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Wehrhafte Demokratie Kiel ist „Kein Ort für Neonazis“

„Kein Ort für Neonazis“ – unter diesem Motto stand Kiel an einem Freitag Anfang März 2012. Doch nicht nur an diesem Tag. Nein, die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt will dauerhaft kein Ort für Neonazis sein. Kein einfaches Unterfangen. Doch durch eine kreative Idee des lokalen Aktionsplans „Kiel Nord“ sind demnächst 500 Blechschilder an öffentlichen und privaten Gebäuden zu finden, die ein klares Zeichen gegen Rechts setzen.

 

Seit Jahren versucht die Amadeu Antonio Stiftung mit ihrer Plakataktion „Kein Ort für Neonazis“ bundesweit alle demokratischen Kräfte zu mobilisieren, um die Verankerung der Neonazi-Szene in Bundesländern dauerhaft zu verhindern.

Der Gedanke soll bleiben…

Der seinerzeitige Kieler Kulturreferent und Koordinator des lokalen Aktionsplans „Kiel Nord“ Rainer Pasterank wurde auf der Stiftungswebsite auf eben diese Aktion aufmerksam. Er konnte sich sofort für die Plakataktion begeistern und wollte sie in seiner Stadt Kiel umsetzen. Doch bei aller Begeisterung hatte er die Befürchtung, dass ein Plakat nur für wenige Tage an einem Ort hängt, jedoch witterungsbedingt schnell kaputt geht und verschwindet. „Ein Plakat ist schnell weg, aber der Gedanke soll bleiben“ so Rainer Pasternak. Er sucht nach einer Idee und entwickelt zusammen mit dem lokalen Aktionsplan „Kiel Nord“ eine Möglichkeit dauerhaft, attraktiv ein sichtbares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen: „ Zum Vorbild nahmen wir uns die alten Werbeschilder“.

„Stärkt unsere Demokratie!“

Am 2. März 2012 wurden die Blechschilder von dem damaligen Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) der Öffentlichkeit präsentiert. Das erste „Kein Ort für Neonazis – Kiel gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“-Schild hat der Oberbürgermeister persönlich am Rathaus befestigt. Er sprach von einem starken Zeichen für Demokratie und gegen Neonazis und plädierte an die Kieler Bürgerinnen und Bürger „Stärkt unsere Demokratie!“ Mit den dauerhaft an Gebäuden angebrachten Blechschildern will sich die Stadt gegen rechtsextremes Gedankengut wenden, dass junge Menschen auf Abwege führe.

Insgesamt 500, der rund 20 mal 30 Zentimeter großen gelben Blechschilder werden an öffentlichen und privaten Gebäuden in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt angebracht. 150 Schilder sind bereits vergeben. „Wir sind zuversichtlich, für alle Schilder in den nächsten Monaten Plätze zu finden“, sagte Rainer Pasternak. Die Schilder haben die Stadt rund 4000 Euro gekostet; sie werden kostenfrei verteilt mit der Bitte um eine Spende zu Gunsten der Amadeu Antonio Stiftung.

Ein symbolstarkes Zeichen setzt die Stadt Kiel mit dieser bis jetzt bundesweit einmaligen Aktion. Nicht nur um dauerhaft Nein! zu Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu sagen, sondern gerade auch, weil in Schleswig-Holstein im Mai Landtagswahlen anstehen, ist es wichtig Präsenz zu zeigen. Nur so können die Neonazis keine schleichende Legitimation durch die NPD im Landtag erfahren. „Kiel übernimmt mit den Schildern eine Vorreiterrolle“, sagte Robert Lüdecke von der Amadeu Antonio Stiftung. Andere Städte hätten zwar schon mal zeitlich begrenzte Plakataktionen gemacht, zudem habe es Kampagnen vor Landtagswahlen etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt gegeben. „Doch flächendeckend auf Dauer solche Schilder im öffentlichen Raum zu befestigen, das ist neu.

Große Resonanz

Das Nein zu Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus trifft auf breite Unterstützung. Vertreter der Jüdischen Gemeinden, der Türkischen Gemeinde und des Forums für Migrant*innen  sowie des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Hochschulen waren zum Auftakt der Aktion anwesend. Vertreter der Kirche unterstützen die Aktion auch, werden jedoch keine Schilder an ihren Gotteshäusern anbringen, mit der Begründung, sie wollten niemanden aus ihrer Gemeinde ausschließen. Auch der Kieler Justizminister ließ sich bereits mit einem Blechschild in der Hand vor dem Justizgebäude ablichten. Sie alle machen deutlich: Kiel ist kein Ort für Neonazis.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf dem Portal „Mut gegen rechte Gewalt“ erschienen (2002-2022).

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