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Braune Aktivitäten Neonazis störten Israeltag in Erfurt

Aber von Anfang an: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Erfurt hatte zum „Israel-Tag“ auf den Fischmarkt geladen. Gemäß dem hebräischen Kalender feiert Israel jährlich am 5. Ijar seinen Unabhängigkeitstag. Dabei wird der Staatsgründung Israels vom 14. Mai 1948 gedacht. In dem Jahr fiel der 5. Ijar auf den 8. Mai. Ab 15 Uhr sendete der lokale Stadt- und Internetsender Radio FREI von der Veranstaltung, der amtierende Grillweltmeister Hans-Joachim Fuchs briet Falafel, der Erfurter OB und verschiedene Personen des öffentlichen Lebens gratulierten dem Staat Israel. Leider folgten der Einladung auch ca. 15 Kameraden aus dem Umfeld der Erfurter NPD. Gleich zu Beginn verteilten Dominik W. NPD-Flugblätter zum Tag der Befreiung. Die anwesende Polizei plauderte kurz mit dem NPD-Kader und schickte ihn an den Rand des Fischmarkts. Dort wurden weiter Flyer verteilt. Das weitere Geschehen:

Nach und nach treffen weitere Nazis ein, Kai-Uwe T. nimmt im Straßencafe gleich neben der Kundgebung Platz, sechs Glatzen stellen sich mitten zwischen die feiernden Menschen. Talkmaster Carsten Rose von Radio FREI erzählt, die Stimmung wäre gut, auch wenn Ewiggestrige zu Besuch seien. Wer in Sichtweite des Nazi-Grüppchens steht — breitbeinig grinsende Jungmänner mit einschlägigen T-Shirts, z.B. „Mehr Spaß in Ostdeutschland“ mit dem Schattenriss einer Person, die eine andere mit dem Baseballschläger bearbeitet –, weiß es besser.

Die Veranstalter reagierten kompetent und baten die Polizei, die Störer zu entfernen. Das dauerte zwar eine Weile, aber nachdem sie eine Stunde lang Leute einschüchtern und den Platz dominieren konnten, bekamen wenigstens die Kameraden, die direkt in der Kundgebung stehen, endlich einen Platzverweis.

Zum Abschluss versuchen sich Dominik W. und ein weiterer Kamerad noch am Falafel-Stand zum Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Wolfgang Nossen durchzudrängeln. Weiß der Henker, was die Nasen vorhaben, sie werden auf jeden Fall von aufmerksamen Antifaschist*innen aufgehalten und im Anschluss von der Polizei in Gewahrsam genommen.
W. schreit noch Unverständliches über „Deutsche Juden bestimmen …“ (oder so ähnlich), dann verschwindet er im Polizeiwagen.

Ein ganz normaler Donnerstag in Thüringen…?

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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Gastkommentar Umbenennung der Universität Tübingen – Keine Ehre für Antisemiten 

Die Tübinger Eberhard Karls Universität ist nach einem Antisemiten benannt. Am 21. Juli wollen die Gremien der Universität über eine Namensänderung entscheiden. Stimmen, unter anderem aus der CDU, sprechen bereits von „Cancel Culture“. Hanna Veiler ist Vizepräsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und beschreibt, was der Name für Juden und Jüdinnen bedeutet. Ein Gastkommentar.   

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