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Nana Domena Anheizer bei „Querdenken“

Nana Domena ist Entertainer und spätestens durch seine Auftritte mit übermäßig guter Laune und buntem Kleidungsstil auf „Querdenken“-Demonstrationen zu einem bekannten Gesicht der Initiative geworden. Aber auch mit Neonazis hat er die letzten Jahre gearbeitet. Wofür steht Domena und weshalb hat der Schokoladenhersteller Lambertz die Zusammenarbeit mit ihm beendet?

 
Nana Domena bei einer Demonstration in Frankfurt. (Quelle: 7C0)

Nana „Lifestyler“ Domena ist 39 Jahre alt und auf die Frage des Kölner Stadt-Anzeigers, was er eigentlich mache, antwortet Nana Domena: „Ich bin Moderator, Entertainer und Connector“. Mit seiner Verlobten Mira (Flugbegleiterin, Yoga-Lehrerin und Lifestyle-Coach) wohnt er in Köln und gemeinsam wollen sie Freude, Energie und Glücksgefühle verbreiten. Nicht nur in den Videos seines Kanals „Lifestyler.TV“ auf YouTube tritt er als aufgedrehter Entertainer und Sonnenschein auf, auch auf den deutschlandweiten Veranstaltungen von „Querdenken“ sieht man ihn immer wieder. Dass die von Michael Ballweg in Stuttgart gegründete Initiative „Querdenken 711“ mittlerweile vom Verfassungsschutz beobachtet wird und sowohl verschwörungsideologische als auch rechtsextreme und antisemitische Meinungen toleriert und vertritt, hat seine Bereitschaft zur Unterstützung nicht sinken lassen.

Aus seinen Beiträgen auf Facebook lassen sich allerdings keine wirklich fundierten Schlüsse über Domenas Meinung zum Lockdown und den Pandemie-Maßnahmen erkennen: In einem Post bezieht er klar Stellung und spricht sich für den „Mega-Lockdown“ aus und fordert, den ÖPNV, Flugverkehr und Bahnverkehr einzustellen, die Grenzen zu schließen und Fabriken einzustellen. Dann wiederum fährt er mit der Bahn bundesweit auf Demonstrationen – trägt dabei keinen Mund-Nasen-Schutz – und feiert in Menschenmengen. Kurz darauf teilt er „#Wirmachenauf – kein Lockdown mehr“, die neue Initiative der Pandemie-Leugner*innen, welche Einzelhandel und Gastronomie dazu ermutigen will, am 11. Januar wieder zu öffnen, egal ob der Lockdown verlängert wird oder nicht (vgl. Belltower.News). Eine klare Überzeugung sieht anders aus. Nur einem Motto gibt er an, treu zu bleiben: „Freiheit, Frieden, Wahrheit und Demokratie“ – wobei noch zu hinterfragen wäre, was er mit diesen Schlagworten verbindet. Denn er tritt nicht immer geerdet und voller positiver Energie auf: So fuhr er etwa einen Pressevertreter an, wie es sich für ihn anfühlen würde, „Judas-Arbeit“ zu machen:

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Wie können „Freiheit, Frieden, Wahrheit und Demokratie“ Leitprinzipien sein, wenn man auf Veranstaltungen Stimmung macht, die unter Verwendung von Lügen und Desinformationen ein klar antidemokratisches Ziel verfolgen? In seinem Statement zum „Sturm auf den Reichstag“ in Berlin im August 2020 sagte er, er verstehe nicht, wie man so ein schönes Gebäude denn stürzen könne und zeigt in seinem Video lieber den Sonnenuntergang. Der gleiche Mensch, der das Vorgehen nicht versteht, stellt sich aber nur kurze Zeit später auf die Bühne der Veranstaltung  und heizt dem Publikum ein. Seine Interviews und Live-Streams kann man sich meistens über die Plattform dlive ansehen, die in der rechtsradikalen Szene beliebt ist.

Dreamteam für „Querdenken“: Lifestyler Domena mit „Silberjunge“ Thorsten Schulte

Was macht Domena sonst?

Nana Domena hat auf YouTube fast 20.000 Abonnent*innen und produziert mit Frank Kraemer seit mehreren Jahren die Video-Reihe und Podcast-Reihe „Multikulti trifft Nationalismus“. Frank Kraemer ist expliziter Neonazi und Gitarrist der Rechtsrock-Band „Stahlgewitter“. Auf ihrer gemeinsamen Webseite erzählen sie davon, wie sie sich kennengelernt haben: auf einer Pegida-Demonstration in Köln 2016, wenige Tage nach den sexuellen Belästigungen an Frauen in der Silvesternacht, die zur Debatte über geflüchtete Männer geführt hatten. Der extrovertierte Entertainer suchte den Kontakt zu den flüchtlingsfeindlichen Teilnehmenden, ging offen auf sie zu. Nach ersten diskriminierenden und rassistischen Beschimpfungen war Frank Kraemer von Domena beeindruckt,  und der ließ sich von den Anfeindungen nicht abschrecken, wollte offenbar zeigen, dass nicht alle schwarzen Männer ins Hass-Bild des Nazis passen: Der Anfang ihrer „besonderen Freundschaft“. So nannte es auch die Sendung „Der fehlende Part“ des russischen Propagandasender RT Deutsch bei einer gemeinsamen Aufzeichnung.

