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Impfgegner-Demo Geschichtsrevisionismus neben einem KZ-Mahnmal in Hennigsdorf

Knapp 250 Menschen demonstrierten am Mittwoch in Hennigsdorf gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Besonders geschmacklos war eine geschichtsrevisionistische Rede, die Bezug auf ein KZ-Mahnmal neben der Kundgebung nahm. Unser Demobericht.

 
(Quelle: KA)

Am Mittwoch, den 5. Januar, demonstrierten rund 250 Impfgegner:innen in Hennigsdorf in Brandenburg. Im Gegensatz zu den bundesweit stattfindenden „Querdenken“-Demonstrationen, die als „Spaziergänge“ geframed werden, war dies eine offiziell angemeldete Demonstration. Die Polizei war entsprechend gut vorbereitet.

„Oberhavel steht auf“

Angemeldet wurde die Veranstaltung durch Personen des Bündnis „Oberhavel steht auf“, eine Initiative, die sich hauptsächlich gegen die Corona-Maßnahmen richtet.

Ihr Anliegen sei „in erster Linie die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Grundordnung“. Verantwortlich für die Gruppe zeigt sich der Großwoltersdorfer Ex-Pirat Markus Hoffmann. Seit 2020 organisiert er „Querdenken 330“-Protest in der Region. Die Vernetzung von „Oberhavel steht auf“ passiert hauptsächlich via Messenger-App Telegram.  

Angeblich handele es sich bei „Oberhavel steht auf“ um eine „friedliche, demokratische, überparteiliche Bewegung, in der Extremismus, Gewalt, Antisemitismus und menschenverachtendes Gedankengut keinen Platz haben“. Jegliche Parteizugehörigkeit wolle man auf der Demonstration nicht sehen. Und so war auf einem Banner der AfD-Brandenburg das Parteilogo abgeklebt.

Banner, auf dem das AfD-Logo abgeklebt ist

Treffpunkt der Veranstaltung war der Postplatz am Bahnhof in Hennigsdorf. Direkt neben einem KZ-Mahnmal, in Gedenken an die Opfer des Faschismus.

Geschichtsrevisionismus neben einem KZ-Mahnmal

Diese Steilvorlage ließ sich ein Redner nicht nehmen: Die Szene der radikalen Impfgegner:innen wähnen sich in einer Diktatur, gar in einem neuen Faschismus. Und so behauptete der Redner, auch damals, zur NS-Zeit, seien nicht die Bürger:innen die eigentlichen Verbrecher:innen gewesen, sondern lediglich die Regierung, genau so sei es heute auch. Eine klare Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Er verkennt, dass die Gräueltaten der Nazis nur durch die breite Unterstützung der Bevölkerung geschehen konnte. Nur wenige Bürger:innen hatten damals den Mut oder den Willen, Opfer der Nazi-Ideologie zu schützen. Die meisten Deutschen waren Täter, keine Opfer. Der Redner nährte damit den deutschen Opfermythos, wonach das deutsche Volk als Kollektiv unschuldig an den NS-Verbrechen gewesen sei. 

Redner nährt den Opfermythos

Im Anschluss zog der Redner  dann noch einen Vergleich zur DDR-Diktatur: „Ein Verbrechen wiederholt sich natürlich nicht auf gleiche Art und Weise. Aber ein Mahnmal ist dazu da, daraus zu lernen. Zum Beispiel ist das Grundgesetz auf Grund dieses Mahnmals da. Was ist denn hier los, wenn uns die Politiker maskieren, dann nehmen sie uns die Würde.“

Weitere Narrative der Reden waren das „verschwörungstheoretische Statistische Bundesamt“ (eine neue Wortkreation), „Freiheit“ (immer wieder geht es um den angeblichen Kampf, die eigene Freiheit zurück zu erlangen), „Lügenpresse“ (alle Presse ist schlecht bis auf Ausnahmen, wie Boris Reitschuster).

Werbung für Boris Reitschuster

Die angebliche Kindeswohlgefährdung

Das Hauptthema war allerdings eine angebliche Kindeswohlgefährdung durch Covid-Impfungen und durch Masken. Es war das dominierende Thema an diesem Abend. Erschreckend war in Hennigsdorf, wie auch auf zahlreichen anderen ähnlichen Veranstaltungen zu beobachten, dass viele Kinder an der Demonstration beteiligt waren.

Instrumentalisierung von Kindern

Einige wurden sogar dazu instrumentalisiert, das Front-Transparent zu tragen. In Gesprächen war zu hören, wie stolz die Mütter auf ihre Sprösslinge sein, da sie bei der Demonstration mitlaufen und sich vermeintlich für ihre Rechte einsetzen.

Nachdem der Demonstrationszug zwischen 18.30 und 20 Uhr mit Kochgeschirr und Tröten lärmend durch Wohnviertel zog, kam der Demonstrationszug zur Abschlusskundgebung auf den Postplatz zurück.

 

 

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