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Rechtsextreme Szene Eine Dekade Hassmusik

Das Rechtsrock-Event mit seinen beachtlichen Teilnehmerzahlen ist längst eines der wichtigsten Großereignisse der rechtsextremen Szene in Thüringen und weit darüber hinaus. Hier trifft man sich um zu feiern, offen den rassistischen Tiraden der Redner zu lauschen oder um sich mit neuen Lifestyle Produkten der Szene zu versorgen. Darunter finden sich zahlreiche bei Neonazis beliebte Klamottenlabels genauso wie CDs mit rechter Musik oder auch Broschüren und Infohefte der NPD. Diese hat längst den Wert solcher Treffen erkannt- neben der personellen Vernetzung und dem persönlichen Austausch, haben solche Veranstaltungen auch eine immense finanzielle Bedeutung. Durch den Vertrieb von Artikeln wird viel Geld in die klamme Parteikasse gespült. Aber auch die anderen vertretenden Kameradschaften und Netzwerke profitieren auf diese Weise von der Konzertveranstaltung.

Festigung der rechten Strukturen

Das Festival bietet der rechten Szene neben den Konsummöglichkeiten aber noch viel mehr: den Rednern, meist aus Reihen der NPD, ein offenes Podium für ihre nationalistischen Vorträge und dem Publikum einen Raum, in dem es  seine rassistische Weltanschauung ganz offen zur Schau stellen kann. So sind denn auch  die bei Neonazis beliebten Thor Steinar Shirts oder einschlägige Tätowierungen bei den Besuchern keine Seltenheit. Für einige Stunden existiert hier etwas, was die Neonazis zynisch eine „eine national befreite Zone“ nennen. Daher genießt die Veranstaltung überregional einen hohen Stellenwert und dient laut dem thüringischen Verfassungsschutz auch dazu, „mehr Teilnehmer für öffentlichkeitswirksame Aktionen der Partei zu gewinnen, die Akzeptanz der NPD im aktionsorientierten rechtsextremistischen Spektrum zu steigern und in der Öffentlichkeit größere Präsenz zu zeigen“.

Die Besucher  setzen sich überwiegend aus dem Spektrum von NPD -Anhängern,  „Freien Kräften“ und zahlreichen Kameradschaften zusammen. Aber auch ganze Familien mit Kleinkindern kann man unter den tausenden Rechtsextremem  immer wieder bei dem Treffen beobachten. So werden diese bereits im Kleinkindalter an eine menschenverachtende Ideologie herangeführt.

Das Konzert erfüllt also verschiedene Funktionen: Vernetzung und Austausch der rechten Szene, Vertrieb von rechten Propagandamaterialen und dadurch Finanzierung der Szene. All dies führt zu einer weiteren Verfestigung und Stärkung der rechten Strukturen in der Region. Jedes Jahr kommt es im Umfeld der Veranstaltung auch zu gewalttätigen Übergriffen, sei es auf Parteibüros oder  auf Andersdenkende Personen.

Das aktuelle Redner -und Musikprogramm liest sich wie eine VIP-Liste der rechten Szene: neben (dem früheren langjährigen NPD-Vorsitzenden) Udo Voigt, ist auch der (damals) neu gewählte thüringische Landesvorsitzende und vorbestrafte Patrick Wieschke angekündigt. Für die musikalische Untermalung sollen Bands mit martialischen Namen wie „Tätervolk“ und „Words of Anger“ sorgen.

Aufwachen! Aufstehen!

Die Situation ist also mehr als alarmierend. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass sich die zivilgesellschaftlichen Akteure zusammenschließen und den Neonazis an diesem Tag nicht den öffentlichen Raum überlassen. Zwar hat der Stadtrat im Vorfeld der Veranstaltung die Parksatzung geändert, um den bisherigen Austragungsort zu sperren. Dennoch können die Rechtsextremen ihr Festival an einem innenstadtnahen Platz abhalten.

Dagegen formierte sich  Protest: Es gibt das breite landesweite „Bündnis gegen ‚Rock für Deutschland‘ 2012 in Gera“, welches von verschiedenen Parteien und Gruppen unterstützt wurde. Geplant waren vielfältige Protestaktionen am 7.Juli 2012, darunter Friedensgebete, Kundgebungen und eine große Gegendemonstration. Ziel ist es, dass Konzert mitten in der Stadt auf dem Bahnhofsvorplatz zu verhindern.

Ein deutliches Zeichen kann nur durch ein breites, gemeinsames Engagement der Geraer Zivilgesellschaft erreicht werden. Die Solidarität, die wir aus anderen Städten erfahren, müssen wir auch selbst zeigen. Fremdenfeindlichkeit darf in Gera keinen Platz haben. Gera darf keine Stadt der stummen ZuschauerInnen von Nazi-Aktivitäten sein“, hieß es dazu im Protestaufruf des Bündnisses.

Diane Buhe

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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