Weiter zum Inhalt

Nazi-Taktik auf Facebook Seriösität per „Gefällt mir“-Klick –aber: Freunde kann man sich aussuchen!

Neonazis versuchen immer wieder, mit unauffällig wirkenden Seiten in Sozialen Netzwerken mit Menschen in Kontakt zu treten, die mit offenem Rechtsextremismus nichts zu tun haben wollen. Eine neue, perfide Technik ist dabei: Seriöse Seiten per ?Gefällt mir?-Funktion angeben, um den rechtsextremen Ursprung zu verbergen. Doch die so missbrauchten Seiten können aktiv werden. Wir sagen, wie!

 
Was hier wie eine Seite für Zivilcourage aussieht, stammt von einer zumindest rechtsoffenen Facebook-Seite, die sich tarnt. (Quelle: Screenshot)

Hier geht es um eine Facebook-Seite. Um keine Werbung für eine Nazi-Seite bei Facebook zu machen, wird sie in diesem Artikel ohne Namen beschrieben: Ihr Name – soviel sei gesagt – ist aber harmlos, appelliert an Engagement und Zivilcourage. Auch alle Postings auf der Seite gehen in diese Richtung der Verharmlosung. Besonders das Engagement gegen Kindesmissbrauch hat es den MacherInnen offenbar angetan (warum Nazis sich für dieses Thema interessieren: ngn berichtete). Sorgfältig wurden hier aber die Referenzen für Fotos und Links ausgewählt. Offen Rechtsextremes ist ? anders als in anderen von Rechtsextremen betriebenen Gruppen – nicht dabei.

Scheinbare Seriösität durch die Auswahl illustrer „Gefällt mir“-Seiten

Beim Blick in die Liste der anderen Seiten, die gefallen, finden sich viele Organisationen, die im Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagements Gewicht und einen guten Namen haben: Etwa die ?Aktion Mensch?, die O2-Akton ?Think Big? oder Amnesty International“, aber auch speziell Aktionen gegen Rechtsextremismus, wie eben Netz gegen Nazis, Mut gegen rechte Gewalt oder der Störungsmelder. Dies soll das deutliche Signal aussenden: Seht her, so engagiert sind wir auch, und positionieren uns auch deutlich gegen Nazis. Oder?

Zwischen den guten Namen steht aber eine Initiative, die etwas über den wahren politischen Hintergrund der Macher verrät: Die ?Bürgerinitiative für Zivilcourage Wolfsburg?. Die Seite mit dem harmlosen Namen ist eine offen rechtsextreme Seite der Autonomen Nationalisten der ?Aktionsgruppe Gifhorn? und Teil der (weniger gut gemachten) Verharmlosungstaktik der Nazis.

Ein Versehen? Sind die Macher den Nazis auf den Leim gegangen? Leider stellt sich schnell heraus, dass dies nicht der Fall ist. Freundlich-informative Postings, die auf den Umstand hinweisen, dass hier eine Nazi-Seite gemocht wird, werden sekundenschnell und mehrfach gelöscht. Ihre Nennung ist Absicht.

So hindern Sie als SeitenbetreiberIn Rechtsextreme, sie zu mögen:

Wer mit seiner Seite in so einer Umgebung nicht genannt werden möchte, um nicht einer zumindest rechtsoffene Seite als Feigenblatt zu dienen, der kann auf Facebook schnell und einfach dagegen vorgehen:

1. Auf die eigene Seite gehen

2. Auf ?Statistiken? klicken (linke Spalte)

3. Auf ?Gefällt mir-Angaben? klicken

4. Nach rechts gucken und auf ?Gefällt mir?-Angaben anzeigen? klicken

5. Im Pop-Up-Fenster, dass sich dann öffnet, von ?Personen? auf ?Seiten? umschalten

6. Dann neben der Seite, die man entfernen möchte, auf das Kreuz klicken.

7. Häckchen setzen bei ?Dauerhaft blockieren?

8. Ok klicken.

9. Fertig!

Mehr auf netz-gegen-nazis.de

| Alles zum Thema „Rechtsextremismus in sozialen Netzwerken“

Belltower.News macht gemeinnützigen Journalismus, denn wir klären auf und machen das Wissen von Expert*innen zu Antisemitismus, Rassismus und
Rechtsextremismus und allen anderen Themen der Amadeu Antonio Stiftung für alle zugänglich.
Unsere Reportagen, Recherchen und Hintergründe sind immer frei verfügbar und verschwinden nie hinter einer Paywall. Dafür brauchen wir aber auch deine Hilfe.
Bitte unterstütze unseren Journalismus, du hilfst damit der digitalen Zivilgesellschaft!

Weiterlesen

2015-07-29-title-2

Hass im Internet aktuell (5) – Was können wir konkret gegen den Hass im Internet tun?

Was können wir konkret gegen den Hass im Internet tun? Diese Frage umfasst ganz verschiedene Ebenen: „Wir“ als Bürger_innen einer…

Von
Screenshot des "Meguca"-Boards, auf dem der Attentäter von Halle seinen Livestream postete

Nach dem Attentat von Halle Die Boards der rechtsterroristischen Attentäter als internationale Kaderschmiede

Während in Deutschland auch 2019 noch jeder Attentäter reflexhaft zum „Einzeltäter“ kleingeredet werden soll, trifft und inspiriert sich eine internationale…

Von
2016-02-05-pegida

Was denkt Pegida online?

Besorgtbürger im Internet kommen im Moment vor allen in der Wahrnehmung vor, wenn sie Hassrede betreiben, also menschenverachtend, offen rassistisch…

Von

Schlagen Sie Wissenswertes in unserem Lexikon nach.