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Hass im Netz-Trends 2014/2015 Flüchtlingsfeindlichkeit, Muslimfeindlichkeit, Verschwörungsfantasien

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Nazis in schick auf Instagram: Beiträge zum "Identitären"-Hashtag #returnyourrevoltintostyle - zu Nazis auf Instagram folgt bald ein größerer NgN-Bericht. (Quelle: Screenshot 30.09.2015 )

Gerade die Bild-basierten Dienste Tumblr und Instagram bespielen Neonazis und Rassist_innen mit stylischen, provozierenden und an revolutionären Geist appelierende Inhalte, stellt Christiane Schneider von Jugendschutz.net bei der Vorstellung des Berichts 2014 „Rechtsextremismus Online – beobachten und nachhaltig bekämpfen“ fest. Zielgruppe hierbei ganz klar: Jugendliche und junge Erwachsene, denen Rassismus, Demokratiefeindlichkeit oder Hass auf Andersdenkende in einem privaten Umfeld als eine akzeptabele Meinungsäußerung präsentiert werden soll. 

Interessant auch die Entwicklung des Monitorings bei Jugendschutz.net: Während 2007 noch 1.635 rechtsextreme Websites gemeldet wurden und „nur“ 690 rechtsextreme Social Media-Beiträge, sind es heute (Berichtszeitraum: 2014) 1.417 Websites und 4.755 Social Media-Beiträge. Das heißt: Es wird heute deutlich mehr Hetze im Internet wahrgenommen und gemeldet. Aus den Hinterzimmern dringen die Menschenfeindlichkeiten in die Öffentlichkeit – das ist nicht nur bei „Pegida“ so, sondern auch im Internet.

Als Einzelphänomene erwähnt der neue Bericht 

jugendkulturelle Phänomene als Anknüpfungspunkte (etwa die „Identitäre Bewegung“, Balaclava-Küche)Demonstrations-, Gewalt- und Terror-Aufrufe (etwa durch das militante Neonazi-Netzwerk „Misanthropic Division (MD)“Hetze gegen Flüchtlinge – auch mit „Humor“ und GewaltfantasienIslamfeindliche Hetze – auch mit drastischen Darstellungen dschihadistischer Gewalt als „Schock-Element“Antisemitismus – besonders Hassbeiträge gegen Jüdinnen und Juden verknüpft mit dem Nahost-KonfliktVerschwörungstheorien (z.B. die rechts übernommene „Anonymous“-Facebook-Seite)Antiziganismus – vor allem durch Postings, die Sinti und Roma durch Falschmeldungen als „Kinderklauer“ verunglimpfenHomofeindlichkeit – Als stylische #NoHomo-Variante bis zu Gewalt- und Tötungsfantasien

Verstöße gegen den Jugendschutz

Von den 6.000 gesichteten Web-Inhalten wurde etwa jedes dritte Angebot als jugendgefährdend eingestuft. Nur 7 Prozent der Verstöße wurden über deutsche Server verbreitet. Von den 1.417 gemeldeten Websites enthielten nur 125 Verstöße – im Social Web waren von 4.755 gemeldeten Beiträgen 1.568 unzulässig. Bei 89 Prozent der Verstöße handelte es sich gleichzeitig um Straftaten wie die Verbreitung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (66 %),  Volksverhetzung (11%), Leugnung des Holocaust (12%). In 58 Prozent der Fälle war Jugendschutz.net damit erfolgreich, die Inhalte aus dem Internet zu entfernen – meist durch Kontakt zu den Internetanbietern. Eines der größten Probleme, beschreibt Jugendschutz.net im Bericht, sind drastische Gewaltdarstellungen, die Neonazis zur Diffamierung nutzen, die die meisten Social Web-Angebote aber erlauben, wenn sie „in einem aufklärerischen Kontext“ stehen, was sie den Neonazis leider zu oft unterstellen. Hier ist besseres Beschwerdebearbeitung gefragt, ebenso wie ein Freigabe von Kriegsberichten mit drastischer Gewalt erst für Nutzer_innen ab 18 Jahren.

Rechtsextremismus online in Zahlen

Es wurden 6.100 rechsextreme Webangebote gesichtet, davon

1.417 Websites3.443 Profile und Channels466 Videos846 Einzelkommentare und Postings

97 % der Inhalte liegen bei ausländischen Diensten (USA = Facebook, YouTube, Twitter, Russland = VK, Rutube)

3 % liegen auf deutschen Plattformen

Szenedienste:

209 Websites von rechtsextremen Versandhändlern und Merchandise-Anbietern (2013: 185)84 entsprechende Social-Web-Profile

 

Download:

Den Bericht „Rechtsextremismus Online beobachten und nachhaltig bekämpfen“ gibt es als PDF zum Download auf der Website von Jugendschutz.net:

www.hass-im-netz.info

 

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