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„Die Identifikation mit rechtsextremer Ideologie eint die Subkultur“

Warum werden Leute eigentlich Nazis? Belltower.news betreibt einmal wöchentlich Ursachenforschung und fragt Fachleute nach ihrer Einschätzung. Heute im Gespräch mit einem Aussteiger, der über Exit-Deutschland den Absprung aus der rechtsextremen Szene geschafft hat.

 

Die Fragen stellte Valentina Huthmacher.

Warum denken und/oder handeln manche Menschen rechtsextrem?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass jeder Rechtsextreme ein individuelles Schicksal und einen persönlichen Weg in die Szene hat. Bei manchen spielt eine rechte oder rechtsextreme Einstellung im sozialen Umfeld, also von Familienmitgliedern und/oder FreundInnen, eine Rolle.

Manchmal kommen junge Menschen in der Schule oder in Jugendclubs in Kontakt mit der rechtsextremen Subkultur. Lokale Präsenz von rechtsextremen Gruppierungen macht den Zugang leichter. Gerade Musik spielt für die Mehrheit der jugendlichen EinsteigerInnen eine große Rolle.

Außerdem sind Ängste, Perspektivlosigkeit, Frustration und Politikverdrossenheit Gründe für eine rechtsextreme Orientierung. Einige Rechtsextreme sind in erster Linie Mitläufer. Anderen geht es vorrangig um Provokation, für wieder andere sind eher wegen des Spaßfaktors und der Möglichkeit zur Gewaltausübung aktiv.

Besonders wichtig ist aber die Identifikation mit rechtsextremer Ideologie ? sie eint die Subkultur. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass ein fehlendes Miteinander und soziale Isolation außerhalb der Szene durch den Anschluss in der Gemeinschaft kompensiert werden kann. Durch ein Aufgehen in der Subkultur kann man auch vor einer unangenehmen Realität fliehen.

Was sind nach Ihren Erkenntnissen die Ursachen von Rechtsextremismus?

Die Grundsätze der heutigen rechtsextremen Ideologie gibt es seit der NS-Zeit. Inhaltliche Veränderungen haben stattgefunden, im Kern ist es jedoch bei den gleichen Vorstellungen und Zielen geblieben.

Die Taktik der Rechtsextremen, sich durch oberflächliche Anpassung attraktiver zu machen, funktioniert. Querfront-Strategien wie Thematisierung der Globalisierung oder die Abkehr vom Skinhead-Look erleichtern den Zugang zu rechtsextremen Kreisen durch Unauffälligkeit und Niedrigschwelligkeit. Es gibt weniger Berührungsängste. Das in den Medien immer noch vorherrschende Bild des Skinheads verdeckt die Existenz der äußerlich angepassten Rechtsextremen und verharmlost sie damit.

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