Domena und Kraemer bei „Multikulti trifft Nationalismus“.

Seit 2016 sprechen sie  über Rassismus, Rechtsextremismus, Nationalismus, Migration und filmen sich dabei. Im März 2019 traten sie gemeinsam bei der Leipziger Buchmesse auf, für den Verlag Europa Terra Nostra e.V., und haben sich mit Frank Franz getroffen, dem Bundesvorsitzenden der NPD (vgl. Correctiv). Der Verlag veröffentlichte ein Werbevideo, dass sich für ein vereintes Europa der Nationalist*innen und ein ausdrücklich weißes Europa ausspricht. 

 

Ausschnitt aus dem Video des Verlags, in dem erklärt wird, wofür sie stehen.

Möglicherweise war die Zusammenarbeit mit Domena für den Verlag schlicht ein PR-Move, um potenzielle Kund*innen auf sich aufmerksam zu machen. Denn kurz danach hält Verlags-Chef Eriksson einen Vortrag auf einer Veranstaltung der NPD im Januar 2020, das Thema war: Wie „traditionelle Gesellschaften durch Multikulti und andere Gesellschaftsexperimente“ zerstört werden.

Deckmantel „Multikulti trifft Nationalismus“

Aber wieso trifft sich der Rechtsextreme Frank Kraemer, der auf „Der III. Weg”-Veranstaltungen Vorträge hält und auf rechtsradikalen Festivals spielt, mit dem Entertainer? Wahrscheinlich geht es Kraemer nicht darum, seine Toleranz und Diversität öffentlich zu zeigen, zumal dies seinen nationalistischen und rechtsradikalen Fans auch bestimmt nicht gefallen würde. Auch wenn Domena in seinem ersten Video zu „Multikulti trifft Nationalismus“ sagt, das Gedankengut von Frank Kraemer sei nicht seines, gibt er ihm trotzdem eine Plattform. Und nicht nur das – es gibt ja Gemeinsamkeiten. Wie so oft liegen sie in Verschwörungsideologien und Antisemitismus. Als Domena und Krämer in der letzten Folge der Video-Reihe über mögliche „Chip“-Einpflanzungen durch eine Covid-19-Impfung sprechen, gibt es einen klaren Konsens: nämlich das Bill Gates dahinterstecken könnte. Auch zu anderen antisemitischen Verschwörungsideologien hat Domena keine Berührungsängste, dreht etwa ein Podcast-Format mit Marvin König, einem engen Vertrauten von „QAnon”-Superspreader Oliver Janich. Im Interview mit dem „Querdenken”-Aktivisten Samuel Eckert widerspricht er nicht, als dieser feststellt: „Viele Leute, die diese Fahnen [gemeint sich Reichsflaggen] tragen, haben mit Rechtsextremismus gar nichts zu tun; sind teilweise sogar mit Ausländern verheiratet und so weiter“. Damit ist auch Domenas Funktion für die Szene gut umschrieben: Als „Ausländer”-Kronzeuge, der die eigene Weltoffenheit belegen soll – ob sie da ist oder nicht. Was immer ihn dazu motiviert – fest steht: Nana Domena arbeitet mit Menschen zusammen, die klare antidemokratische, rassistische und antisemitische Meinungen vertreten und gibt ihnen die Möglichkeit, diese zu verbreiten. Wenn er dies als Schwarzer tut, gibt er den Aussagen in ganz eigenem Maße Legitimität.

Weil Nana Domena, der Entertainer, es genießt, in der Öffentlichkeit zu stehen, wollte er möglicherweise auch 2020 nicht auf Veranstaltungen verzichten, die wegen der Pandemie größtenteils nicht stattfinden konnten. Hat er sich deshalb an „Querdenken” gehangen? Allerdings scheint er sich in einem Umfeld, das sich die Welt mit Verschwörungserzählungen erklärt, auch inhaltlich zu Hause zu fühlen.

Das „Querdenken”-Engagement hat aber nun auch Konsequenzen für Domena: Ein Werbe-Partner hat sich jüngst von ihm distanziert. Die Schokoladenfabrik Lambertz hat nach Protest-Mails wegen Domenas Auftritt am Sonntag, dem 03. Januar 2021 in Nürnberg, getwittert, die Zusammenarbeit mit ihm offiziell beenden zu wollen: „Natürlich ist freie Meinungsäußerung auch für uns ein hohes gesellschaftliches Gut – wir sehen aber dann natürlich eine Grenze überschritten, sobald damit die Sicherheit und Gesundheit anderer Menschen in Gefahr gerät”.

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Inzwischen hat Nana Domena auf Facebook angekündigt, „Querdenken“-Großdemonstrationen nicht mehr  besuchen und sich zurückzuziehen zu wollen, damit die Zahl der Infizierten sinkt. Vielleicht hat sich Nana Domena an sein Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Jahr 2016 erinnert, als er sagte, er sollte „weniger aufs Handy schauen“ und stattdessen lieber das „Leben genießen“. Etwas Abstand zu den eigenen Telegram– und YouTube-Kanälen und den von „Querdenken“ zu gewinnen, wäre ein guter Neujahrsvorsatz für 2021.

 

Das Titelbild wurde unter der Lizenz CC BY 2.0 veröffentlicht.

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