Weiter zum Inhalt

In 7 Schritten „Fake News“ erkennen – so geht das

In der Debatte um „Fake News“ – hier verstanden als bewusst verfälschte Nachrichten, die verbreitet werden, um die eigene Weltsicht zu verbreiten – wird immer wieder gefordert, alle Mediennutzer_innen müssten nun Journalist_innen werden und die Nachrichten hinterfragen, die sie online lesen. Falls das kompliziert klingt: Das ist es nicht.  Sieben einfache Schritte, wie wir der Idee näher kommen, wer uns warum welche Nachrichten vermittelt – und warum wir manche Nachrichten nicht blind weiterverteilen sollten, selbst wenn sie uns empören.

 
Im Internet ist die Empörung oder Begeisterung oft schneller als der Verstand. Doch ein paar kleine Überlegungen sichern sie. (Quelle: Barnimages.com)

 

Was kann ich an einer Social Media-Meldung prüfen?

 

1. Wie seriös ist die Quelle der Nachricht? 

Gibt es ein Impressum, mit Namen und Adresse?Ist es ein verifiziertes Social Media-Konto, also eines, von dem klar ist, wer dahinter steckt?Gibt es z.B. die Zeitung, die die Meldung angeblich veröffentlicht hat, überhaupt?

2. Ist es wirklich eine Nachricht oder eine Satire-Meldung?

Das wird öfter verwechselt, als sie vielleicht glauben. Gucken Sie sich kurz die anderene Artikel auf der Website / dem Blog / dem Social Media-Kanal an, das sollte helfen.

3. Passt die Vorschau zum Artikel?

Die Facebook-Vorschau zu Artikeln lässt sich ausgesprochen leicht verändern (Überschriften, Teaser). Also vor einer Reaktion prüfen: Passt die Facebook-Vorschau zum Artikel, er dahinter liegt?

4. Sind im Text Quellen für Behauptungen genannt – und sind diese Quellen wahrheitsgemäß wiedergegeben?

Oder wird eine (einseitige) Interpretation z.B. von Statistiken vermittelt?Liegen Übersetzungsfehler vor?Sind Studien und zitierte Informationen verlinkt oder zumindest angegeben?

5. Zeigt ein verwendetes Foto oder Video, was es vorgibt?

Bei Zweifeln einfach einmal Bild durch die Google-Bilder-Rückwärtssuche laufen lassen. Zeigt, wo das Bild bisher schon verwendet wurde. Mit Videos funktioniert das teilweise auch (vgl. MimikamaJournalisten-Tools).

6. Suchen Sie eine zweite Quelle. 

Wenn Sie nicht sicher sind, ob sie einer Information glauben, suchen Sie eine zweite Quelle. Das kann eine andere jouranlistische Quelle sein, aber auch ein Polizeibericht, ein angesprochenes Unternehmen oder eine angesprochene Organisation, ein Augenzeuge, ein Video.

7. Ist es ein alter Internet-Hoax?

Manche Lügen-Geschichte wandern wieder und wieder durch das Internet. Dies lässt sich oft schnell durch einfaches Googlen von Stichworten der Meldung mit dem Zusatz „Fake“ oder „Hoax“ herausfinden, weil es inzwischen auch im deutschsprachigen Raum einige Debunking-Seiten gibt.

Und wenn Sie den Eindruck haben, gefälschte Nachrichten gefunden zu haben?

1. Verbreiten Sie sie nicht weiter und weisen sie andere darauf hin, die die Nachricht weiter verbreiten.

2. Kommentieren Sie unter der Nachricht, um andere Leser_innen darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Artikel gefälschte Informationen beinhaltet (ob diese Anmerkung von längerer Dauer ist, hängt von der Aufmerksamkeit der Moderation der Facebook-Seite ab).

2. Die Option, „Fake News“ bei Facebook zu melden, gibt es in Deutschland leider noch nicht. Je nach Inhalt lassen sich „Fake News“ aber ev. auch als „Hassrede“ melden.

– Wenn Sie zu den Menschen gehören, die niemand mehr glauben, nicht der Wissenschaft, nicht der Presse, wird Ihnen dieser Artikel nicht helfen. Wir gehen von der Annahme aus, dass es Institutionen wie Wissenschaft und Presse gibt, die mit Ethik und Kriterien versuchen, die Welt so wahrheitsgemäß und objektiv wie möglich zu erforschen und zu beschreiben. Dies ändert auch die Tatsache nicht, dass auch Jouranlist_innen und Wissenschaftler_innen Fehler machen. Wenn sie ihre Profession ernsthaft betreiben, werden sie dies gegebenenfalls zugeben und damit ebenfalls zu Wahrheitsfindung beitragen. – 

Mehr im Internet:

Die besorgte Bürgerin -Falschmeldungen im Netz? Meine Timeline lügt!?! (YouTube)Die besorgte Bürgerin – Check Deine Quellen (YouTube)Mimikama.at: So hilfst Du Dir: Fake-News erkennen!Mimikama.at: Fake oder Fakt? Teil 1 und Teil 2 (mit Tools)

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

536277017

Verschobene Richterinnenwahl Die Verwüstung des Debattenraums

Die Bundesregierung lässt die Wahl einer Richterin für das Bundesverfassungsgericht platzen, nachdem Aktivist*innen und Medien von Rechtsaußen gegen eine Kandidatin mobil gemacht hatten. Die in der Öffentlichkeit attackierte Frauke Brosius-Gersdorf muss sich nun selbst gegen Gerüchte und Lügen verteidigen; in einem teilweise verwüsteten Debattenraum ist allerdings an die Stelle des Arguments längst das Gerücht getreten.

Von
2017-10-06-enar

AfD im Bundestag Wenn Worten Taten folgen, erfassen wir sie richtig?

Dass die AfD in den vergangenen zwei Jahren hartnäckig versuchte, die Grenzen des Sagbaren zu verschieben, dürften selbst in der…

Von
2016-09-12-frauke

Frauke Petry „Völkisch“ ist nicht irgendein Adjektiv

Der Begriff „völkisch“ sollte nicht mehr so negativ verstanden werden, meint Frauke Petry, die Vorsitzende der Partei AfD. Man müsse „daran arbeiten, dass dieser Begriff wieder positiv besetzt ist“, sagte sie der Welt am Sonntag. Es sei eine „unzulässige Verkürzung“, wenn gesagt werde, „‚völkisch‘ ist rassistisch“. Nein. Das ist keine unzulässige Verkürzung.

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.