Weiter zum Inhalt

Amadeu Antonio Stiftung warnt vor Instrumentalisierung der Arbeitnehmerfreizügigkeit durch Neonazis am 1. Mai in Greifswald

Am 1. Mai 2011 wird der deutsche Arbeitsmarkt für die Bürgerinnen und Bürger der östlichen Mitgliedsländer der Europäischen Union geöffnet. Unter anderem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Polen können dann ohne Einschränkungen in Deutschland arbeiten. Ist das ein Grund zur Sorge? Die Antwort der NPD ist klar – zielt aber wieder einmal am Thema vorbei.

 

?Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ein Grundrecht für Bürger der Europäischen Union. Deutsche sehen es als selbstverständlich an, im Ausland zu arbeiten. Genauso selbstverständlich muss es sein, dass alle EU-Bürger auch in Deutschland arbeiten können?, so Timo Reinfrank, Stiftungskoordinator der Amadeu Antonio Stiftung.

Polen sind von Rassismus besonders betroffen

Doch die NPD versucht die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die am 1. Mai 2011 in Kraft tritt, für ihre Propaganda zu nutzen ? schon einmal war sie damit erfolgreich. ?Neonazis nutzen tiefsitzende Vorbehalte in der Gesellschaft gegenüber unseren östlichen Nachbarn aus. Dem müssen wir uns entgegen stellen. Die NPD instrumentalisiert vorhandene Ängste, um mit rassistischen Ressentiments zu punkten?, so Reinfrank.

2009 erregte die NPD im Kommunalwahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit dem Plakat ?Poleninvasion stoppen? Aufsehen und erzielte damit in einigen Regionen auch zweistellige Wahlergebnisse. Unter dem Motto ?Unsere Heimat ? unsere Arbeit! Fremdarbeiterinvasion stoppen? versucht die NPD nun am 1. Mai nach Greifswald zu mobilisieren und ihren Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern zu beginnen. Das Motto erfüllt den Straftatbestand der Volksverhetzung, so das Verwaltungsgericht Greifswald. Das Oberverwaltungsgericht Mecklenburg-Vorpommern revidierte allerdings am heutigen Freitag das Urteil und läßt damit die NPD-Demonstration, unter zahlreichen Auflagen, zu.

?perspektywa? gegen Polenfeindlichkeit

Um dieser Polenfeindlichkeit und den Ängsten im Kontext der Arbeitnehmerfreizügigkeit etwas entgegen zu setzen, startet die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Mecklenburg-Vorpommern e. V. das Projekt ?perspektywa?. Die Amadeu Antonio Stiftung beteiligt sich als Kooperationspartner an dem Projekt. ?perspektywa?, erstellt Informationsmaterial zum Thema und bietet Bildungsangebote zu Entstehung, Wirkungsweisen und Funktionen von Polenfeindlichkeit an. ?perspektywa? wird durch das Bundesministerium des Innern im Rahmen des Bundesprogramms ?Zusammenhalt durch Teilhabe? sowie die Freudenberg Stiftung gefördert.

Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.

Mehr im Internet:

| 1. Mai: Arbeitnehmerfreizügigkeit und Polenfeindschaft (Amadeu Antonio Stiftung)

| www.amadeu-antonio-stiftung.de

Flyer zum Download zum Thema „Arbeitnehmerfreizügigkeit – [K]Ein Grund zur Sorge?!“ im Anhang.

Mehr auf netz-gegen-nazis.de

| Neue Ängste und alte Ressentiments ? Polenfeindlichkeit in der nord-ostdeutschen Grenzregion

| Mecklenburg-Vorpommern: NPD will Grenze schließen

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

2015-11-16-rechtspop

Monatsüberblick Oktober 2015 Rechtspopulismus – AfD & Pegida

Monatsüberblick Oktober 2015: Die AfD bringt Tausende gegen Flüchtlinge auf die Straße – vor allem in Erfurt. Björn Höcke zeigt…

Von
video-2562034_1920

Film ab! Aufklärung über den NSU?

Die Aufarbeitung des NSU passiert nicht nur im Gerichtssaal in München oder in den Untersuchungsausschüssen. Auch kulturell wird daran gearbeitet. Unter anderem versuchen sich immer wieder Filmmacher*innen an der Geschichte. Das gelingt nicht immer. Ein Auszug aus der Broschüre „Le_rstellen im NSU-Komplex: Geschlecht, Rassismus, Antisemitismus“ der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus.

Von
20130624_sprache-rassismus

„Das wird man doch wohl sagen dürfen!“ Die diskriminierende Wirkung von Sprache

Sprache ist ein wirkungsmächtiges Kommunikationsinstrument. In ihr artikulieren sich Gefühle, Einstellungen und Meinungen. In ihr strukturiert sich unser Denken. Doch…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.