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Neues Infoportal „Sport mit Courage“ gegen Diskriminierung

Diskriminierung und Rassismus im Sport ist immer wieder ein Thema. Ob es antisemitische Gesänge von den Tribünen sind, NPD- Funktionäre als Fußballtrainer oder Spieler/innen, die nach dem Spiel rechtsextreme Parolen skandieren ? oft sind Sportler/innen und Fuktionär/innen unsicher, wie genau sie reagieren sollen. Zwei neue Internetportale wollen ihnen helfen.

 

Von Olga Wendtke

Auf der Pressekonferenz am 15. März in der Berliner O2-Arena wurden gleich zwei neue Internetportale vorgestellt, die bei diesen und ähnlichen Problemen zur Seite stehen sollen. Entwickelt wurden beie Webseiten mit den ostdeutschen Landessportbünden und der Vereinigung ?Gegen Vergessen- Für Demokratie?. Deren Vorsitzender, Joachim Gauck, hatte auf der Pressekonferenz seinen letzten Aufritt als ?normaler Bürger?, bevor er am Sonntag das Amt des Bundespräsidenten übernahm. Auf ?Sport- mit- Courage.de? und ?Mach- den- Unterschied.de? sollen sich Nutzer/innen über Diskriminierung und Zivilcourage im Sport informieren können. Dort sind Materialien und Informationen zusammengestellt, die sonst in den Weiten des Web gesucht werden müssten. Zielgruppe sind Sportbunde, Vereinsmitarbeiter/innen und Trainer/innen. Sie haben dort die Möglichkeit, mehr über Gegenstrategien in Bezug auf Diskriminierung im Sport zu erfahren.

Auseinandersetzung auf rechtsextreme Jugendliche fokussiert

Auf ?Sport-mit-Courage.de? geht es um allgemeine Tipps, wie Trainer/innen mit rechtsextremen Jugendlichen umgehen können. In dem Glossar ?Rechtsextremismus? werden wichtige Begriffe erklärt. Obwohl das Portal mit ?praxisorientieren Informationen? wirbt, lassen sich außer ?vier Bausteinen im Umgang mit rechtsextremen Jugendlichen? wenig alltagsorientieren Tipps finden. Die Auseinandersetzung ist auf Jugendliche fokussiert, die eine rechtsextreme gefestigte Ideologie vertreten. Es ist fraglich, wie sinnvoll eine direkte Auseinandersetzung mit Personen ist, die schon über ein geschlossenes rechtes Weltbild verfügen. Auch die Toleranz gegenüber diesen Personen in Vereinen oder Organisationen ist diskutabel. Andere Jugendliche oder der alltägliche Normalrassismus, der sich sicherlich in den ostdeutschen sowie in den westdeutschen Bundesländern sehr viel häufiger finden lässt, werden nur mit den verlinkten Bildungsbausteinen vom DGB- Bildungswerk Thüringen angesprochen. Mit der dritten Auflage der Bildungsbausteine, die 2008 erschien, werden Anleitungen zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit gegeben. Die Informationen, die sich aus dem Internetportal entnehmen lassen, sind also keine wirklich neuen. Hilfen im Umgang mit NPD- Funktionären, die sich im Sportverein engagieren, werden zunächst nicht gegeben. Alles in allem bietet ?Sport-mit-Courage.de? keine wirklich neuen Strategien im Umgang mit Diskriminierung im Sport, trägt aber Bewährtes zusammen und bündelt es für eine neue Zielgruppe.

Alltagsrassismus wird nicht thematisiert

Und auch bei dem interaktiven Portal ?Mach den Unterschied? erscheint es fraglich, ob es auf große Resonanz bei der Zielgruppe stößt. Dort haben sportinteressierte User/innen die Möglichkeit, anhand Videos zu üben, wie sie in diskriminierenden Situationen die richtige Entscheidung treffen. Die Videos wurden mit den Spielern der Juniormannschaft der Eisbären Berlin gedreht. Dieser kleine Starbonus wird dem Portal vielleicht zu mehr Bekanntheit verhelfen. Trotzdem werden auch dort keine neuen bahnbrechenden Tipps erläutert. Gerade der Umgang mit einem Alltagsrassismus, der oftmals zur Lebensrealität von jungen Menschen in Sportvereinen und in der Gesellschaft gehört, wird nicht wirklich thematisiert. Das ist schade, da gerade im Sport Werte wie Fairness und Toleranz wichtig sind und auch über den Sport-Kontext hinaus vermittelt werden könnten. Eine grundlegende Auseinandersetzung mit Rassismus fehlt. Dazu passt die Antwort des ?Eisbären?-Trainers Sven Felski auf der Pressekonferenz auf die Frage, ob er schon einmal Diskriminierung im Sport begegnet sei.. Felski sagte, sie [die Eisbären Berlin] hätten ja jetzt einen schwarzen Mitspieler in der Mannschaft. Das sei für alle am Anfang nicht einfach gewesen. Er hätte diese Tatsache in der Öffentlichkeit taktisch besser verschweigen können. Zeigt sie doch einen Normalrassismus, der in den Umkleidekabinen der Sportmannschaften wie in der gesamten Gesellschaft vertreten ist. Gegen diesen Normalrassismus helfen weniger interaktiven Videospiele oder Tipps im Umgang mit rechtsextremen Jugendlichen, sondern vor allem eine eigene Reflektion des Rassismus in der Mitte der Gesellschaft.

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