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Lesung aus dem „Buch gegen Nazis“ in Leipzig

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Die Frage ist das Gestaltungsprinzip des „Buches gegen Nazis“, es ist in 70 Kapitel unterteilt, die alle mit einer Frage beginnen. Da ein Buch aber nicht alle Fragen beantworten kann und es zudem druckfrisch in dieser Woche im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, gibt es jetzt auf Lesungen die Möglichkeit, die Autoren auch persönlich zu befragen.

In die Bahnhofsbuchhandlung Ludwig in Leipzig kamen am Mittwochabend rund sechzig Interessierte, um genau dies zu tun. Zum Aufwärmen befragte Moritz Müller-Wirth aus der Chefredaktion der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ den Autor Toralf Staud zu Grundlegendem rund um den Rechtsextremismus: Warum ist Rechtsextremismus überhaupt für irgendjemand attraktiv? „Sie geben einfache Antworten auf schwierige Probleme in einer komplexer werdenden Zeit„, so Stauds Kurzanalyse, dazu kommt das Angebot von Gemeinschaftsgefühl als Teil eines größeren Kollektivs und eine klar definierte Identität.

„Aber ist das nicht ein Armutszeugnis für gesellschaftlich etablierte Institutionen?“ wollte Müller-Wirth wissen. Da konnte Toralf Staud nur zustimmen: „Das Gewebe der Gesellschaft ist, gerade im Osten, zum Teil wenig stabil.“ Gerade Themen, die Politikern, Medien und Institutionen zu heikel sind, werden von Rechtsextremen mit Vorliebe instrumentalisiert.

Moritz Müller Wirth (DIE ZEIT) und Autor Toralf Staud

Im Publikum gab es konkrete Fragen: Sollen Medien besser nicht über NPD-Aktivitäten berichten, um sie nicht zu wichtig zu nehmen? Toralf Staud verneint dies: „Das Phänomen existiert, und ‚Wir schreiben nicht drüber‘ erscheint mir oft als Ausrede. Wer analytisch-reflektierend über die NPD schreibt, gibt ihr auch kein Podium.“

Wie aber mit einem Schulleiter umgehen, der meint, es nicht seine Aufgabe, sich mit den 30 Prozent Rechtsextremen an seiner Schule auseinander zu setzen? „Dann müssen Sie ihm klarmachen, dass er als Schulleiter verpflichtet ist, dass es zu seinem Bildungsauftrag gehört, den Schülern Menschenrechte und demokratische Werte nahe zu bringen“, sagt Toralf Staud, gibt aber zu, dass es selbst dafür aber oft anstrengender Überzeugungsarbeit bedürfe. „Oft gilt es ja, bei den Grundlagen anzufangen“, berichtet Taud von seinen Erfahrungen, „etwa, dass das Gegenteil von Rechtsextremismus nichts Linkes ist, sondern schlicht Vielfalt auf Basis der Menschenrechte.“

Es gibt aber auch Fragen, auf die auch das Buch und der Autor keine Antwort wissen. „Warum ist der Arbeiter sauer auf den rumänischen Billigarbeiter und nicht auf seinen Chef, der ihn entlässt? Kurz, warum ist Rassismus so hartnäckig? Daran müssen wir alle arbeiten“, findet Toralf Staud.

Leserinnen und Leser von Belltower.news wissen zumindest, wo sie ihre offenen Fragen zum Thema weiterhin diskutieren können: In den Foren von Netz-gegen-Nazis:

| www.belltower.news/debatte

Mehr Informationen zum Buch, mehr Termine für Lesungen:

| Das Buch gegen Nazis

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