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Hintergrund Warum lieben Rechtsextreme den amerikanischen Sektenführer Charles Manson?

Charles Manson war der Anführer der „Manson Family“ einer Art Sekten-Kommune, die 1969 innerhalb weniger Wochen sieben Menschen tötete. Bis zu seinem Tod 2017 war er in Haft. Der verantwortliche Staatsanwalt ging von einer bizarren rechtsextremen Ideologie als Tatmotiv aus. Im Gefängnis ließ sich Manson nicht nur ein Hakenkreuz auf die Stirn tätowieren, sondern arbeitet auch zusammen mit dem amerikanischen Neonazi James Nolan Mason an „Siege“ (dt. Belagerung) dessen Newsletter für die „National Socialist Liberation Front“. Zusammen mit ihm soll er aus dem Gefängnis heraus eine Terrororganisation namens „Universal Order“ gegründet haben

 
Eines der letzten Fotos von Charles Manson aus dem Gefängnis.

Der zuständige Staatsanwalt im Prozess gegen Manson war Vincent Bugliosi, der nach dem Prozess ein Buch mit dem Titel „Helter Skelter“ veröffentlichte. Genau dieses „Helter Skelter“ war der zentrale Aspekt hinter Mansons Ideologie, die sieben Menschen das Leben kostete. Zuerst ermordete die Gruppe um Manson den Musiklehrer Gary Hinman. Wenige Tage später wurde die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate und ihre Freunde Jay Sebring, Abigail Folger und Wojciech Frykowski ermordet, außerdem der nur zufällig anwesende Steven Parent. Am nächsten Tag wurden Leno und Rosemary LaBianca ermordet. Im Übrigen die einzigen Morde, bei denen Manson selbst zu Anfang anwesend war, tatsächlich gemordet hat er offenbar nie. Nachdem Mitglieder der „Family“ inklusive Manson vorläufig festgenommen, aber zunächst wieder freigelassen wurden, ermordeten sie den Stuntman Donald „Shorty“ Shea als angeblichen Verräter. Shea war der Hausmeister der abgelegenen Ranch in Death Valley, wo die Sekte ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte.

Mit den Beatles in den „Rassenkrieg“

„Helter Skelter“ ist eine bizarre Ideologie, die nicht zufällig nach einem Beatles-Song benannt ist. 1968 veröffentlichten die Briten ein Doppelalbum namens „The Beatles“, das als „White Album“ bekannt wurde. Manson verstand das Album als eine Art Bestätigung seiner Vision eines „Rassenkrieges“ zwischen Afroamerikaner*innen und Weißen. Seine ehemalige Jüngerin Catherine Share erklärte das später so: „Als das White Album der Beatles rauskam, hat Charlie es immer und immer und immer und immer wieder gehört. Er war ziemlich sicher, dass die Beatles sein Bewusstsein – seine Wahrheit angezapft hatten. Alles würde zusammenbrechen, der schwarze Mann würde sich erheben. Es war nicht so, dass Charlie das Album hörte und dem folgte, was er dachte, was ihm die Beatles vorgeben. Es war andersrum. Er glaubte, dass die Beatles darüber sprechen, was er seit Jahren predigte. Er glaubte, dass jeder einzelne Song auf dem White Album um uns ging. Das Lied Helter Skelter interpretierte er so, dass die Schwarzen aufsteigen und die Weißen untergehen würden.“

Manson begründete seine Vision mit einer skurrilen Kombination aus Songtexten und Bibelzitaten aus der Offenbarung des Johannes. Sein ursprünglicher Plan war es, den „Rassenkrieg“ mit einem eigenen Album auszulösen, das unterschwellige Botschaften enthalten sollte, gleichzeitig sollten damit neue, idealerweise weibliche und weiße, Jüngerinnen aus dem Hippie-Milieu rekrutiert werden. Das wiederum sollte dazu führen, dass schwarze Männer einen Aufstand anfangen würden, weil sie keinen Zugang mehr zu weißen Frauen hätten. Daraufhin würde sich ein Krieg zwischen Schwarzen und Weißen entwickeln, an dessen Ende die „weiße Rasse“ praktisch ausgelöscht sei. Aber nicht die ganze „weiße Rasse“. Manson und seine Anhänger*innen würden dem ganzen entgehen, weil sie sich in einer geheimen unterirdischen Stadt unter Death Valley verstecken würden. Am Ende des Krieges würde sich herausstellen, dass Schwarze nicht dazu in der Lage seien, die Welt zu regieren. Erst dann würden Manson und „Familie“ aus der geheimen Untergrundstadt zurückkehren, um die Macht zu übernehmen. 

Die „Familie“ bereitete sich auf den Krieg vor, plante ihre Fluchtroute aus Los Angeles – auch hier im Glauben, die Beatles würden ihnen per White Album Tipps für die Routenplanung geben – und suchten den Zugang zur ihrem unterirdischen Refugium. Doch aus Mansons geplanten Album wurde nichts. Der Plan musste anders verwirklicht werden.

„Blackie hat noch nie irgendwas geschafft, ohne dass ihm Whitey gezeigt hat wie’s geht. Es sieht so aus, als müssten wir Blackie zeigen wie’s geht,“ ließ Manson laut Ex-„Family“-Mitglied Paul Watkins, seine Jünger*innen wissen. Die Morde in Los Angeles sollten deswegen so aussehen, als seien sie von Schwarzen begangen worden. Mit dem Blut ihrer Opfer schrieben die Mörder*innen Parolen an die Wände, unter anderem „Healter Skelter“ (sic!) und „Piggies“.

Manson und seine „Familie“ wurden in der Öffentlichkeit, vor allem außerhalb der USA, oft als „Hippies“ verstanden, ohne dass die bizarre rechtsextreme Ideologie wahrgenommen wurde. Manson Zusammenarbeit mit dem Neonazi James Mason zeigt eindeutig, welche rassistische Geisteshaltung hinter der „Familie“ stand. Das tätowierte Hakenkreuz auf Mansons Stirn ist dabei nur das I-Tüpfelchen.

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