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Anonymous gegen Nazis im Netz

Unter dem Label „Anonymous“ gehen Netzaktivistinnen und -aktivisten mit Humor und Hacker-Kenntnissen gegen Dinge vor, die ihnen – im Internet und in der Welt – nicht gefallen. Diesmal werden Nazi-Webseiten in der „OP Blitzkrieg“ lahmgelegt.

 

Die Begründung für die „OP Blitzkrieg“ ist, wie bei Anonymous-Aktionen üblich, pointiert und fundiert formuliert. „Neo-Nazis! Eure unbegreiflichen Aktionen und Eurer Widerwillen, Freiheit und Gleichheit für jeden einzelnen Menschen zu aktzeptieren, das dieser von Geburt an besitzt, ist die Ursache von Hass und weltweitem Rassismus. (…) Ihr habt eine Plage übernommen, bekannt als Antisemitismus und habt dafür gesorgt, dass Rassismus in unser kollektives Bewusstsein eingebohrt wurde, damit die Menschheit diese kruden Ideen als gegeben akzeptiert, meist sogar ohne sie zu hinterfragen. (…) Und immer noch verletzt ihr Menschen und tötet Menschen, die Euch nichts getan haben, und das tut ihr aus Ekel oder einfach für Eure persönliche Freude. Ihr macht Menschen Angst, die für ihre Ideale auf die Straße gehen. Ihr greift politische Gegner an und sprecht ihnen so die Meinungsfreiheit ab. Dieselbe Meinungsfreihet, die ihr hyperkritisch verlangt, wenn es um Euch selbst geht, wenn Ihr Schmutz auf andere werft und agitiert. Diese Verhalten kann nicht länger toleriert werden. Ihr habt zu viele Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen.“ (voller Text: Anonnews)

Seit dem 1. Mai machen sich Netzaktivistinnen und -aktivisten daran, Neonazi-Websites einen Denkzettel zu verpassen – denn das ist es, was konzentrierte Hacker-Aktionen vermögen. Der Aufruf soll von deutschen Anonymous-Anhänger verbreitet worden sein. Bei den Angriffen handelt es sich meist um „Denial-of-Service“-Attacken (DDos), bei denen durch eine große Anzahl von Anfragen Serverüberlastungen hervorgerufen werden, bis dieser nicht mehr zu erreichen ist. Hierbei hat sich die Anonymous-Community zunächst auf Schwergewichte der deutschsprachigen Neonazi-Onlinegemeinde konzentriert: So war am 1. Mai zuerst das hassgeschwängerte Neonazi-Forum „Thiazi“ down. Dann kapitulierte das Neonazi-Musikmagazin „Rocknord“ vor den Attacken, und auch das Forum „Wolfsfront“ wurde deaktiviert. Außerdem wurden zu Aktivismus aufrufende Kameradschaftsseiten wie „01mai2011“ oder „antikriegstag“ attackiert, wie auch zahlreiche kleinere Kameradschaftswebseiten und der Neonazi-Versandhandel „Resistore“. Wie die Natur des Internet es will, sind allerdings die meisten dieser Webseiten inzwischen wieder online.

Noch offline ist aktuell die österreichische Neonazi-Seite „Alpen-Donau.net“, die ein Spiegel der jüngst von staatlichen Stellen abgeschalteten Seite „Alpen-donau.info“ war. Ebenfalls nicht mehr online ist derzeit der Hoster logr.org, der vor allem lokalen und regionalen Neonazi-Gruppierungen die Möglichkeit bot, ihren Hass im Netz zu verbreiten. Im Moment steht die internationale Nazi-Community „Stormfront“ im Focus der Aktivitäten.

Fortschritte der „OP Blitzkrieg“ lassen sich auch für Nicht-Hacker auf Twitter unter dem Hashtag #opblitzkrieg oder unter twitter.com/#!/OpBlitzkrieg verfolgen. Sinn einer solchen Aktion ist es, die Neonazis zu ärgern – und Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, nämlich wie Neonazis im Internet Menschenfeindlichkeit verbreiten und so Hass und Gewalt züchten. Die anonymen Aktivisten nutzen die technischen Möglichkeiten des Internet, um Meinung zu äußern, Denkzettel zu verpassen und Scherze zu treiben – auch jenseits von „Political Correctness“. Denn den Anonymous-Aktivisten geht es nicht nur um politische Statements – sondern immer auch um die LULZ, sprich den Spaß an der Sache. Deshalb gehört ein ironischer Name wie „OP Blitzkrieg“, ein vollmundiger Aufruf, der an Science Fiction Filme erinnert, kunterbunte Bildmontagen und spöttische Kommentare (auf Twitter: „#OpBlitzkrieg resistore.org is DOWN! | no ca$h 4 u @resistore“) originär zur Aktion.

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