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Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien Einordnung relevanter Social Media-Plattformen: Twitter

Plattformen werden für unterschiedliche Zwecke und Interessen genutzt werden und habe auch ein anderes Publikum. Welche Reichweiten und Menschen erreichen rechts-alternative Kanäle auf Twitter?

 
Rechtsextreme Agitation auf Twitter verkörpert etwa Martin Sellner ("Identitäre Bewegung") (Quelle: Screenshot)

Bedeutung:

Twitter, gegründet in den USA, hat 326 Millionen monatlich aktive Nutzer*innen weltweit. In Deutschland wird es von rund 4 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal wöchentlich genutzt, damit handelt es sich um eine „Nischen-Community“, wie es die ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 beschreibt. D.h. Twitter wird hierzulande vorwiegend von Journalist*innen, Politiker*innen und Online-Aktivist*innen genutzt und stellt daher stellt aktuell keine für die breite Bevölkerung repräsentative Plattform dar.

Radikalisierung:

Dafür wird Twitter intensiv von Meinungsmacher*innen und Trollen aus vielen Teilen der rechtsradikalen und rechtsextremen Szene genutzt – zumal, da sie hier noch weniger reglementiert werden als auf anderen großen internationalen Plattformen. Die deutschen rechts-alternativen Akteur*innen – das sind auf Twitter vor allem sich „rechtsintellektuell“ gebende Teile wie die IB, „neue Rechte“, Politiker*innen der AfD, „alternative Medien“, aber auch Neonazis – erreichen aber vor allem Wirkung in die eigene Szene. Eine Ausnahme sind Hetzkampagnen, die sich vornehmlich gegen Aktivist*innen für soziale Gerechtigkeit richten: Diese finden besonders oft auf Twitter statt, weil die Angegriffenen dort bisher wenig Möglichkeiten haben, sich konkret dagegen zu wehren. Sie können nur in die nervenaufreibende und belastende Gegenrede gehen oder Accounts blockieren, die Hass verbreiten. Dann müssen die Betroffenen die Inhalte zwar nicht mehr in ihrer Timeline sehen – sie sind aber weiter für alle anderen Twitter-Nutzer*innen sichtbar. Meldungen an Twitter helfen maximal mittelfristig und oft nur in sehr expliziten Fällen. Allerdings kann das vermehrte Posten von Inhalten, die gegen Twitters Com-munity Guidelines verstoßen, dazu führen, dass Inhalte von diesen Accounts weniger prominent in der Timeline angezeigt werden. In der Rechtsaußen-Szene ist dieser „Shadowban“ auf Twitter gefürchtet. Zudem erprobt das Unternehmen aktuell in drei Ländern (Kanada, USA und Japan) ein Verfahren, dass es Nutzer*innen erlaubt, Kommentare unter den eigenen Posts zu verbergen. IB-Influencer Martin Sellner ist ebenfalls dort (mit rund 33.400 Abonnent*innen, Oktober 2019).

 


Die Übersicht der Social Media-Plattformen

Der Artikel ist Teil einer Übersicht der Social Media-Plattformen, die für das Monitoring von Aktivitäten der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Online-Szene für das Projekt de:hate der Amadeu Antonio Stiftung relevant sind. Allgemein ist festzuhalten, dass unterschiedliche Plattformen für unterschiedliche Zwecke und Interessen genutzt werden. Auch wird je nach Plattform ein anderes Publikum angezogen. So nutzen die über 30-Jährigen mit Abstand am meisten Facebook, während bei Jugendlichen Instagram die meistgenutzte Plattform ist.

Grob lässt sich unterscheiden zwischen den großen, öffentlichen Plattformen und dem sogenannten Dark Social, also Messenger-Diensten mit geschlossener Kommunikation. Auf letzteres wird zunehmend ausgewichen, da plattformeigene Richtlinien seit 2018 konsequenter durchgesetzt werden und neue Richtlinien ergänzt wurden, wie das Verbot von Inhalten zu „White Nationalism“ oder das Bannen von „Identitären“-Accounts als Hassorganisation auf Facebook und Instagram. Dadurch werden extreme Inhalte weniger offen beziehungsweise nur mit an die Regeln angepasster Sprache auf den großen Plattformen besprochen.

Für das Monitoring werden sämtliche Phänomene vom rechtspopulistischen bis zum rechtsextremen Spektrum einbezogen. Dafür werden ausgewählte Kanäle regelmäßig überprüft und auf algorithmische Unterstützung gesetzt. Nach bedeutsamen Ereignissen werden Kanäle zielgerichtet auf relevante Informationen hin untersucht.


Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre

Amadeu Antonio Stiftung (Hrsg.):
Alternative Wirklichkeiten. Monitoring rechts-alternativer Medienstrategien
Erscheinungsjahr: 2020

Titelbild der Broschüre: „Alternative Wirklichkeiten“ der Amadeu Antonio Stiftung

PDF zum Download: Monitoring_2020_web

Print-Exemplar bestellen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/alternative-wirklichkeiten/

Alle Artikel aus der Broschüre auf Belltower.News:

https://www.belltower.news/lexikon/alternative-wirklichkeiten/

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