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Sportpolitik der AfD Nationale Anbiederung

(Quelle: Pixabay)

 

 

Vieles davon sind phrasenhafte Allgemeinplätze: Vom hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports, seiner Bedeutung für eine „gesundheitsbewusste Lebensgestaltung“ ist dort die Rede. Gefordert wird, das nationale Ansehen durch Erfolge im Spitzensport zu fördern, gleichzeitig den Breitensport zu unterstützen und letztlich die Gelder für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu erhöhen. Dinge, die sich in ähnlicher Form auch in anderen Parteiprogrammen finden, wenngleich von der AfD des Öfteren mit den Begriffen von Volk und Nation gespickt. Ein verhältnismäßig zahmes Papier.

 

Fehlende Themen

An einer Stelle sollte das Fußballpublikum jedoch besonders aufhorchen: Unter These 13 zu „Sport und Medien“ erteilt man den über die vergangenen Jahre gestiegenen Investitionen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in die Übertragungsrechte der Bundesligen eine Absage. „Der immer mehr kommerzialisierte Fußball kann genauso gut und zu marktgerechteren Preisen von den Privatsendern präsentiert werden“, heißt es dort. So setzt die Partei in neoliberaler Manier auf die Kräfte des Marktes, anstatt die Kommerzialisierung des Fußballs zu kritisieren. Zwischen den Zeilen ist es eine deutliche Distanzierung zu den jahrelangen Kämpfen der aktiven Fanszenen in Deutschland. Mit mehreren Kampagnen waren sie gegen die privatsendergerechte Zerstückelung der Spieltage vorgegangen – ohne Erfolg.

Jenseits dessen ist weniger das Geschriebene interessant als vielmehr die fehlenden Themen. Denn obwohl die AfD dauerhaft in rassistischer Manier gegen Mesut Özil hetzte und im Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2017 noch die obligatorische Teilnahme von muslimischen Mädchen am schulischen Schwimmunterricht forderte, fehlen derlei Spitzen oder gar hetzerischer Rassismus im aktuellen Papier komplett. Auf den ersten Blick überrascht dies insofern, als dass die AfD ansonsten jedes noch so fern liegende Problem gerne auf die „Ursache Migration“ zurückführt, um stets ihr Kernthema – den völkischen Nationalismus – zu bedienen. Doch selbst auf eine Kritik von DOSB-Programmen wie „Integration durch Sport“ hat man verzichtet – womöglich um die Spitzen des Verbandes nicht allzu sehr zu verärgern. Denn dieser kann sich in einigen Disziplinen – z.B. im Boxen oder auch Turmspringen – ohne Migration kaum in der Weltspitze halten

 

Sport und nationalistische Bewegungen

Darüber hinaus überrascht auch der Zeitpunkt des Papiers, denn es kommt sehr spät. In der Geschichte nationalistischer Bewegungen spielte der Sport neben dem Kulturbetrieb immer eine besondere Rolle, als ein den staatlichen Institutionen vorgeordneter Raum, in dem Kämpfe um politische Hegemonien ausgefochten werden. Zumal Sport in der extremen Rechten oft mit militäristischen sowie volksgesundheitlichen Zielen verbunden war. Auch der deutsche Nationalismus ist in seiner Geschichte eng mit der Entstehung der Turnerbewegung verknüpft. Die AfD hingegen verzichtete seit ihrer Gründung auf eine aktive Sportpolitik und hinterließ eine – für rechte Parteien – ungewöhnliche Lücke.

Welche sie mit ihren sportpolitischen Thesen nun zu schließen versucht. Heraus gekommen ist ein Papier, dessen strategisches Ziel vor allem darin besteht, sich dem DOSB handzahm anzubiedern. Die AfD will sich als normalisierter, politischer Gesprächspartner für die Strukturen des Sports in Stellung bringen und verzichtet dafür auf die schrillen völkischen Töne. Der DOSB und andere Verbände tun gut daran, dem gefährlichen Schauspiel nicht aufzusitzen. Denn der frappierende Rassismus in der Partei ist kein Stück geringer geworden.

 

Robert Claus, Jahrgang 1983, forscht, hält Vorträge und publiziert zu den Themen Fankulturen, Hooligans, Rechtsextremismus, Männlichkeiten, Soziale Bewegungen und Gewalt. Zuletzt erschien von ihm „Hooligans. Eine Welt zwischen Gewalt, Fußball und Politik“.

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