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Braune Gewalt Obdachlose als Opfer, weil Neonazis sie als minderwertig ansehen

Nach einer  Statistik der Bundesregierung haben Rechtsextreme in Deutschland seit 1990 mindestens 26 Obdachlose getötet. Allein in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden dieser Statistik zufolge (Stand Mai 2009) mehr als ein Dutzend Menschen umgebracht, weil die Täter sie als “minderwertig” betrachteten. Nach Angaben der Bundesregierung wurden folgende Fälle aktenkundig, die einen rechten Tathintergrund “vermuten lassen”:

 
Symbolbild: hk

 

1. 09.08.01 Wittenberge (BR): Klaus-Dieter H. erschlagen, Gericht: Täter sahen Opfer auf Grund seiner Behinderung als „minderwertig“ an

2. 15.05.02 Neubrandenburg (MV): Klaus Dieter L. erschlagen, Täter: zwei Skinheads

3. 31.12.90 Flensburg (SH): N. N. (Männlicher Obdachloser) erschlagen, Täter: Skinheads

4. 04.06.91 Käsdorf (NI) Helmut L. erstochen; Täter (Skinhead) hatte Opfer als „Abschaum“ bezeichnet

5. 19.03.92 Flensburg (SH) Ingo F. Tod durch Ertrinken (nach Stoß ins Hafenbecken); Täter (Skinhead) hatte Opfer als Sinto angegriffen

6. 01.07.92 Neuruppin (BR) Emil W. Tod durch Erstechen; Täter (drei Skinheads) wollten „Penner klatschen“

7. 01.08.92 Bad Breisig (RP) Dieter Klaus K. Tod durch Erstechen; Täter (Skinheads) griffen Opfer an, nachdem dieser sich über „Sieg Heil“-Rufe beschwert hatte

8. 24.08.92 Koblenz (RP) Frank B. erschossen; Täter (Skinhead) feuerte mit seiner Waffe wahllos auf Obdachlose, Punks und Drogenabhängige

9. 29.08.92 Berlin Günter S. erschlagen; Täter war Mitglied des Ku-Klux-Klans

10. 07.11.92 Lehnin (BR) Rolf S. Tod durch Schläge/ Ertrinken, Täter: zwei Skinheads

11. 05.06.93 Fürstenwalde (BR) Horst H. Zu Tode gefoltert; Täter (zwei Rechtsextremisten) sahen im Opfer einen „niedrigen Menschen“ und „Penner“

12. 16.07.93 Marl (NW) N. N. (Männlicher Obdachloser) erschlagen; Täter (Skinhead) hatte Opfer als „Judensau“ beschimpft

13. 05.02.95 Velbert (NW) Horst P. Tod durch erstechen; Tätergruppe aus sieben rechtsextremistischen Jugendlichen. „Aus heutiger Sicht ein rechtes Tötungsdelikt“ (LKA Düsseldorf 2001)

14. 22.04.97 Sassnitz (MV) Horst G. (arbeitslos) erschlagen; Täter wollten „Assis klatschen“

15. 08.05.97 König Wusterhausen (BR) Augustin B. (arbeitslos) Mord. Gericht: Tat aus Hass, Menschenverachtung und Ausländerfeindlichkeit

16. 09.08.99 Eschede (NI) Herr D. Körperverletzung mit Todesfolge. Täter griffen Opfer an, nachdem dieser sie aufgefordert hatte, „den Scheiß‘ mit dem Skinhead-Gehabe zu lassen“

17. 06.10.99 Berlin Kurt S. Zu Tode gefoltert, Täter: vier Skinheads

18. 24.06.00 Greifswald (MV) Klaus-Dieter G. erschlagen. Die drei Täter werden der rechten Szene zugeordnet

19. 09.07.00 Wismar (MV) Jürgen S. erschlagen, Täter: fünf Rechtsextremisten

20. 27.07.00 Ahlbeck (MV) Norbert P. erschlagen, Täter: vier Rechtsextremisten

21. 12.09.00 Schleswig (SH) Malte L. erschlagen. Die beiden Täter fühlten sich beleidigt, da das Opfer „schlecht über die Skinhead- Szene gesprochen“ habe

22. 25.11.00 Greifswald (MV) Eckhardt R. Körperverletzung mit Todesfolge; LG Stralsund: rechtes Tötungsdelikt

23. 09.08.01 Dahlewitz (BR) Dieter M. erschlagen; LG Potsdam: rechtes Tötungsdelikt

24. Juli 2007 Blankenburg (ST) N. N. erschlagen; Täter: zwei polizeibekannte Rechtsextreme

25. Juli 2008 Templin (BR) N. N. erschlagen, Täter: zwei polizeibekannte Rechtsextreme

26. 01.08.08 Dessau-Roßlau (ST) N. N. erschlagen; Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau: rechtes Tötungsdelikt

Anmerkung: Die Bezeichnung “Skinhead” stammt aus der Antwort der Bundesregierung. Dem Autor ist die Unschärfe dieses Begriffs bekannt.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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