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Gegen Homophobie im Fußball – DFB engagiert sich

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Der Fan-Club Nationalmannschaft und der Deutsche Fußballbund (DFB) luden am Donnerstag unter Teilnahme des DFB Präsidenten Theo Zwanziger und Helmut Spahn (Hauptabteilungsleiter Sicherheit und Prävention/DFB) zum Thema Homophobie und Diskriminierung in das Hotel Interconti Hamburg. Der ?Runde Tisch? bestand zudem aus Michael Sander (Vertreter der Fan-Club-Betreuer), Johannes Bade (HSV – Fanclub ?Blue Pride?), Dirk Brüllau (Vertreter des St. Pauli Fanclubs ?Queerpass?), Marcus Urban (Fußballer), Tanja Walther-Ahrens (Fußballerin) und Christian Deker (Sprecher der Vereinigung der schwul-lesbischen Fanclubs).

Der Hauptpunkt der Tagesordnung war die Verabschiedung einer Erklärung ?Gegen Diskriminierung im Fußball?, initiiert vom ?Fan-Club Nationalmannschaft? und mitgetragen von Theo Zwanziger. Inhalt dieser Erklärung sind folgende Schwerpunkte:

– Thematisierung aller Formen von Diskriminierung

– Einführung von Antidiskrimisierungsparagraphen in Stadionordnungen

– Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung

– Unterstützung der Vielfalt des Fußballs

– Dokumentation von Diskriminierungen

Der DFB mit Theo Zwanziger auf dem richtigen Weg

Es bewegt sich etwas im DFB, was den Umgang mit Diskriminierungen angeht. In erster Linie ist diese Entwicklung wohl dem etwas kleineren, smarten Mann mit den grauen Haaren zu verdanken der auch heute wieder den Raum mit seiner Präsenz vereinnahmte – Theo Zwanziger. Als dieser Gerhard Mayer-Vorfelder als Präsident ablöste, hatte er sicherlich kein leichtes Los, wenn es um die gesellschaftspolitische Pflicht des DFB ging. Gerade bei Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Homophobie hatte sein Vorgänger Mayer-Vorfelder durch rassistische Entgleisungen das Image des DFB doch stark beschädigt.

Homophobie: Oft vergessenes Thema

Umso erstaunlicher ist es, das Zwanziger viele Dinge bewegen konnte und deutlich klar machte, dass man sich neuerdings der Problematik bewusst ist. Das Thema Homophobie, welches in Hamburg Hauptthema war, wurde seitens des DFB jahrelang ausgeklammert und erhält neuerdings eine starke Bedeutung. Zwanziger gab zu, dass er selbst bei einem Vortrag über Rassismus und Diskriminierung in Leipzig auf einem Fankongress jenes Tabuthema vergass. Nur durch den Sprecher der Vereinigung der schwul-lesbischen Fanclubs ?Christian Deker? sei er danach darauf aufmerksam gemacht worden. Zwanziger ergänzte, dass ihm dies wirklich unangenehm war und merkte an, hierdurch auch selbst mit dem Thema Homophobie und dessen Ernsthaftigkeit konfrontiert worden zu sein.

Fußball für eine bessere Gesellschaft nutzen

Theo Zwanziger scheint die Notwendigkeit zu handeln erkannt zu haben und unterstrich dies mit seinem Plädoyer, dass der Sport Fußball für Botschaften gegen Homophobie, Rassismus und Diskriminierung zu nutzen ist. Wichtig hierbei sei die Einbindung der Fanprojekte, Vereine, Trainer und der Spieler selbst. Großereignisse wie Länderspiele können dies zusätzlich unterstreichen, um ein gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen. Zur politischen Verantwortung sagte Zwanziger, man könne die Kanzlerin oder den Innenminister nicht ersetzen, Politik zu machen sei deren Aufgabe, aber der DFB kann gesellschaftspolitisch Einfluss nehmen.

Zwanziger wurde am Tisch direkt mit der Frage konfrontiert, wie er reagieren würde, wenn ihn ein Spieler aus der Liga anrufen würde und ihm von seinen homosexuellen Neigungen berichtet. Zwanziger würde nach eigenen Angaben ein persönliches Gespräch suchen (nicht per Telefon) und mit dem betroffenen Verein und der betroffenen Mannschaft Kontakt aufnehmen (natürlich nicht allein) und versuchen, bei Mobbing und Ausgrenzung einen Weg der Normalität mit allen gemeinsam zu suchen. Ehrenwert.

?Man versteckt sich vor sich selbst?

Markus Urban war Profi-Fußballer und berichtete am runden Tisch über seine Erfahrungen als Homosexueller. Jahrelang habe er sich versteckt und selbst etwas vorgemacht. Aus Angst vor heftigen Reaktionen seines Trainers und seiner Mannschaft habe er gar diskriminierende Witze über Schwule mitgetragen. Er brauchte viel Mut, um sich zu outen. Er berichtete über den psychischen Druck, den er während seiner aktiven Zeit immer wieder verspürte. Die Angst vor Anfeindungen und Bepöbelungen spielte stets mit.

