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Braune Strukturen Wenn der kleine Odin kommt…

In Mecklenburg-Vorpommern soll über den Jahreswechsel 2009/10 ein Lager für Kinder der Organisation „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund “ stattgefunden haben. Begrüßt mit „Heil“ bei Heidnischen Festen und einschlägigen Singwettbewerben soll Kindern „germanisches Brauchtum“ und Heimatliebe beigebracht werden. Doch wie geht man damit um, dass Neonazifamilien schon ihre Kleinkinder im Sinne neonazistischer Weltanschauung erziehen? Das Projekt „Lola für Lulu“ der Amadeu Antonio Stiftung versucht, an diesem Problem anzusetzen.

 
Foto: NPD-Wahlwerbung 2009 in Brandenburg

 

Die Namen „Wiking-Jugend“ und „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) waren schon in den Schlagzeilen und sind Einigen vielleicht bekannt. Beide sind inzwischen aufgrund ihrer Nähe zum Nationalsozialismus verboten. Der „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“ tauchte bisher seltener in der öffentlichen Wahrnehmung auf. Doch während Silvester 2009/10 fand im Kreis Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern laut Schweriner Volkszeitung ein Lager statt, das von rund 40 Kindern und Jugendlichen besucht wurde. Insgesamt hat die Organisation „Sturmvogel“ laut „blick nach Rechts“ etwa 200 Anhänger*innen bundesweit. Sie sind „bündischen Gruppen bis hin zu HDJ-Akteuren, der NPD bis ins öko-neuheidnische Spektrum“ zuzuordnen. Obwohl der „Sturmvogel“ als Abspaltung der „Wiking-Jugend“ bereits 1987 gegründet wurde, geriet er bisher nicht in den Fokus des Verfassungsschutzes.

Kindererziehung nach Neonazi-Geschmack

Dabei sind die Überschneidungen zur Neonaziszene anzunehmen. Laut einem Bericht der Taz war mit der heutigen Vorsitzenden der Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ Edda Schmidt eine NPD-Funktionärin im „Sturmvogel“ aktiv. Welche Vorstellungen die NPD von Kindererziehung hat, lässt sich exemplarisch einem Beitrag Jürgen Gansels entnehmen, der für die NPD im sächsischen Landtag sitzt. Hierin beklagt sich Gansel über die „demokratische Erziehung im Kindergarten“. So ist zu lesen, dass die Demokratie- und Toleranzerziehung die Geringschätzung von Volk und Heimat fördere und Kinder gegen ihre Eltern aufstachle. Das Ziel dieser Programme sei klar: Man wolle der Jugend „alles Deutsche wie Mark aus den Knochen blasen. Geschichtsstolz und Gemeinsinn, Kultur und Identität, Volksbewusstsein und Heimatliebe sollen den jungen Deutschen endgültig ausgetrieben werden.“ Die Erziehungsziele des „Sturmvogels“ sollten Gansel hingegen zufrieden stellen.

Frau und Mann für das Volk

Wer sich nach den Medienberichten über das Winterlager und über den „Sturmvogel“ informieren will, erlebt inzwischen eine Enttäuschung: Die Website ist nicht mehr erreichbar. Aus früheren Berichten über die Aktivitäten des „Sturmvogels“ ist aber bekannt, wozu die Lager dienen. Da ist zum Beispiel die Pflege „germanischen Brauchtums“. Es werden Sonnenwendfeste oder das „Julfest“ gefeiert. Wichtig ist es, Kinder und Jugendliche aus „gleichgesinnten“ Familien zusammenzubringen und ihnen zu zeigen, was „Volkstreue und Gemeinschaft“ bedeuten. Dazu gehört auch die Rollen von Frauen und Männern in dieser Gemeinschaft festzulegen und ihrer „natürlichen“ Bestimmung nach zu definieren. Das heißt, dass Frauen eben gebären und Männer ihre Stärke zum Schutz der Familie einsetzen – eben alles für das Volk.

Erzieher*innen aufmerksam machen

Diese Rollenvorstellungen sind nicht nur veraltet, sie sind auf mehrere Weisen problematisch. Erstens vereiteln sie die freie Entfaltung des Individuums und damit zweitens ein respektvolles und tolerantes Miteinander in einer demokratischen Gesellschaft. Das Projekt „’Lola für Lulu’ – Frauen für Demokratie im Landkreis Ludwigslust“ der Amadeu Antonio Stiftung setzt genau an dieser Stelle an. „Lola für Lulu“ hat sich zum Ziel gesetzt, Pädagog*innen für neonazistische Ausdrucks- und Erscheinungsformen zu sensibilisieren, ihr demokratisches Bewusstsein zu stärken und Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Mitarbeit: Malte Gebert

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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