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Kommentar Menschenfeindliche Unvernunft

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Anetta Kahane ist Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung (bis Ende März 2022); Foto: MUT

Es scheint, als hätte sich die Palette der Menschenhasser um einige Facetten erweitert, als wären mehr Farben und Milieus dazugekommen. Verschwörungstheoretiker und Systemfeinde und Rassisten sind zu einer Art sozialen Bewegung geworden. Eine Bewegung, in deren Folge die demokratischen Grundwerte relativiert werden und schließlich keine Geltung mehr haben sollen. Beispiele dafür sind die so genannten Friedensmahnwachen – auch Montagsdemos genannt -, die „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) und die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) in Dresden: genau dort, wo die Machtübernahme durch den Islam angeblich unmittelbar bevorsteht. Unterschiedliche Milieus – gleiche menschenfeindliche Unvernunft. Dass so viel Querfront mit einem Male zutage tritt, ist in der Tat beunruhigend.

Die Amadeu Antonio Stiftung beschäftigt sich intensiv mit dieser Entwicklung. Gerade in solchen Zeiten sind Vernunft, Aufklärung und eine klare Haltung wichtig. In den Projekten der Stiftung steht im Vordergrund, die zivile Gesellschaft bei solchen Prozessen zu unterstützen. Im diesem Jahr (2014) hat die Stiftung 81 Projekte gefördert, bei denen sich Jugendliche wie Erwachsene für Menschenrechte engagieren, die Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen stärken und sich für ein Miteinander der Gleichwertigkeit einsetzen. Die Folgen davon waren beeindruckend, um viele Flüchtlingsunterkünfte haben sich Initiativen gebildet, die den Flüchtlingen Unterstützung und Hilfe aller Art anbieten. Und das, obwohl es nach wie vor organisierte Randale durch Rechtsextreme gibt. Unser Dank gilt allen, die sich nicht abhalten oder in ihrem Engagement behindern lassen!! Wir sind der Überzeugung, dass die meisten Menschen in Deutschland bereit sind, die Flüchtlinge gut aufzunehmen.

Es war viel los und es ist noch nicht zu Ende

Den Mut dazu werden sie sicher finden, sobald sie sich auf den Weg machen. Schritt für Schritt. Wir begleiten sie dabei in zahllosen Veranstaltungen und Fortbildungen zu den Fragen wie die demokratische Kultur geschützt werden kann. Themen wie Frauen und Rechtsextremismus, völkische Siedler und ihre Familien, Reichsbürger und wie ernst man sie nehmen soll, sind in diesem Jahr debattiert worden. Ebenso haben wir zum 25. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention festgestellt, dass Kinderrechte in Deutschland, also selbstbewusste Kinder, durchaus eine gute Prävention gegen Radikalisierung sind.

Die Stiftung hat im vergangenen Jahr auch Bürgerstiftungen ermutigt, sich mehr mit den Themen demokratische Kultur und Rassismus zu befassen, sie hat in den sozialen Netzwerken Nazis beobachtet und mit Jugendlichen über Gegenstrategien diskutiert. Und an den Aktionswochen gegen Antisemitismus beteiligten sich dieses Jahr 130 Partnerprojekte mit fast 400 Veranstaltungen. Es war viel los und es ist noch nicht zu Ende. Wir danken an dieser Stelle allen, die uns unterstützt haben, den Kolleg*innen, den Partner*innen, den Mitarbeitenden und Verantwortlichen in Verwaltungen, den Spenderinnen und Spendern, denen, die uns mit Ideen weitergeholfen haben und allen, die vor Ort dranbleiben. Die Zeiten werden schwerer. Dafür sind bei uns die netteren Leute. Ich wünsche allen ein gesundes, schönes und erfolgreiches Jahr 2015.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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