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Compact-Sommerfest Stelldichein von NPD und AfD

Beim Compact-Sommerfest kommt zusammen, was zusammen gehört: „Die Heimat” (NPD) und AfD feiern Seite an Seite. Zur Freude aller Anwesenden forderte ein AfD-Spitzenfunktionär Zwangsarbeit für politische Gegner.

 
Das Festgelände mit Blick auf den Stand der Rechtsaußen-Gewerkschaft Zentrum (Quelle: Dominik Lenze)

Am besten über eine Party informiert ist gemeinhin der Gastgeber: Für den extrem rechten Aktivisten André Poggenburg (Ex-AfD) war das Compact Sommerfest am vergangenen Samstag (09. August) vor allem eine AfD-nahe Veranstaltung: „Deutlich mehr AfD” sei vor Ort, sagte er einem Reporter. Mit den ebenso zahlreich vertretenen Mitgliedern der NPD (inzwischen: „Die Heimat”) gäbe es aber keine Probleme, denn: „Bei uns gibt es keine Distanzeritis”.

Das kann man nicht abstreiten: Das Sommerfest auf Poggenburgs „Rittergut“ im sachsen-anhaltinischen Stößen, war ein Stelldichein der beiden rechtsextremen Parteien: Auf der Bühne sprachen Parteifunktionäre wie Brandenburgs AfD-Fraktionschef Christoph Berndt, der Einlass wurde von jungen Neonazis geregelt. Gemeinsam applaudierte man an Biertischen sitzend den Forderungen nach Umsturz und Zwangsarbeit für politische Gegner.

Das Anwesen im Ortsteil Nöbeditz ist seit Jahren ein Treffpunkt für Rechtsaußen: Schon 2019 hat hier ein sogenanntes „Pressefest” mit dem umtriebigen Reichsbürger Frank Haußner stattgefunden. Seit 2022 findet das „Sommerfest” von Compact auf dem „Rittergut“ statt, seit Oktober 2024 ist hier zudem die offizielle Geschäftsadresse der Compact GmbH.

Vor dem Eingang des Grundstücks hatte sich schon um 9 Uhr der Gegenprotest versammelt. Die jungen Neonazis am Eingang und die ankommenden Besucher*innen filmten Journalist*innen und Teilnehmende des Gegenprotestes ab, einige gingen dabei so aufdringlich vor, dass die Polizei einschreiten musste.

Eng involviert in die Organisation des Festes, auf dem sich laut Gastgeber vor allem AfD-Mitglieder versammelten, war offenbar Christian Klar, Anführer der Montagsdemos in Gera (Thüringen). Klar ist Mitglied der „Heimat” und erschien auch im T-Shirt der Partei, steht allerdings auch der AfD in Thüringen nahe. Auf der Einfahrt des Anwesens gab er augenscheinlich Anweisungen an Ordner und Helfer.

Die Reden auf der Bühne waren bis übers Grundstück hinaus gut zu hören. Compact-Chef Jürgen Elsässer forderte routiniert zum Umsturz auf: „Das Regime muss gestürzt werden, um das freiheitlich-demokratische System wieder herzustellen”, so Elsässer. Die Verfassungsfeinde säßen in der Regierung, die Verteidiger der Verfassung angeblich hier auf dem Neonazi-Sommerfest. Zum russischen Angriffskrieg wolle er sich „wegen laufender Verfahren” nicht äußern. Stattdessen rief er dazu auf, „Druschba Putin” (Frieden Putin”) zu rufen, das Publikum stimmte mit ein.

Brandenburgs AfD-Fraktionschef Christoph Berndt hatte schon Ideen für die Zeit nach dem Umsturz: Zwar wolle er ausdrücklich „keine Lager” für politische Gegner, wohl aber Zwangsarbeit: „Arbeit gibt’s genug. Die Arbeit gibt’s auch für diejenigen, die überzeugte AfD-Hasser sind”, sagte Berndt. „Wir werden die nicht ins Gefängnis sperren, nicht ins Lager sperren, aber wir werden ihnen andere Aufgaben zuweisen”, fuhr er fort.

Berndt erschien mit einer Weste des Vereins „Zukunft Heimat”, eine Art Pegida für Brandenburg, dessen Vorsitzender er war. Während der Festlichkeit plauschte er mit dem Identitären Martin Sellner, später nahm er an einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit dem Vertreibungs-Propagandisten teil. Die IB und auch die „Heimat” stehen eigentlich auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD – was freilich keinerlei Bedeutung für die Praxis hat.

Neben Berndt war auch der brandenburgische Landtagsabgeordnete Lars Hünich vor Ort, der Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse, Mitglieder des AfD-Kreisverbands Barnim sowie Joachim Paul, der für den Posten des Oberbürgermeisters in Ludwigsburg kandidieren wollte. Dieser war als Redner angekündigt, erklärte aber auf der Bühne, in Rücksprache mit seinem Anwalt verzichte er auf einen Redebeitrag.

Der Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke nahm ebenfalls an dem Fest teil. Der verurteilte Holocaust-Leugner war unter anderem Jugendführer der inzwischen verbotenen Wiking-Jugend.

Verbindungen in die zahlreichen, der Hitlerjugend nachempfundenen rechtsextremen Jugendorganisationen gibt es auch in der AfD: Der Rechtsanwalt Laurens Nothdurft, zu dessen Mandanten zum Beispiel das Compact-Magazin und mehrere extrem rechte Aktivisten gehören, war zeitweise „Bundesführer” der ebenfalls inzwischen verbotenen Heimattreuen Jugend (HDJ). Heute ist er AfD-Ortsbürgermeister in Roßlau (Dessau-Roßlau/Sachsen-Anhalt). Auch mit der HDJ hat die AfD eigentlich einen Unvereinbarkeitsbeschluss. In seiner Rede behauptete Nothdurft, das Compact-Magazin setze sich „dezidiert für Grundrechte” ein.

Für den verurteilten Gewalttäter Julian Milz („Deutsche Jugend voran, war das Sommerfest offenbar ein Zwischenstopp zur Neonazi-Demo in Bautzen am nächsten Tag, an der er ebenfalls teilnahm. In Stößen zeigte sich stolz den Fotograf*innen – mit „Heimat”-Shirt und Arm in Arm mit Gastgeber Poggenburg.

Auch die extrem rechte Gewerkschaft Zentrum war mit einem Stand vor Ort, ebenso Vertreter des NPD-Nachfolge-Karnevals Freie Sachsen. Weitere Redner waren die Verschwörungsideologen Ken Jebsen und Paul Brandenburg. Jebsens Besuch wurde im Vorfeld groß angekündigt: „Erstmals nach elf Jahren wieder bei Compact”, hieß es im Vorfeld. Tatsächlich traten Jebsen und Elsässer seit den Friedensmahnwachen 2014 nicht mehr offen gemeinsam auf.

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