeu Antonio Stiftung auf. Die Amadeu Antonio Stiftung verband   eine lange Zusammenarbeit mit Hardy Krüger. „Wir brauchen einen Mahner wie Hardy Krüger, der aufgrund seiner Prominenz viele Menschen erreicht. Mit seiner Hilfe wollen wir Bürgerinnen und Bürger ermutigen, rassistischen Kommentaren am Nachbartisch zu widersprechen und Initiativen zu unterstützen, die Flüchtlinge vom ersten Tag an willkommen heißen“, erklärte Anetta Kahane, langjährige Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung.

Das Pressegespräch im Potsdamer Rathaus war Teil einer Rathaus-Tour durch Deutschland. Weitere Stationen waren Hannover, Rostock und Dresden sein. Dabei ging Hardy Krüger auch an Schulen, um gemeinsam mit Schüler*innen mit einer Lesung aus seiner Autobiographie „Wanderjahre“ ins Gespräch zu kommen. So traf er sich im Novmeber auch erstmals mit einer 11. Klasse des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums.

Partner der Veranstaltungen ist die Amadeu Antonio Stiftung, deren Ziel die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ist.

Das Projekt „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ wurde im Frühjahr 2013 von Hardy Krüger ins Leben gerufen. Unterstützt wird es von der Daimler AG.

Dieser 2022 aktualisierte Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

 

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