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Combat 18 Neonazi-Netzwerk in NRW weiterhin aktiv

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Robin S, Mitte Juni 2018 auf einer Neonazi-Demo von "Die Rechte" in Wuppertal; Robin S. trat dort offiziell als Ordner auf.

Die Landesregierung NRW hat soeben in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen Landtagsabgeordneten Verena Schäffer bestätigt, dass Combat 18 – Mitglieder in NRW weiterhin aktiv sind. Die seinerzeit in Dortmund beheimatete Neonazigruppe „Oidoxie“ um Marko Gottschalk galt seit ca. 2000 als zentral für C 18; mehrere Bandmitglieder, darunter auch Gottschalk selbst, trugen Combat 18-Tätowierungen. Belltower schrieb hierzu:

„Ab 2003 galt Gottschalk als ein C18-Führungskader in Deutschland. Ein Jahr darauf entstand aus dem Umkreis der Band die  ‚Oidoxie-Streetfighting-Crew‘, deren Umfeld Verbindungen zum rechtsterroristischen NSU hatte. Die Crew begleitet die Band zu Konzerten, übernahm den ‚Saalschutz‘ und gilt als Vernetzungs-Organ. ‚Oidoxie‘ macht in ihren Songs kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu C18. In ihrem Song ‚Terrormachine Combat 18’ heißt es beispielsweise: ‚Fighting for our nation, fighting against the scum, if you see the hate in our face you should better run. Fighting for better nations, we want our cities clean. This is the terrormachine, this is combat 18. Terrormachine combat 18 […]. Hail to Combat 18, hail to the Terrormachine.’”

Combat 18 in NRW

Die Verankerung von C 18 in NRW, vor allem in Dortmund, wurde immer wieder nachgewiesen. Auch Schießübungen von C 18 – Mitgliedern u.a. aus Dortmund ab dem Jahr 2000 sind belegt.  2007 wurde in Dortmund ein Tunesier durch das bekannte, bis heute sehr aktive Combat-18-Mitglied Robin S. niedergeschossen. Robin S., der 2013 durch seine während seiner Haftzeit entstandenen Brieffreundschaft mit Zschäpe bundesweite Beachtung gefunden hat, inszeniert sich seit seiner Freilassung (2015) in Dortmund wie auch bundesweit als hyperaktivistischer Vertreter einer militanten neonazistischen Praxis im Geiste von C 18. Bei Neonazikundgebungen insbesondere von Die Rechte in Dortmund (u.a. die Dortmunder Kundgebung „Europa erwache“ vom April 2018), tritt er mit dem Wappen der zwei gekreuzten Stabhandgranaten – dem Truppenabzeichen der SS-Sondereinheit „Dirlewanger“ und heute Organisationskennzeichen von Thorsten Heises (NPD) „Arischer Bruderschaft“ – auf. Auf seiner Wade trägt er, wie die Rechercheseite „Exif“ dargestellt hat, den tätowierten Schriftzug „Brüder schweigen – whatever it takes – C18“. Auch auf von Heise organisierten Neonazikonzerten wie „Schild und Schwert“ sowie dem „Kampf der Nibelungen“ (13.10.2018) wirkte Robin S. 2018 als Ordner.

Am 4.6.2018 trat eine Gruppe von C 18 Mitgliedern, darunter der C 18 Führer William Browning sowie der eng mit ihm befreundete Thorsten Heise, gemeinsam beim von „Die Rechte“ organisierten „Tag der deutschen Zukunft“ in Dortmund auf. Dies wurde als ein Treffen des C 18-Netzwerkes gedeutet.

Schießtraining von C 18-Mitgliedern in Tschechien und Aktivitäten in NRW

Die Landesregierung NRW hat soeben in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen Landtagsabgeordneten Verena Schäfer bestätigt, dass Combat 18 – Mitglieder in NRW weiterhin aktiv sind. Ende 2017 hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz mitgeteilt, dass am 24.11.2018 eine Gruppe von C 18-Mitgliedern an der Grenze durch GSG 9 Beamte kontrolliert wurde. Sie kamen von einem Schießtraining in Tschechien. Seit dem 5.12.2015 seien, so legt MdL Schäffer in ihrer Anfrage dar, zwölf solcher Schießübungen im europäischen Ausland festgestellt worden, in Deutschland waren es seit dem 9.11.2017 fünf.

Die Landesregierung NRW gehe, so heißt es weiter in der Antwort auf die Anfrage der Gründne Landtagsfraktion, von einer einstelligen Zahl von, äußerst konspirativ agierenden, Combat 18-Mitgliedern in NRW aus. Die sind allerdings auch in jüngster Zeit aktiv: Im September 2018 wurde eine Veranstaltung der Grünen Jugend in Lünen durch mehrere Neonazis gestört. Bei einer Neonazidemonstration in Dortmund im Oktober 2018 trug ein Teilnehmer ein C 18 T-Shirt. Im Januar 2019 zeigten C 18-Mitglieder vor dem Hermannsdenkmal bei Detmold Plakate mit der Forderung „Freiheit für unsere inhaftierten Brüder“. Von den zwölf namentlich bekannten C 18-Mitgliedern aus NRW – drei sollen inzwischen das Bundesland verlassen haben – seien gemäß einer Auswertung des BKA von Ende 2017 84 Straftaten bekannt, die in der Antwort im Detail aufgeführt werden. 40 Prozent hiervon wurden in Dortmund begangen, gefolgt von Köln (13 Delikte) sowie Hamm, Duisburg und Gelsenkirchen. Bei den Delikten dominierten Körperverletzungen.

Die NRW-Sicherheitsbehörden beobachteten die Entwicklung von C 18 „wegen der Gewaltbereitschaft intensiv“, heißt es abschließend. Die Landtagsabgeordnete Verena Schäfer spricht in einem Begleitkommentar von einer „besorgniserregenden Entwicklung“: Die „ohnehin schon gewaltbereite Szene“ sei in den vergangenen Jahren offenbar „dazu übergangen, die eigene Gewalt zu professionalisieren.“ Kampfsportveranstaltungen dienten zur ideologischen Mobilisierung und seien zugleich eine „Vorbereitung zum Straßenkampf“ sowie ein weiterer Beleg einer „internationalen Vernetzung“ der neonazistischen Gefahr.

Auch im NSU-Untersuchungsausschuss seien die Grünen NRW zu dem Ergebnis gekommen, dass die Dortmunder Neonazis bereits Mitte der 2000er Jahre „eine rechtsterroristische Combat18-Zelle bilden wollten.“

Die Landtagsabgeordnete Verena Schäfer spricht in einem in einem weiteren Begleitkommentar davon, „dass ein Kreis von zwölf Personen für 84 Straftaten in den vergangenen zehn Jahren verantwortlich ist,“ das „unterstreicht den Radikalisierungsgrad und die Gefahr durch diese Rechtsextremisten – insbesondere, da es sich bei fast einem Drittel dieser Straftaten um Körperverletzungsdelikte handelt.“

Eine kürzere Version dieses Beitrages ist bei Blick nach Rechts erschienen.

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