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„Das Gedächtnis der Nation“ im Internet

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Christian Wulff ist am 6. Oktober 2011 das Projekt „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“ gestartet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Erinnerungen von Zeitzeugen an die wechselvolle deutsche Geschichte in Form von Videointerviews aufzuzeichnen und für nachfolgende Generationen dauerhaft zu bewahren.

 

Die Erinnerungen sind im Internet, redaktionell aufbereitet und systematisch geordnet, kostenlos für jedermann abrufbar. Angesprochen werden sollen Geschichtsinteressierte, insbesondere Schulen und Universitäten. Denn nichts kann Geschichte so anschaulich vermitteln wie Menschen, die sie erlebt oder erlitten haben. Und immer mehr Ältere möchten ihre Erinnerungen an Jüngere weitergeben.

Das gemeinnützige Projekt folgt dem Modell der Shoah Foundation des amerikanischen Filmregisseurs Steven Spielberg, die Erinnerungen von Überlebenden des Holocaust aufgezeichnet hat. Es konzentriert sich zunächst auf das 20. Jahrhundert, ist aber offen für die Zukunft und folgt dem Lauf der Geschichte. Ein mit Fernsehtechnik ausgestatteter „Jahrhundertbus“ wird durch Deutschland fahren, um ausgewählte Zeitzeugen zu befragen.

„Das Gedächtnis der Nation“ (GdN)

Im Zentrum des Zeitzeugenarchivs steht die Website des „Gedächtnisses der Nation“ (www.gedaechtnis-der-nation.de). Sie enthält schon zum Start etwa 1.600 Zeitzeugeninterviews aus den Beständen des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), die nun fortlaufend ergänzt werden.

Diese Videos sind in drei Segmenten geordnet und abrufbar:

Das erste arbeitet chronologisch. Der Nutzer orientiert sich an einem Zeitstrahl durch das 20. und 21. Jahrhundert. In die jeweilige historische Situation führen insgesamt rund 100 Kurzfilme ein. Darunter sind die dazu passenden Zeitzeugenvideos eingeordnet.

Das zweite Segment ordnet die Erinnerungen nicht chronologisch, sondern nach Themen, z. B. „Deutsch-deutsche Geschichte“, „Frauen“, „Migration“, „Holocaust“ oder „Europa und Globalisierung“.

Im dritten Segment äußern sich „Jahrhundertzeugen“ in etwa einstündigen Interviews. Zum Start des Projekts sind rund 40 Zeugen des Jahrhunderts aus den Beständen des ZDF online gestellt, darunter Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Simon Wiesenthal, Margarete Mitscherlich, Stefan Heym, Marcel Reich-Ranicki und Hans-Dietrich Genscher. Weitere „Jahrhundertzeugen“ werden durch eigene Interviews der GdN-Redaktion folgen.

„Die Geschichte“ des Projektes

Eine Schwesterwebsite von „Gedächtnis der Nation“ ist unter dem Titel „Unsere Geschichte“ freigeschaltet (www.youtube.com/unseregeschichte). Auf diesem Mitmachkanal soll jedermann eigene Zeitzeugeninterviews, vor allem aus dem Familien- und Bekanntenkreis, präsentieren können. Die Videos werden von der GdN-Redaktion zunächst geprüft, um Missbrauch zu verhindern, und dann freigeschaltet. Die Plattform bietet sich insbesondere für Videoprojekte im Geschichtsunterricht von Schulen an. „Unsere Geschichte“ steht unabhängig neben dem „Gedächtnis der Nation“.

„Jahrhundertbus“

Der „Jahrhundertbus“ des „Gedächtnisses der Nation“ mit dem Symbol des Projekts, dem eindrucksvollen Gesicht einer alten Dame, fährt ab sofort durch Deutschland. Er widmet sich dem Schwerpunktprojekt, der Befragung von Zeitzeugen aus Ost und West zur Geschichte Deutschlands nach 1945, also der Parallelgeschichte von DDR und Bundesrepublik Deutschland. Zudem werden Angehörige von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus interviewt.

Die Videos werden von zeitgeschichtlich erfahrenen und speziell für diese Aufgabe geschulten GdN-Redakteuren erstellt. In Verbindung mit Regionalzeitungen und lokalen Institutionen werden an den jeweiligen Stationen des fahrenden Studios Zeitzeugen ermittelt, die nach telefonischer Vorklärung zu Interviewterminen gebeten werden.

Mehr im Internet:

| www.gedaechtnis-der-nation.de
| Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, Los Angeles

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