Eines Tages nahm er seinen Mut zusammen und offerierte seinem Team nebst Trainer, dass er schwul sei. Zwar haben diese dann anständig reagiert, aber auch die gleichen dummen Fragen gestellt, wie man sie erwarte, z. B. ?Hast Du uns unter der Dusche dann auch angesehen, äh!? usw. Er entgegnete dann locker. ?Hey – mich interessiert auch nicht jeder Mann?. Trotz seiner glimpflichen Erfahrungen mahnte er davor, mit einer gewissen Leichtigkeit damit umzugehen. Aber stehen sollte man zu seinen sexuellen Neigungen auch im Sport!

?Frauen die Fußball spielen sind eh lesbisch – und die anderen die kein Fußball spielen kennen ja noch nicht einmal die Abseitsregel?

Tanja Walther-Ahrens (Ex-Profi-Spielerein) weiß auch einiges über die Ausgrenzung von Homosexuellen und Frauen zu berichten. Solange die Vereine nicht transportieren, dass es egal ist, ob man schwul oder lesbisch sei, könne man die Situation nicht verändern. Verbände und Vereine sind verpflichtet, Aufklärung zu betreiben. Hier fehlt es noch deutlich an Aktivitäten. Zudem berichtete sie von einem schwul-lesbischen Fußballtreffen in Holland. Dort war ein heterosexuelles Paar auf der Veranstaltung, die dann ganz verunsichert gewesen waren, da sie sich ausgegrenzt fühlten. Es geht eben auch umgekehrt.

18 schwul-lesbische Fanclubs in der Liga

Christian Deker (Sprecher der Vereinigung der schwul-lesbischen Fan-Clubs) spricht durchaus von einer positiven Entwicklung in der Fankultur. Nur selten sei man direkten Konfontationen mit anderen Fans ausgesetzt. Es bildet sich eine größere Akzeptanz im Stadion. Lediglich im Internet wird seine Institution massiv angefeindet – am liebsten anonym und bis zur Morddrohung. Er sieht die Entwicklung in Deutschland als Vorreiterrolle für Europa. Derzeit gibt es 18 organisierte schwul-lesbische Fan-Clubs.

?Es ist egal, ob schwule, lesbische oder bisexuelle Fans im Block stehen – hier sind wir alle Fans?

Dieses Zitat sagte der Vertreters des HSV Fanclubs ?Blue Pride?, Johannes Bade, der gleichzeitig auch die Schwierigkeiten der Aufklärung zum Thema Homophobie der HSV-Gemeinde schilderte. Der Verein sei konservativ. Zwar haben sehr viele Fans positiv auf das Thema reagiert, aber eben auch ein großer Teil mit verbalen Abwertungen von Homsexuellen. Der FC St. Pauli Vertreter von ?Queerpass?, Dirk Brüllau, räumte ebenfalls ein, dass es bei dem loyalsten Verein der Liga auch Unverbesserliche gibt, denen eine andere Moral anerzogen wurde, wenn es um gleichgeschlechtliche Liebe geht. Zumindest aber wurde klar, dass auch bei den Fan-Clubs selbst eine ganze Menge gegen Homophobie unternommen wird.

Eine Allianz gegen Homophobie

Helmut Spahn, Hauptabteilungsleiter Sicherheit und Prävention/DFB, schloss im Zusammenhang mit dem Thema Homophobie Stadionverbote für Unbelehrbare nicht aus. Dies müßte man prüfen. Desweiteren wies Spahn darauf hin, dass seit Bestehen seiner Funktion eine ganze Menge seitens des DFB und vor allem dem Netzwerk aus Fanprojekten geschehen sei. Er hält Prävention für wichtiger als plakative Maßnahmen, die schnell verhallen.

Aber auch, wenn sich eine ganze Menge in die richtige Richtung entwickelt, so kann von einer totalen Entspannung trotzdem nichts die Rede sein. Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und die damit verbundene Diskriminierung und Ausgrenzung Einzelner ist noch lange nicht vom Tisch. Gerade bis in die unteren Ligen muss sich die positive Einstellung der Führungsebene erst noch als Standard durchsetzen.

Dieser Text erschien zuerst bei Laut gegen Nazis. Mit freundlicher Genehmigung des Autoren.

Zum Thema

Zusätzlich zur Erklärung „Gegen Diskriminierung im Fußball hat der DFB Flyer gegen die Ausgrenzung Homosexueller im Fußball gedruckt, die bis in die Regionalligen verteilt werden.

| Flyer „Viele Farben, ein Spiel!“ als pdf

| Laut gegen Nazis

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