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Antisemitismus Überfall auf Rabbiner in Berlin

Antisemitische Kriminalität bleibt in Deutschland ein gravierendes Problem. Nahezu 800 einschlägige Straftaten hat die Polizei in ihrer offiziellen Statistik von Januar bis September 2008 bundesweit festgestellt. Einer der jünsten Fälle:  In der Nacht zum 2.11. wurde in Berlin ein Rabbiner mit seinen Schülern attackiert.

 
Beschmierter Gedenkstein in Rheine März 2008; Foto: hk

In der Nacht zum 2. November 2008 war der othodoxe Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal mit acht Rabbinerschülern aus den USA und England mit seinem Kleinbus auf dem Berliner Kurfürstendamm unterwegs. Wegen ihrer streng orthodoxen dunklen Kleidung und der Kopfbedeckung seien er und die jungen Männer im Alter ab zwanzig Jahren als Juden deutlich erkennbar gewesen, schilderte er der Berliner Zeitung. Plötzlich sei ein Wagen von hinten dicht auf seinen Bus aufgefahren, dann fuhr der Wagen direkt neben dem Bus. Dabei hätten die Männer „Scheiß Juden“ und „Tod den Juden“ gebrüllt. Um weitere Aggressionen zu verhindern, so der Rabbiner, habe er die Spur gewechselt und sei in Richtung Lietzenburger Straße abgebogen. Doch die Männer in dem Wagen seien ihnen gefolgt, hätten sie vor Ampeln wiederholt ausgebremst und kurz vor dem Olivaer Platz etwas Brennendes in Richtung des Kleinbusses geworfen. „Die haben bewusst versucht, einen Unfall zu verursachen“, sagte der Rabbiner. Teichtal konnte sich das Kennzeichen des Verfolgerwagens merken und bei der Polizei angeben.

Am Abend des 3. November teilte die Polizei dann mit, dass ein 18-Jähriger Deutschlibanese als dringend tatverdächtig gilt. Der junge Mann, sein Vater ist Libanese, die Mutter Deutsche, sei zur erkennungsdienstlichen Behandlung gebracht worden. Die Ermittlungen zu einem Beifahrer würden noch andauern, hieß es. Das Auto, ein Mercedes, sei sichergestellt worden.

2008 bislang mehr als 800 antisemitische Straftaten

Insgesamt wurden im Jahr 2008 bis September bereits 800 antisemitische Straftaten in Deutschland von der Polizei erfasst. Dies ist der aktuellen Antwort der Bundesregierung auf Anfragen pro Quartal von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und ihrer Fraktion zu entnehmen. So meldete die Regierung für das dritte Quartal 267 Delikte, im zweiten Quartal waren es 266 und im ersten 264. Einziger Lichtblick: Die Teilmenge der in der Gesamtzahl von Januar bis September enthaltenen Gewaltdelikte ist mit 21 eher gering. Allerdings wurden 27 Personen bei antijüdischen Angriffen verletzt. Insgesamt 471 Tatverdächtige konnte die Polizei ermitteln, doch nur vier wurden festgenommen – und Haftbefehle gab es keinen einzigen.

Die antisemitischen Delikte ordnet die Polizei der rechten Kriminalität zu. Hier ergibt sich in der Summe nach neuen Angaben der Regierung, ebenfalls auf Anfragen von Pau und Linksfraktion, dass von Januar bis September mindestens 14.193 rechte Delikte, darunter 782 Gewalttaten, festgestellt wurden. 634 Menschen wurden bei Angriffen von Rechtsextremisten verletzt. Die Polizei ermittelte 5720 Tatverdächtige, davon wurden 210 vorläufig festgenommen und 15 in Untersuchungshaft gesteckt. Alle Zahlen sind vorläufig und werden vermutlich aufgrund von Nachmeldungen der Polizei noch steigen.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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