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Sina Laubenstein Wir beobachten eine DebattenUNkultur

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Debattenkultur scheint derzeit das falsche Wort, stattdessen beobachten wir eine DebattenUNkultur: Gerade im Netz scheint es nicht mehr um den Austausch von Argumenten zu gehen, sondern darum, am lautesten zu schreien, Gegner*innen zum Verstummen zu bringen und Raum für die eigenen Ansichten zu erkämpfen. Für sachliche Argumente und konstruktive Kritik ist in so einer Atmosphäre kein Platz mehr, stattdessen wird beleidigt, bedroht und persönlich angegriffen: In Kommentaren wird Menschen eine Vergewaltigung oder der Tod angedroht, andere wünschen sich unverhohlen die Wiedereröffnung von Konzentrationslagern. Solche Aussagen haben in Diskussionen – egal, ob on- oder offline – nichts zu suchen. Denn sie sind nicht nur Gift für das demokratische Klima, sondern haben auch massive Folgen für die Betroffenen. Kritiker*innen derartiger menschenfeindlicher Kommentare müssen sich noch dazu oft anhören, sie würden mit ihren Argumenten für diskriminierungsfreie Sprache und Diskussionen generell Zensur betreiben. Vollkommener Unsinn, denn Hass und Hetze werden durch die Meinungsfreiheit nicht geschützt.

Was würde helfen, sie wieder zu beleben?

Wir müssen uns bewusst werden, dass eine kleine, aber laute Minderheit das aktuelle Diskussionsklima bestimmt. Die Mehrheit schweigt noch, was einfach keine Option mehr ist. Wir alle, denen das Ausmaß von Hate Speech Angst macht, müssen selbst laut werden und den Hass kontern. Es geht nicht darum, dass wir alle einer Meinung sind – im Gegenteil: Eine Debatte braucht Austausch und Diskussion. Was aber niemand braucht, sind Hate Speech, so genannte alternative Fakten und Wegschauen.

Was hat das Internet damit zu tun?

Das Internet hat unsere Debattenkultur maßgeblich beeinflusst und verändert. Informationen sind rund um die Uhr abrufbar, Diskussionen werden dynamischer, lebhafter, kritischer – aber leider auch hasserfüllter. Einige Menschen scheinen das Netz mit einem rechtsfreien Raum zu verwechseln, vergessen Anstand, Gesetze und demokratische Werte. Wir alle müssen klar machen: Diskriminierung und Hetze haben auch im Internet keinen Platz.

 

Sina Laubenstein ist Journalistin und Social Media-Experizn und leitet für die Neuen Deutschen Medienmacher das „No Hate Speech Movement DE„, das sich  gegen Hass im Internet engagiert.

 

 

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